Gelsenkirchen. . Der Tenor Martin Homrich hatte zehn Jahre lang ein Engagement an der Semperoper in Dresden, jetzt ist er neues Ensemblemitglied am MiR.

Am Anfang war es nur ein Kindertraum. Der Traum, einmal der märchenhaften Königin der Nacht zu begegnen, einmal auf der Bühne die schönsten Mozart-Melodien zu singen, einmal im Beifall eines begeisterten Publikums zu baden. „Dass tatsächlich ein Sänger in mir steckt“, lacht Martin Homrich, „das ahnte ich damals noch nicht.“ Inzwischen ist der 43-Jährige längst nicht nur ein Sänger, sondern ein weltweit auf den großen Bühnen der Welt gefeierter Tenor. Seit dieser Spielzeit zählt Martin Homrich zum festen Ensemble des Musiktheaters im Revier.

Eine tragende Rolle als Kardinal

Und übernimmt auch gleich in der ersten großen Premiere dieser Saison eine der tragenden Rollen. Martin Homrich wird in der Inszenierung der Hindemith-Oper „Mathis der Maler“, die am 28. Oktober Premiere im Musiktheater im Revier feiern wird, die Rolle Albrecht von Brandenburgs, gleichzeitig Kardinal von Mainz, singen. Für Martin Homrich ein attraktives Rollendebüt.

Überhaupt: die Rollenangebote. Die gaben mit den Ausschlag für den Sänger, nach seiner freiberuflichen Zeit wieder an ein festes Haus zu wechseln. „Ich werde hier viele Partien erstmals singen können, das ist wichtig fürs Repertoire.“

Neue Perspektiven aufgezeigt

Vier Spielzeiten lang zählte Homrich zum festen Ensemble der Hamburgischen Staatsoper, zehn Jahre lang gar gehörte er zum Ensemble der Semperoper Dresden. Danach arbeitete er sechs Jahre lang frei. In dieser Zeit lernte er auch das Musiktheater Gelsenkirchen kennen: In der Produktion Richard Strauss-Oper „Frau ohne Schatten“ gab er 2014 den König. „Das war ein tolles Arbeiten hier.“ Nun hat man ihm neue Perspektiven aufgezeigt, und er griff zu.

Dabei war Homrich das Singen nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Geboren in Siegen in eine wenig musikalische Familie liebte er es als Kind, vor dem Radio zu sitzen und Klassik zu hören. „Alle wunderten sich dann, dass ich mühelos die Melodien aus der ,Zauberflöte’ pfeifen konnte.“ Rock und Pop interessierten ihn überhaupt nicht.

Figaro-Arie im Schulkonzert

Die Eltern überraschten ihren Sohn mit einer Schallplatten-Aufnahme der Mozart-Oper: „Die hab ich rauf und runter gehört.“ Schließlich wunderte sich der Musiklehrer über das Interesse des Schülers an der Klassik und ließ ihn vorsingen. „Kurz darauf sang ich bereits eine Figaro-Arie beim Schulkonzert.“

Ab da ging’s stetig bergauf mit der Gesangskarriere. Zuerst Musikschule, Gesangs- und Klavierunterricht, dann Studium. „Ich ging zur Kölner Musikhochschule und sang Kurt Moll vor.“ Dem weltberühmten Bassisten, der dann sein Lehrer und Förderer wurde.

Es sollte nicht der einzige prominente Kollege bleiben, der den Karriereweg Homrichs begleitete. Große Sänger wie Montserrat Caballé oder Dietrich Fischer-Dieskau waren dabei, bekannte Dirigenten wie Zubin Mehta oder Daniel Barenboim, dazu attraktive Bühnen wie die Mailänder Scala oder oder die Bayerische Staatsoper München. Das lyrische Fach studierte er intensiv dank zahlreicher Mozart-Partien.

Eine fordernde Rolle

Nun also Gelsenkirchen. „Ich fange gerade erst an, Stadt und Region zu erkunden“, sagt der hochgewachsene Sänger, der zurzeit noch in Dresden wohnt. Viel Zeit frisst aktuell die Probenarbeit für „Mathis“. Diese historische Figur des kunstliebenden und -fördernden Kardinals zu verkörpern, das gefällt ihm sehr, auch wenn Rolle und Musik ausgesprochen fordernd sind: „Man findet weniger Rückhalt in den Harmonien, der Rhythmus ist schwierig und das Orchester ist manchmal so laut, dass es für einen Sänger schwer ist, dagegen anzuhalten.“

Mehr Belcanto gibt es für den Tenor dann im nächsten Jahr, wenn er in Verdis „Nabucco“ glänzen darf.

Die Premiere und die Tickets

Die Oper „Mathis der Maler“ von Paul Hindemith feiert in der Inszenierung von Generalintendant Michael Schulz am Samstag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr Premiere im Großen Haus des Musiktheaters am Kennedyplatz.

Die musikalische Leitung liegt in Händen von GMD Rasmus Baumann. Die Titelrolle des Mathis singt Urban Malmberg. Karten und alle Infos:
0209 4097-200.