Gelsenkirchen. . Gelsenkirchener Verein veröffentlicht Stellungnahme auf seiner Internetseite. Experten machen die dortigen Angaben „hochgradig skeptisch“.
- Der Gelsenkirchener Verein „Kinderwünsche“ ist in Verruf geraten. Es gibt Betrugsvorwürfe
- Auch vor Bundesliga-Heimspielen in der Arena sind die Sammler des Vereins unterwegs gewesen
- Der Vorstand weist nun Vorwürfe eines zweckfremden Umgangs mit Spendengeldern entschieden zurück
Der Gelsenkirchener Verein „Kinderwünsche“ ist in Verruf geraten. Die Spendensammler des Vereins sammeln seit Jahren vor den Bundesligastadien in Dortmund und auf Schalke. Wie berichtet, hat die Fanabteilung des BVB erhebliche Zweifel, ob das gesammelte Geld tatsächlich Kindern zugute kommt. Die Fan-Vertreter haben rechtliche Schritte gegen den Gelsenkirchener Verein eingeleitet, wegen Betrugsverdachts. Auch Schalke 04 untersagte vorläufig alle Spendensammler-Aktivitäten an der Arena und fordert generell zunächst einmal Unterlagen wie Freistellungsbescheid, Spendennachweise oder Jahresberichte ein.
Alle Sammeldosen mit einer Sicherheitsplombe
Bislang schwieg „Kinderwünsche“ zu den erhobenen Vorwürfen - bis jetzt. Auf seiner Internetseite veröffentlichte der Verein am Mittwoch eine Stellungnahme zu „den jüngsten Berichterstattungen über unser Vorstandsmitglied Cornelia Keisel und unseren Verein“: Die Vorwürfe eines zweckfremden Umgangs mit Spendengeldern weist „Kinderwünsche“ dort „entschieden zurück. Alle Sammeldosen sind mit einer Sicherheitsplombe versiegelt, so dass ein unberechtigter Zugriff nicht unentdeckt bleiben würde. Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung und Weiterleitung von Spendengeldern konnten hier nicht festgestellt werden. Der Verein wird sich an der Widerlegung der Vorwürfe aktiv beteiligen.“
Es könne „leider nicht ausgeschlossen werden, dass die Berichterstattung ganz bewusst initiiert worden ist, um dem Verein und insbesondere unserem Vorstandsmitglied Cornelia Keisel persönlich schweren Schaden zuzufügen“, auch lege „der Inhalt der Berichterstattung teilweise eine Verwechslung mit anderen Spendensammlern nahe, die rund um das BVB-Stadion ebenfalls aktiv sind. Wir werden uns gegen die Vorwürfe deshalb auch juristisch verteidigen.“
Angaben zur Tätigkeit der Sammler
Eine schriftliche Anfrage der WAZ-Redaktion unter anderem zum Verhältnis von Spenden-Einnahmen und -Abgaben oder zur Tätigkeit der Sammler blieb Mittwoch unbeantwortet, ein seitens des Vorstands angebotenes Gespräch kam im Laufe des Tages nicht zustande.
„Kinderwünsche“ sieht auch Burkhard Wilke, Leiter des Zentralinstituts für soziale Fragen in Berlin, kritisch. Wilke, dessen Institut vor unseriösen Spendenvereinen warnt und ein Spendensiegel vergibt, hat sich die Internetseite des Vereins angesehen. Was er dort gefunden hat, macht ihn „hochgradig skeptisch“. Es gibt keinen Tätigkeitsbericht, Finanzdaten bleiben im Dunkeln, „zu viele Fragen bleiben offen und die Informationen, die man einsehen kann, sind unverbindlich“.
Anm.d.Red.: Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Essen gegen Cornelia Keisel wegen Betrugs ist im September 2020 gemäß § 153 Abs. 1 StPO eingestellt worden.