Schalke-Nord/Berlin. Friedhofsgärtner Seppelfricke sieht Bundesgartenschauen als Wettbewerbs-Plattform. In Berlin räumte er mit seinem Team wieder Preise ab.
- Friedhofsgärtner Thomas Seppelfricke beteiligt sich seit 20 Jahren an Bundesgartenschau-Wettbewerben
- Mit seinem Team holte er in Berlin wieder Ehrenpreise und Goldmedaillen
- 57 Friedhofsgärtner stellten sich diesmal der Konkurrenz und gestalteten 73 Grabstellen
. Nach der IGA ist vor der Buga. Zumindest für Friedhofsgärtner Thomas Seppelfricke. Er ist Wettbewerbs-erprobt. Und vielfach ausgezeichnet. Für Seppelfricke war es das zehnte Branchen-Kräftemessen in 20 Jahren. Auslöser war die Buga in Gelsenkirchen im Nordsternpark. In Berlin blüht die IGA, die Internationale Garten-Ausstellung ihrem Finale entgegen, da denkt man in Schalke-Nord schon wieder an künftige Herausforderungen bei der Bundesgartenschau. Die nächste wird es in Heilbronn geben. Dann gilt es, Edelmetall zu verteidigen.
57 Friedhofsgärtner stellten sich der Konkurrenz
Mit einer großen Goldmedaille und zwei Goldmedaillen wurden Thomas Seppelfricke und sein Team mit Claudia Zander und Heinz Bier zuletzt für ihre Herbstbepflanzung bei der IGA in Berlin ausgezeichnet. 57 Friedhofsgärtner stellten sich der Konkurrenz und gestalteten 73 Grabstellen. Für ihr einstelliges Wahlgrab wurde Zander mit Gold und einem Ehrenpreis für die beste Pflege bedacht. „Das verpflichtet schon, das Grab bis zum letzten Tag in einem ordentlichen Zustand zu halten“, findet sie. „Unsere Sachen stehen 180 Tage lang bis zum 16. Oktober. Dann sind sie alle Geschichte.“
Rund 1000 Grabstellen hat Seppelfricke in Pflege. Seit Anfang 2017 ist er als Verwalter auch für einen weiteren Friedhofsteil der Gemeinde St. Joseph zuständig und hat dafür sein Personal um zwei auf zwölf Beschäftigte aufgestockt. Die Arbeit in Berlin ist die Kür zur Pflicht. „Viele Kunden registrieren und sehen das. Das darf man nicht unterschätzen“ glaubt Seppelfricke, dass sich auch dieser Einsatz letztlich lohnt.
Kategorie „fließende Form“
Alle paar Wochen machte sich das Team auf den Weg nach Berlin. Um die Bepflanzung zu wechseln, um die Grabstellen herauszuputzen. Schließlich schauen die fünf Preisrichter der Jury im Drei-Wochen-Turnus vorbei. Die Wettbewerbsgräber sollen dabei möglichst so aussehen, „als ob sie schon jahrelang da wären und nicht etwa frisch angelegt wurden. Deshalb wird extrem dicht gepflanzt“, sagt Claudia Zander. Bis zum Abräumen, rechnet sie, „waren wir dann elfmal in Berlin“.
Vor Ort gibt es auch immer positive Rückmeldungen
Der Gärtnermeister stellt sich gerne der Herausforderung. „Es ist immer wieder ein Ansporn, neue Sachen zu sehen und auszuprobieren, man kann sich auch mit vielen Kollegen austauschen“, sagt Seppelfricke. „Vor Ort gibt es auch immer positive Rückmeldungen“, stellt Zander fest. Viele holen sich auf der Schau Anregungen für den eigenen Garten, es muss ja nicht immer der Friedhof sein.“
Eine Große Goldmedaille gab es erneut in der Königsdisziplin – der Kategorie „fließende Form“ für ein dreistelliges Wahlgrab. „Das war auch das beste Grab in der Kategorie“, sagt Seppelfricke. Auf der letzten Buga in Koblenz hat der Gärtner das erste Mal den Staatsehrenpreis bekommen. Die Bepflanzung von dort hat er auf das Familiengrab auf dem Friedhof Am Stäfflingshof übertragen.
„Jede Gestaltung sollte einem Grundgedanken folgen, sie sollte individuell sein und Symbole aufgreifen“, erklärt Seppelfricke. EinePalme steht hier für ferne Länder, Farne auf dem Grab für ewiges Leben. Die Bepflanzung greift die Form eines gefallenen Blattes auf, gebettet auf einem Polster aus Bodendeckern. Die Alpenveilchen sind beinahe verblüht. In der Herbst- Winterbepflanzung werden sie winterharten Eriken und Christrosen weichen. Seppelfricke und Zander ist wichtig, blühende Akzente zu setzen. „Das ist ein Zeichen, dass ein Grab lebendig ist. Wir wollen ja versuchen, den grünen, blühenden Friedhof zu erhalten...“
Beiträge zum Erhalt der Friedhofskultur
Der katholische Friedhof Am Stäfflingshof ist etwas anders als die anderen – und das ist Friedhofsgärtner und -verwalter Thomas Seppelfricke wichtig. Kaum ein Blatt liegt an diesem frühen Herbsttag auf den Wegen. Alles sieht höchst wohlgeordnet aus, eben nach hohem Pflegeaufwand. „Da achten die Leute total drauf“, stellt Seppelfricke fest. Für ihn ist das „mein Friedhof“ – eine Einstellung, die zu Sorgfalt verpflichte. Auch auffällig: Freie Grabstätten sind nicht abgeräumt oder gar mit Rasen eingesät, sondern liegen geradezu angebotsbereit an den Wegesrändern. Das hat System. „Wir haben knapp 80 freie Grabstellen, die wir mitpflegen und anbieten. Das hat mit meinem Verständnis vom grünen, blühenden Friedhof zu tun“, sagt Seppelfricke.
Geringer Anteil der Urnenbestattungen
Das Gräberfeld entwickelt sich gegen den Trend, was sicher auch mit den relativ moderaten Gebührensätzen des konfessionellen Friedhofs, aber auch mit der bewussten Positionierung zu tun habe. „Bei uns sind wieder zweistellige Wahlgräber gefragt“, sagt Seppelfricke. Und, die große Ausnahme: Der Anteil der Urnenbestattungen liegt gerade einmal bei sieben Prozent.
Allerdings reagiert man auch hier wie rundum auf aktuelle Trends. Auf dem Friedhof der Gemeinde St. Joseph gibt es seit einiger Zeit den „Garten des Lichts, das erste gärtnergepflegte Grabfeld auf einem konfessionellen Friedhof im Bistum Essen“. 55 Gräber hat Seppelfricke neu angelegt, gestaltet und Vorsorgeverträge abgeschlossen. „Das ist sehr erfolgreich“, sagt er, und sei letztlich auch eine würdevolle Lösung, „zum Erhalt der vielfältigen Friedhofskultur beizutragen“.