Gelsenkirchen. . Dritte Staffel der Kammerkonzertreihe in der Flora zeigt mit Streicher-Werken von Mozart bis Penderecki Brüche und Gemeinsamkeiten auf.

Mit einer ungewöhnlichen musikalischen Reise durch Europa begann am Sonntagabend die dritte Staffel der Kammerkonzertreihe „Musik erzählt. . .“ im Kulturraum „die Flora“.

In Zeiten des politischen Umbruchs möchte die Reihe, initiiert von dem Gelsenkirchener Komponisten Michael Em Walter und Flora-Leiterin Wiltrud Apfeld, die positiven Aspekte des europäischen Gedankens ins Bewusstsein rücken. „Europa liegt uns sehr am Herzen“, erklärte Apfeld bei diesem Auftakt in das Herbstprogramm der Flora. „Bei den drei Konzerten dieser Reihe soll der Gedanke von Europa als Kulturgemeinschaft im Mittelpunkt stehen“, fügte Michael Em Walter hinzu – und erklärte sodann, dass die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart sich ebenso wie ein roter Faden durch die Konzertreihe ziehen wird.

Zeiten der Unsicherheit

Zum Auftakt wurde Mozarts äußerst selten interpretiertes „Divertimento für Streichtrio Es-Dur“ mit zwei weiteren Streich-Trios in Verbindung gebracht – und die hatten es durchaus in sich. So nahmen Werner von Schnitzler (Violine), Max Schmiz (Viola) und Thomas Schmitz (Cello), allesamt Musiker des „Ensemble Ruhr“, die Zuhörer mit auf die Reise ins Frankreich zu Beginn des zweiten Weltkrieges und in das vom Mauerfall aufgewühlte Polen der 1990er Jahre.

Zeiten der Unsicherheit, die sich jeweils auch in der Musik widerspiegelten: Der französische Komponist Jean Francaix hatte 1933 sein einziges „Streichtrio“ mit starken Dissonanzen durchzogen, kontrastierte betont heimelige und nahezu kitschig-romantische Phasen mit schroffen, fragmentarischen Momenten.

Starke musikalische Brüche

Fast nahtlos fügte sich das fast 60 Jahre später entstandene Streichtrio des polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki in dieses Klangpuzzle ein: Auch Penderecki spielte mit starken musikalischen Brüchen, ließ die Zuhörer bei kunstvoll eingeflochtenen Pizzicato-Phasen die Ohren spitzen.

Die Musiker des Ensemble Ruhr, die in dieser Formation zum ersten Mal zusammen spielten (Werner von Schnitzler war am Sonntag kurzfristig für Lisa Schumann-Heinen eingesprungen), vermochten es, den Zwiespalt, der beide Komponisten umtrieb, wirkungsvoll mit den Werken in den Raum zu transportieren.

Ein zu Unrecht gehüteter Geheimtipp

Auch Mozarts „Divertimento“, das als technisch schwierig gilt, erwies sich an diesem Abend als zu Unrecht gehüteter Geheimtipp: Mozarts einziges Werk für diese Besetzung, zugleich auch seine längste Kammermusikkomposition überhaupt, verband tänzerische mit lyrischen Momenten und wurde hier sehr feinsinnig interpretiert. Die Zuversicht, die aus diesem Werk von 1788 herausklingt, würde auch einem Europa von heute gut zu Gesicht stehen.

>> Weitere Konzerte in der Flora

Ausschnitte aus diesem Programm wird das Ensemble Ruhr am Weltkindertag, Mittwoch, 20. September, um 10.30 Uhr in der Flora auch einem jungen Publikum vorspielen. Angesprochen werden sollen vor allem Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren.

Der Eintritt ist frei, eine Reservierung unter T. 0209 169 9105 ist erforderlich. Weitere Konzerteder Reihe werden am 8. Oktober und am 5. November, jeweils ab 17 Uhr in der Flora, erklingen