Schalke. . Nach Ankündigung des Konzerns zu Fusion und Stellenabbau fürchten Betriebsrat und IG Metall auch in Schalke um Industriearbeitsplätze.
- Nach der Fusionsankündigung der Konzernspitze machen sich Beschäftigte in Schalke Job-Sorgen
- Bei Thyssen-Krupp Electrical Steel ist man spezialisiert auf die Produktion von Elektroband
- 640 Beschäftigte hat das Werk, das 2013 bereits zum Verkauf stand. Doch dann wurden Millionen investiert
Mit einer „Absichtserklärung“ hatte man in Schalke gerechnet und deutete die Vorzeichen entsprechend, nachdem die Aufsichtsratssitzung für Thyssen-Krupp vom 13. auf den 23. September verlegt worden war. Das mache man nicht, wenn man nichts Substanzielles zu verkünden habe, so die Einschätzung des Betriebsrats von Thyssen Krupp Electrical Steel an der Kurt-Schumacher-Straße.
Die Botschaft, die dann Mittwoch aus der Firmenzentrale kam, hat dennoch überrascht: Fusion mit dem Stahlproduzenten Tata Steel, Abbau von rund 2000 Stellen bei Thyssen-Krupp und wohl 4000 insgesamt, Verlagerung der Firmenzentrale nach Holland – das hatte man vor Ort in Schalke so nicht auf der Rechnung.
IG Metall und Betriebsrat fällt eine Einordnung schwer.
„Man merkt, dass da Details besprochen worden sind, über die die Betriebsräte nicht informiert worden sind“, sagt Barbara Kremser-Bruttel, Betriebsratsvorsitzende im Gelsenkirchener Werk. Was die Botschaft von der Konzernspitze für den Standort bedeutet? Der IG Metall und dem Betriebsrat fällt eine Einordnung schwer. „Zu möglichen Auswirkungen können wir noch gar nichts sagen“, meinen die Betriebsratsvorsitzende und IG Metall-Sekretär Jörn Meiners „Aber wir machen uns schon Sorgen um die Industriearbeitsplätze. Eine Fusion ist immer mit Synergieeffekten verbunden. Da weiß man am Ende nie genau, was passiert. Nicht von ungefähr ist ja eine Demo in Bochum geplant“, so Meiners.
Konzern investierte einen zweistelligen Millionenbetrag
Der Thyssen-Krupp-Standort an der Berliner Brücke hat wechselvolle Zeiten hinter sich. 2013 lautete die Botschaft: Electrical Steel verkauft das Werk in Schalke, es sei nicht rentabel genug. 640 Beschäftigte zitterten um ihre Jobs. Doch es fand sich kein Käufer. Im Gegenteil. Der Konzern investierte einen zweistelligen Millionenbetrag, das Werk kam wieder in die Erfolgsspur und erzielte gute Ergebnisse, auch weil die Belegschaft einem Ergänzungstarifvertrag zustimmte – der jüngst zum 1. Oktober für weitere drei Jahre fortgeschrieben wurde.
Es werden weiterhin tarifliche Sonderzahlungen gekürzt
Das bedeutet: 37 statt 35 Wochenarbeitsstunden im ersten Jahr, 36,5 im zweiten und schließlich 36 im dritten Jahr. Zudem werden weiterhin tarifliche Sonderzahlungen gekürzt. Dafür gibt es eine Beschäftigungs- und Standortgarantie, die explizit auch bei einer Gesellschafts-Änderung gilt. „Ob uns das auf Dauer hilft, wissen wir natürlich nicht“, sagt Kremser-Bruttel. Thyssen-Krupp Electrical-Steel hat ein Schwesterwerk in Frankreich, das zu ähnlichen Konditionen arbeitet. Aber auch Tata Steel betreibt ein Werk in Wales, das die Elektrostahlbranche bedient. Nach Meiners Informationen gibt es dort sogar „längere Standortsicherungs-Garantien als bei uns“. Vor diesem Hintergrund warnt der Gewerkschafter: „Drei Jahre sind im Stahlgeschäft nicht allzu lang.“
In Konkurrenz vor allem mit China und Russland
Electrical Steel steht auf einem offenen Markt in internationaler Konkurrenz vor allem mit China und Russland. „Als kleines Werkchen haben wir uns immer behauptet. Wir sehen uns als Premiumhersteller“, sagt die Betriebsratsvorsitzende. „Bei uns geht Qualität über Quantität.“ Dennoch sei die Ertragslage aktuell wieder schwieriger. Der Erfolg hänge nicht unmaßgeblich an der Energiewende. Kommt sie, so Kremser-Bruttel, „ist das gut für uns. Dann ist unser Produkt gefragt.“