Horst. . Erstmals wurde in einem Bezirksforum über die Vergabe von Mitteln entschieden. In der Glashalle von Schloss Horst stellten Bürger Anträge.
- Das Bezirksforum West war der Auftakt für vier weitere“Bürgerhaushalt“-Treffen in Gelsenkirchen.
- Hier können Bürger Anträge einbringen und danach direkt vor Ort über die Vergabe abstimmen.
- Insgesamt sind für die fünf Bezirke 200 000 Euro im Fördertopf für 2018 vorhanden.
„Wir wollen heute mit den Menschen über Geld reden“, sagt Karin Welge. Die Stadtkämmerin ist gespannt, fast ein bisschen aufgeregt. Und mit ihr der anwesende Teil der Stadtverwaltung. Was jetzt gleich geschieht ist eine Premiere und ein Novum: Die Bürger des Stadtbezirkes West erarbeiten einen kleinen, kommunalen Haushalt für ihr Quartier. In drei Stunden soll der stehen.
„Wir kommen her mit der Erwartungshaltung an die Bürger, ihre Stadt mitzugestalten. Denn manchmal sind es ja die Kleinigkeiten, die ein Quartier lebenswert machen“, so Welge. „Das ist ein spannender Moment, da will ich als Oberbürgermeister gerne dabei sein“, sagt Frank Baranowski, selbst ein Horster.
Das Prozedere wird zu Beginn erklärt
Kurz wird das Prozedere erklärt: Jeder Verein, jede Initiative, jeder Bürger kann einen Antrag formulieren. Der wird dann geprüft und, im besten Fall, noch vor Ort auf den Weg gebracht. Dann dürfen die Anwesenden loslegen. Die Stellwände in der Glashalle füllen sich. Da regt ein Plakat Sitzgelegenheiten auf der Markenstraße an, dort ein nächstes einen Weihnachtsbaum für die Vorburg des Schlosses, ein dritter beantragt einen Zuschuss für ein Straßenfest.
„Der allergrößte Teil scheint möglich, alles ist sehr gut durchdacht. Und kein Antrag ist so hoch, dass die gesamte Summe von 30 000 Euro gleich weg ist“, ist der OB angetan von den Vorschlagen „seiner“ Bürger.
Ein Wunsch: Infotafeln für Schloss Horst an der A42
Jetzt geht es an die Überprüfung der Vorschläge. Da ist die Verwaltung gefragt. Wolf Hoffmann vom Förderverein Schloss Horst hat sich touristische Infotafeln für das Schloss auf der A 42 gewünscht. Im Auditorium trifft das auf Zustimmung – in der Verwaltung nicht. „Das liegt nicht in unserer Zuständigkeit“, erklärt Stadtbaurat Martin Harter. Immerhin, man wolle das Anliegen weiterleiten.
Ein anderer Wunsch: Abfallbehälter für Hundekot am Mühlenemscherweg. Die machen nur Sinn in Kombination mit einem Beutelspender, regt die Verwaltung an. Die Kosten dafür belaufen sich auf 400 Euro. Da meldet sich der Bezirksbürgermeister Joachim Gill. „Wir haben das Projekt: Sauberes Horst. Darin verfügen wir über einen Etat von 5 000 Euro. Davon werden wir das bezahlen“, verspricht er und erntet Beifall. Der erste Vorschlag, der realisiert wird. Ganz ohne die diskutierten Mittel.
Jeder Vorschlag wird auf Machbarkeit geprüft
Jeder Vorschlag wird auf seine Machbarkeit überprüft. Dann gibt es eine Pause. In der stellt Moderator Volker Vorwerk ein Vorschlags-Paket zusammen. Derweil beraten sich die Vertreter der Verwaltung, stecken die Köpfe zusammen, rechnen. Was hier geschieht, ist spannend, weil Kommunalpolitik in Echtzeit abläuft und live miterlebt werden kann.
Gegen halb neun Uhr am Abend wird das Paket vorgestellt – und ohne weitere Diskussion von den Bürgern angenommen. Karin Welge ist begeistert: „Mich freut, dass wir einen Konsens erzielt haben. Es wurden gute Ideen formuliert für die Verwendung der Mittel. Dass auf dem Wege Projekte auch anderweitig realisiert werden können, hat auch seinen Reiz.“
Viele Vereine stellten ihre Projekte vor
Vor allem Vereine und Bildungseinrichtungen nutzten die Chance, ihre Projekte bezuschussen zu lassen.
So stellte der „Verein zur Förderung des Schullebens an der Grundschule Lanferbach e.V.“ einen Antrag auf Förderung einer Trommel-Projektwoche. „Das ist ein unvergessliches Gemeinschaftserlebnis für die Kinder“, so der Vorsitzende Markus Karl. Zumal die Schule aus zwei Standorten bestehe und die Förderung der Gemeinschaft aller Schüler ein großes Vorhaben ist.
Peter Nienhaus formulierte einen Antrag für die Hauptschule Schwalbenstraße. „Die Schule hat ein Biotop im Schulgarten. Das muss restauriert werden.“ Die Schüler legen zwar selbst Hand an, benötigen dafür aber verschiedene Geräte. Zudem bat der Schulleiter um Unterstützung bei der Kultivierung eines kleinen Geländes am Biomassepark Hugo. „Da geht es um Geräte und Pflanzen.“ Nienhaus, der nicht nur Schulleiter, sondern auch aktiver Jecke ist, stellte einen zweiten
Antrag zur Unterstützung des Kinderumzuges in Horst. Den organisiert der KC Astoria für alle Kinder der Stadt – im nächsten Jahr mit 1 000 Euro mehr in der Tasche.
Schüler wollen Außenbereich mitgestalten
Christiane Fernkorn, Leiterin der Albert-Schweitzer-Förderschule für geistige Entwicklung, war in Vertretung der Schülervertreter da. Die wünschten sich finanzielle Mittel, um den älteren Schülern die Möglichkeit zu geben, sich im Außenbereich ein eigenes Areal zu gestalten. „Die Besonderheit bei uns ist, dass wir Schüler zwischen elf und 19 Jahren haben.“ Für die jüngeren sei viel gemacht worden, für die älteren bislang nicht. Alle vier Anträge wurden positiv beschieden. „Ich freue mich sehr“, so Christiane Fernkorn. „Ein lohnender Abend“, resümierte Peter Nienhaus.
>> Info: Das Bezirksforumzur Vergabe kommunaler Mittel findet einmal in jedem Stadtbezirk statt. Heute, 7. September, geht es um 18 Uhr weiter in der Gesamtschule Erle für den Bezirk Ost.
Am Dienstag, 12. September, folgt um 18 Uhr im Rathaus Buer, Raum Cottbus, die Vergabe der Mittel für Nord, Donnerstag, 14. September, folgt in der AWO an der Grenzstraße der Bezirk Mitte.