Mitglieder des Freundschaftsvereins Gelsenkirchen-Büyükçekmece waren vor ein paar Tagen in der türkischen Partnerstadt. Ein Kommentar.
Dreimal habe ich die mächtige Metropole am Bosporus besucht, habe mich in diese so weltoffene, moderne, glitzernde Stadt zwischen Orient und Okzident verliebt. Wie gerne würde ich wieder nach Istanbul reisen, Kultur, Gastfreundschaft und Geschichte genießen. So wie es vor wenigen Tagen der Freundschaftsverein Gelsenkirchen-Büyükçekmece getan hat. Geht nicht. Nicht für eine Journalistin!
Und sollte auch für den Gelsenkirchener Partnerschaftsverein nicht mehr gehen! Für Journalisten ist bekanntlich das Risiko einer willkürlichen Festnahme in der Türkei groß. Riskant ist eine Reise auch für all die, die sich in irgendeiner Form für die Pressefreiheit im Lande Erdogans eingesetzt haben. Wenn sie zum Beispiel in den sozialen Medien Freiheit für festgesetzte Journalisten wie Deniz Yücel oder die deutsche Autorin Mesale Tolu gefordert haben. Oder wenn sie lediglich Texte geliked haben, die sich kritisch mit dem Machthaber auseinandersetzen. Allesamt Reaktionen, die der Anstand gebietet, die aber die Chance erhöhen, bei Grenzübertritt in einem türkischen Gefängnis zu landen.
Der ehemalige Kulturdezernent Manfred Beck und die Grünen-Vertreterin Martina Lilla-Oblang haben sich gegen die Verhaftungswelle in der Türkei engagiert. Gut so! Sie mussten deshalb aber aus Sorge um ihre Freiheit auf die Reise in die Gelsenkirchener Partnerstadt verzichten. Das ist ein Trauerspiel. Den Freundschaftsvereinsmitgliedern sei die Reise gegönnt, aber aus Solidarität hätten auch sie verzichten sollen. Der Verweis, die Türkei öffentlich nicht kritisiert zu haben, wirkt da erbärmlich und beschämend. Die Pflege internationaler Freundschaften ist wichtig, die Politik auszuklammern ein Fehler. Denn auch sie bestimmt den Alltag!