Gelsenkirchen. . Alzheimer ist eine Herausforderung für die Gesellschaft. Sie muss klären, wie sie Kranken Teilhabe ermöglicht. Im MiR geht es um Perspektiven.

  • Das Musiktheater im Revier bereitet zum zweiten Mal die Bühne für die Alzheimer-Gesellschaft Gelsenkirchen
  • Information, Austausch und Unterhaltung werden am Donnerstag, 21. September geboten
  • Mitmachen ist dabei ab 14.30 Uhr besonders beim „Markt der Möglichkeiten“ und im Tanzcafé erwünscht.

Das Musiktheater im Revier bereitet zum zweiten Mal die Bühne für die Alzheimer-Gesellschaft Gelsenkirchen und den Weltalzheimertag. Information, Austausch und Unterhaltung werden am Donnerstag, 21. September geboten. Das Motto des Tages verspricht: „Demenz – die Vielfalt im Blick“. Mitmachen ist dabei (ab 14.30 Uhr) besonders beim „Markt der Möglichkeiten“ und im Tanzcafé ausdrücklich erwünscht.

Für MiR-Geschäftsführer Tobias Werner ist die erneute Kooperation naheliegend und folgerichtig, „weil für uns die kulturelle Teilhabe aller Menschen ein wichtiges Gut ist.“ Werner glaubt: „Mit Musik erreichen wir jeden Menschen. Auch Demenzkranke.“

Kultur- und Essenshäppchen serviert

So sieht es auch Künstler Norbert Labatzki, der sich organisatorisch des Nachmittags-Tanztees angenommen hat, wenn Kultur- und Essenshäppchen serviert werden – vom Vokalensemble Baikal und den Bandoneon-Freunden Essen. „Lieder zum Mitsingen“ wird Labatzki mit ihnen anstimmen – auch weil er aus anderen Runden weiß, was Musik an Erinnerungen wecken kann. „Menschen, die kaum noch sprechen, singen auf einmal ganze Lieder mit. Das ist auch ein Teil Therapie.“

Elf Selbsthilfegruppen, 4500 Betroffene

Menschen mit Demenz sind so verschieden wie Menschen überhaupt sind. Manche der rund 4500 Betroffenen in der Stadt sind noch weitgehend selbstständig, andere sind auf umfassende Hilfe angewiesen. Manche sind vergnügt oder fröhlich, andere traurig oder aggressiv. „Aber für alle muss ein Platz in unserer Stadtgesellschaft sein“, wirbt Wilfried Reckert, Vorsitzender der Alzheimer-Gesellschaft. Er appelliert: „Man darf Demenz nicht nur als Krankheit begreifen. Es ist eine langfristige Herausforderung für unsere Gesellschaft, Teilhabe zu ermöglichen. Und wir müssen uns dabei fragen, was wir tun müssen, um eine dementiell-freundliche Stadt zu werden.“

Soziologe und Theologe Prof. Reimer Gronemeyer

Das wird auch Thema der Tagung am Vormittag sein, wenn es im MiR ab 11 Uhr um „Demenz im öffentlichen Raum“ geht. Das (für alle offene) Einleitungsreferat hält der emeritierte Soziologe und Theologe Prof. Reimer Gronemeyer. Laut Reckert sorgt er seit Jahren „für Vielfalt in der Deutung von Demenz, indem er den Blick nicht auf die Krankheit der Individuen, sondern auf gesellschaftliche Krankheit richtet.“

Der Aufklärungsbedarf ist für Labatzki und Reckert nach wie vor hoch. Immerhin: Es gibt eine positive Entwicklung, die Akteure sind in Gelsenkirchen gut vernetzt, alle Institutionen kooperieren in der Alzheimer-Gesellschaft, insgesamt gibt es elf Selbsthilfegruppen. „An Ständen ist man vor ein paar Jahren kaum ins Gespräch gekommen über das Thema. Heute ist das etwas einfacher. Aber man darf sich keine Illusionen machen.“ Demenz sei immer noch viel zu selten ein öffentliches Thema, findet Reckert.

>> Programm: Von Markt-Info bis zum Tanztee

Mit dem Demenzservicezentrum Ruhr ist am 20. September auf dem Horster Wochenmarkt (10 bis 12 Uhr) ein Info-Stand mit Ärzten, Apothekern, Angehörigen und betreuenden Institutionen geplant. Erörtert wird, was „Demenz unter dem Schirm des Quartiers“ bedeuten kann.

Im Musiktheater am Kennedyplatz beginnt am 21. September um 11 Uhr die öffentliche Tagung. Das Impulsreferat hält Prof. Reimer Gronemeyer um 11.15 Uhr, um 12.30 Uhr ist eine Podiumsdiskussion geplant. Das Tanzcafé mit Livemusik öffnet von 14.30 bis 16.30 Uhr.