Gelsenkirchen. . Belegschaften und Betriebsräte von Uniper fürchten bei Überahme-Schlacht mit Fortum um die Zukunft ihres konventionellen Kraftwerksgeschäfts.
- In Hassel und Scholven schaut man an den Uniper-Standorten mit Sorge auf die Übernahme-Schlacht
- Betriebsräte und Verdi-Gewerkschafter fürchten eine Zerschlagung des Konzerns
- Noch sind Entscheidungen nicht absehbar. Bislang gibt es auch noch kein Übernahmeangebot durch Fortum
In Essen bei Eon, im finnischen Espoo und in Düsseldorf werden die strategischen Entscheidungen in einem Übernahme-Deal getroffen, die in Hassel und Scholven das große Zittern verursachen. Für Uniper, die 2016 von Eon abgespaltene Kraftwerkssparte, arbeiten in vier Gelsenkirchener Gesellschaften (Kraftwerke, Technologies, Anlagenservice, Wärme) insgesamt um die 2000 Beschäftigte, davon vor Ort gut 1200.
Verdi fürchtet die Zerschlagung des Konzerns
Fortum, der Energiekonzern aus Finnland, will Uniper übernehmen. Eon scheint höchst bereit, die eigene Beteiligung von knapp 47 Prozent an seiner ehemaligen Konzernsparte zu verkaufen. Ob das klassische Kraftwerksgeschäft dann noch ins Portfolio der Finnen passen würde, bezweifeln Betriebsräte und Gewerkschafter.
Bei Verdi fürchtet man die Zerschlagung von Uniper. Ebenso sieht es Holger Grzella, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Uniper SE und damit auch für die Kraftwerke Scholven und Datteln zuständig. „Fortum wirbt für CO2-freie Verstromung. Da passen wir ja dann nicht rein“, sagt Grzella. Wir glauben nicht, dass Fortum nur stiller Anteilseigner wird.“ Die Geschichte habe oft genug gezeigt, dass es bei solchen Übernahmen erst heiße, das habe keine Auswirkungen auf die Belegschaft. Und später liefe dann doch alles anders.
Gesellschaften haben unter der Energiewende gelitten
„Wir halten die Mitarbeiter auf dem aktuellen Stand“, doch bekommen „wir aktuell nicht viele neue Informationen. Es gibt Aussagen, die kann man so oder so deuten“, sagt der stellvertretende Konzernbetriebsratsvorsitzende Oliver Biniek. Im seinem Gesellschaftsbereich Anlagenservice, stellt er fest, „fragen die Mitarbeiter ständig nach. Wir spüren, dass sie Ängste und Sorgen haben, vor allem, dass der Bereich konventionelle Kraftwerke keine Zukunft hat.“ Sie seien ohnehin verunsichert, „weil sie in Gesellschaften arbeiten, die unter der Energiewende gelitten haben“. Der Gesamtbetriebsrat holt sich in der kommenden Woche nochmals Rechtsberatung ein, detaillierte Aussagen zur neuen Besitzerstruktur werden erst nach dem Jahreswechsel erwartet.
Projekt „Voyager“ zur Kostensenkung
„Noch ist alles unklar. Es gibt ja nicht mal ein konkretes Angebot“, stellt auch Uniper-Sprecher Georg Oppermann in Düsseldorf fest. Dennoch habe sich längst „die Diskussion entspannt“, wie es weitergehen solle „mit der Energieproduktion“. Eines der ursprünglich größten Kohlekraftwerke Europas und das größte des Konzerns – bis 2003 in der Spitze mit einer Gesamtleistung von 3406 Megawatt – arbeitet in Scholven. Produziert werden hier auch Fernwärme und Dampf für die Industrie.
Größenordnung von etwa 400 Millionen Euro
Eon/Uniper hat bereits einen Restrukturierungsprozess durchlaufen, der besonders die Verwaltungsbereiche betraf. „Generell gilt: Wir müssen rentabel sein. Im Konzern insgesamt läuft das Programm bis Ende 2017 in einer Größenordnung von etwa 400 Millionen Euro. Es hat Personaleinsparungen gegeben, aber der Großteil der Maßnahmen ist umgesetzt“, sagt Oppermann. Unter dem Projektnamen „Yoyager“ wurde auch der Anlagenservice einem Kostensenkungsprogramm unterzogen. „Das ist sozialverträglich gelaufen“, hält Biniek fest. Doch derzeit stehen alle weiteren Signale auf Stopp, „bis man weiß, wie es mit Fortum weitergeht.“