Ückendorf. . Sieben Künstler mit ganz unterschiedlichen kulturellen Wurzeln zeigen in der „Alten Kutschenwerkstatt“ in Gelsenkirchen ab Freitag ihre Werke

Welche Spuren hinterlassen Einwanderer und Flüchtlinge in unserer Gesellschaft? Mit diesem Thema beschäftigt sich die bundesweite „Interkulturelle Woche“, die am Sonntag, 24. September, beginnt und unter dem Motto „Vielfalt verbindet“ steht.

Unterschiedliche Wurzeln

Auf diesen Leitspruch bezieht sich auch die aktuelle Ausstellung in der zum Kunstraum umfunktionierten alten Kutschenwerkstatt an der Bochumer Straße 130: „I am. . .“ ist sie übertitelt, gezeigt werden 30 Werke von sieben Gelsenkirchener Künstlern mit ganz unterschiedlichen Wurzeln.

Die Arbeiten der gebürtigen Südafrikanerin Mamothusi Yvonne Thlong, der aus Afghanistan stammenden Künstlerin Tahmina Tomyris und des aus Syrien geflüchteten Maler Salad Sadoo Rashad könnten unterschiedlicher kaum sein. Auf ihre Bilder und Collagen treffen aktuelle Arbeiten der Gäste Hülya Cimen aus Mönchengladbach, Schirin Khorram aus Augustfehn und von Ahang Nakhaei, die lange Zeit in Gelsenkirchen lebte.

Gemälde mit 3-D-Effekten

Die Künstlerinnen Mamothusi Yvonne Tlhong (l.), Ahang Nakaei (Bildmitte) und Tahmina Tomyris zeigen in der Kutschenwerkstatt aktuelle Arbeiten.
Die Künstlerinnen Mamothusi Yvonne Tlhong (l.), Ahang Nakaei (Bildmitte) und Tahmina Tomyris zeigen in der Kutschenwerkstatt aktuelle Arbeiten. © Joachim Kleine-Büning

Helmut Warnke, Organisator und Kurator der Ausstellung, zeigt dazu poppige Werke in Neonfarben, die an gleicher Stelle bereits zuvor zu sehen waren und nun in einen wortlosen Dialog treten mit den „interkulturellen“ Exponaten.

„Es gibt schon einen deutlichen Unterschied zwischen der Kunst, die hier gemacht und gekauft wird und den südafrikanischen Vorlieben“, hat Namothusi Yvonne Tlhong beobachtet, die vor sechs Jahren nach Gelsenkirchen zog. In der Kutschenwerkstatt zeigt sie farbenfrohe Gemälde mit 3-D-Effekten: Die Künstlerin hat Stoffe mit Mustern aus ihrer Heimat auf die Leinwände geklebt, so bilden sich Falten und Schattenwürfe.

Mit den Besonderheiten von Oberflächen beschäftigen sich auch die aktuellen Werke von Ahang Nakhaei, die graue Betonmauern mittels digitaler Fotobearbeitung zu neuen Farben verhilft: „Ich habe mich von den Wänden des Hauses meiner Großmutter im Iran zu diesem Projekt inspirieren lassen, denn auch auf einfachen Wänden gibt es viel zu entdecken. Diese Elemente wollte ich herausheben“, sagt sie.

Alle Augen auf die Kunst gerichtet

In ihrer letzten Bilderserie stellte die junge Deutsch-Iranerin das Frauenbild (vor allem in den muslimischen Ländern) in den Mittelpunkt, ein Ansatz, der sie mit Tahmina Tomyris verbindet, die vor zwei Jahren aus Afghanistan nach Gelsenkirchen kam. Ihre Bilder zeigen Frauen mit verbundenen oder fehlenden Augen – oder gleich mit ganz vielen. Dafür hat sie Fotos von Fatima Hosaini entfremdet.

Ungewöhnliche Frauen-Porträts zeigen hier auch Hülya Cimen und Schirin Khorram, während der in Horst lebende Künstler Salad Sadoo Rashad Füße als zentrales Thema in seine Kunst einfließen lässt: „Ich bin zu Fuß aus Syrien geflüchtet, das beschäftigt mich bis heute“, so Rashad.

>>Info: Zu sehen ist die Ausstellung in der Kutschenwerkstatt an der Bochumer Straße 130 bis zum 15. Oktober jeweils mittwochs und sonntags von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung: Telefon 01577 632 74 69.

Eröffnet wird die Schau heute um 19 Uhr von der Historikerin und „Flora“-Leiterin Wiltrud Apfeld. Esma Görken und Yalcin Karakus gestalten den Abend mit Gesang und Baglama.