Gelsenkirchen. . 15 Grad, Fußball-Konkurrenz im TV? Kein Problem: 3000 Fans feiern Matthias Reim im Amphitheater und ein Konzert der härteren Gangart.

Jaap Vandenberge isst noch schnell seine Kibbelinge, dann aber hup, hup zur Bühne. „Ich komme aus der Gegend von Venlo und bin oft in Deutschland. Klar kenne ich Matthias Reim, find‘ ich klasse, seit seinem ersten Hit.“ Wenn der sympathische Niederländer wirklich ganz nah dran sein will, muss er ein bisschen quetschen. Denn bereits um 19 Uhr hat sich eine Traube Fans vor der Bühne gebildet.

Eine Traube Fans vor der Bühne

Rund 3000 Sympathisanten haben sich an diesem Freitagabend im Amphitheater versammelt. Die Arena fasst ungefähr 7000 Besucher, aber gut. Es hat nur 15 Grad, wird im Verlauf des Abends kälter, Deutschland spielt Fußball. „Doch, wir sind zufrieden“, sagt Daniela Grede von Semmel-Concerts, dem Veranstalter.

Punkt 20 Uhr geht’s los – mit einem Donnerschlag. „Du schlägst wie ‘ne Bombe in mein Leben“ heißt der Opener, mit satten Rockriffs der beiden Gitarristen Michael „Bretti“ Brettner und Klaus Spangenberg. Denn wer zu einem Konzert von Matthias Reim geht, muss damit rechnen, auch mal mit einer etwas härteren Gangart versorgt zu werden. Wir sind hier nicht bei G.G. Anderson.

Manchmal greift der 59-Jährige selbst zur Gitarre

„Ich hab‘ geträumt von Dir“, „Ich hab‘ mich so auf Dich gefreut“, „Ganz egal“ – Reim bringt Lieder aus verschiedenen Schaffensphasen seiner von Höhen und Tiefen zerfurchten Karriere. Manchmal greift der 59-Jährige selbst zur Gitarre. Er trägt Jeans, Jeansjacke, ein weißes T-Shirt, weiße Sneaker.

Prinzessinnen-Trio aus Herne: Ina, Jacqueline und Angela beim Konzert am Rhein-Herne-Kanal.
Prinzessinnen-Trio aus Herne: Ina, Jacqueline und Angela beim Konzert am Rhein-Herne-Kanal. © Heinrich Jung

Jan Vandenberge und seine Koalition müssen etwas mehr als zwei Stunden lang auf den erhabenen Moment warten. Reim hat sich „Verdammt, ich lieb‘ Dich“ für die letzte Zugabe aufgespart. Das macht man so mit Hits, vor allem, wenn man nur einen wirklich großen hatte. Die Fans indes haben diese zwei Stunden gut investiert. Die Songs haben Qualität, bewegen sich weit über dem austauschbaren Schlagerstandard. „Wilde Pferde“ ist zwar kein Rolling-Stones-Cover, hat aber textliche Parallelen. Gut, wenn einer beim Klauen Geschmack beweist.

Andacht und Spannung im Amphitheater

Es leuchtet mild der Mond über dem Rhein-Herne-Kanal. Andacht und Spannung bemächtigen sich des Amphitheaters. Und dann kommt er nochmal und bringt ihn, den Hit: „Verdammt, ich lieb‘ Dich.“ Und ja, die Fans singen mit. Verdammt, sie lieben ihn.