Gelsenkirchen. . Er machte seiner Nachbarin im Maritim das Leben zur Hölle. Das Amtsgericht Essen verurteilte den Stalker jetzt zu einer Bewährungsstrafe.
Stinkende Fischköpfe und andere eklige Tierteile sowie Sexshop-Artikel landeten unter anderem im Briefkasten einer 73-Jährigen Gelsenkirchenerin. Dazu Briefe mit beleidigenden und verleumdenden Texten. Der Alptraum begann im Sommer 2014, als ihr Mann im Sterben lag. Durch den üblen Stalker geriet das Leben der wortgewandten und selbstbewussten Frau völlig aus den Fugen. „Hier sollte jemand fertig gemacht werden“, ist ihr Anwalt Arndt Kempgens sicher.
Ein 63-jähriger Nachbar im Maritim-Wohnturm geriet in Verdacht. Im zweiten Anlauf musste er sich Donnerstag vor dem Essener Amtsgericht wegen Nachstellung verantworten. Verurteilt wurde er von Richterin Dr. Maeßen zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe. 2000 Euro soll er außerdem an die Staatskasse zahlen. Beleidigung und Urkundenfälschung sind unter anderem die Tatvorwürfe im Urteil. Nachstellung ist nicht dabei: Dafür müsste laut Gesetzgeber eine „schwerwiegende Veränderung“ des Lebens des Opfers notwendig sein. Und dazu ist die Aussage der 73-Jährigen zu zurückhaltend.
Stumm ist der Angeklagte. Seinen breitkrempigen Hut hat er übers linke Knie drapiert. Keine Angaben machte er auch im ersten Prozess vor fast einem Jahr. Unter anderem hatte man in seiner Wohnung einen Sarg gefunden mit einem Foto des kürzlich verstorbenen Ehemanns der 73-Jährigen und einen Laptop mit belastendem Material. Von der Decke baumelte ferner eine bekleidete Puppe mit Handschuhen. „Ein Gag“, nannte das der Angeklagte bei den Ermittlern. Der erste Prozess platzte, weil eine Gutachterin seine Schuldfähigkeit prüfen sollte. Vergeblich. Auch bei Dr. Marianne Miller schwieg er beharrlich. „Es soll nur endlich alles vorbei sein“, wünscht sich das Opfer.