Altstadt. . Nodelman-Quartett eröffnet am Sonntag gemeinsam mit der Weltklasse-Cellistin Maria Kliegel die vierte Saison der Kammerkonzertreihe der NPW

Die vierte Saison der Kammerkonzertreihe der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW) beginnt am Sonntagmorgen im Hans-Sachs-Haus ganz unvermittelt - Misha Nodelman (1. Violine), Evgeny Selitsky (2. Violine), Andreas Kosinski (Viola) und Mark Mefsut (Violoncello) “stürmen” praktisch spielend auf die Bühne – das „Nodelman-Quartett“ eröffnet seine „Schubertiade“ sportlich.

Franz Schuberts Quartettsatz c-moll D-703 erklingt da mit Vehemenz, aufgeregte Violinen und eine quirlige Bratsche führen in einen hochspannenden Rausch bis das Cello mit sonorem Klang Beruhigung hereinbringt und warme, sehnsuchtsvolle Umarmungen einleitet. Das liebliche Thema verzaubert die rund 120 Besucher der Matinée, ein Wechsel zu verzweifelten „ostinati“ reißt sie dann wieder mit in aufgewühlte Seelenlandschaften.

Der Satz ist dem Quartett auf den Leib geschneidert

Der Satz scheint dem „Nodelman-Quartett“ auf den Leib geschneidert, das leidenschaftliche Spiel bannt atemberaubend. Das „unvollendete“ Quartett verzückt mit einer durch und durch vollendeten Ausführung. „Willkommen in der wundervollen Welt von Schubert“, grüßt Kosinski das Publikum nach „der Zugabe zu Beginn“. Der Bratschist gibt eloquent Einblick in das Leben des Wiener Komponisten („ein Kämpfer“) und verspricht weitere „traumhafte Melodien, die durch Tränen lächeln“. „Rosamunde“, das Streichquartett Nr. 13, stellt dies unter Beweis. Vier Sätze wunderbarer Fantasien beeindrucken mit vielschichtigen Einwürfen, verschachtelten, gegenläufigen Bewegungen, wechselnden Dynamiken. Nodelman, Selitsky, Kosinski und Mefsut verschmelzen absolute Präzision mit tiefgründigem Gefühl und lieblicher Innigkeit. „Das macht Schubert aus, diese Nähe, diese sphärische Sehnsucht“, schwärmt Mefsut. Noch stärker zu spüren im seltenen Streichquintett C-Dur mit zwei Violoncelli.

Weltklassecellistin Maria Kliegel war eingeladen

Das kammermusikalische Spätwerk, 1828 komponiert, zwei Monate vor Schuberts Tod, wurde zu dessen Lebzeiten nie aufgeführt. „Reizenden Zuwachs“ verspricht Kosinski - das derzeit einer der besten deutschen Streichquartette hat keine Geringere als die Weltklassecellistin Maria Kliegel zum Zusammenspiel geladen. Kliegel ist keine unnahbare Diva, sondern eine strahlende, sympathische Vollblutmusikerin. „Hier will sich keiner produzieren“, lässt sie verlauten, „es geht nur um die Musik“. Genau diese nimmt in den folgenden fünfzig Minuten das Publikum vollends mit auf die Reise der bildschönen Töne. Ausladende Themen, weiche Klangteppiche, so traurig kann „Dur“ klingen. Kliegel fügt sich ein in das perfekte Gefüge, setzt die Akzente des ersten Cellos, trägt bei zur phänomenalen Klangfülle - ein Quintett meisterlicher, ebenbürtiger Stimmen und somit ein herrlicher Einstieg in die neue Kammerkonzertsaison der NPW.