Essen/Schalke. Ende einer Ehe: Der Rotterdamer Firat I. (25) soll seine Ehefrau am 2. Februar 2017 durch einen Verkehrsunfall auf der A 42 bei Gelsenkirchen-Schalke umgebracht haben. Er selbst hatte den Zusammenprall mit einem Lkw mit schwersten Verletzungen überlebt. Seit Freitag muss er sich wegen heimtückischen Mordes vor dem Schwurgericht in Essen verantworten.
Ende einer Ehe: Der Rotterdamer Firat I. (25) soll seine Ehefrau am 2. Februar 2017 durch einen Verkehrsunfall auf der A 42 bei Gelsenkirchen-Schalke umgebracht haben. Er selbst hatte den Zusammenprall mit einem Lkw mit schwersten Verletzungen überlebt. Seit Freitag muss er sich wegen heimtückischen Mordes vor dem Schwurgericht in Essen verantworten.
Das Bild eines gewalttätigen, unkontrollierten Mannes zeichnet die Anklage, die Staatsanwältin Birgit Jürgens vorliest. Seit 2013 kannte das niederländische Pärchen sich, am 9. April 2016 schloss es die Ehe nach islamischem Recht. Doch geprägt wurde die Beziehung von Gewalttaten, sagt die Anklage. Nahezu wöchentlich habe Firat I. sie misshandelt. Auch als sie schwanger war. Einmal soll er bereits in der Vergangenheit einen Verkehrsunfall provoziert haben, bei der beide aber unverletzt blieben.
Schließlich trennte die Frau sich von ihm, ging in ein Frauenhaus. Dort trieb sie das gemeinsame Kind ab, erwirkte für ihren Mann auch ein gerichtliches Verbot. Seitdem durfte er sich ihr nicht mehr nähern.
Doch am 2. Februar 2017 stieg die Frau zu ihm ins Auto. Offenbar, so nimmt die Anklage an, wollte das Paar wegen der zerstrittenen Familien einen islamischen Schlichter in Deutschland aufsuchen. Firat I. habe schon da „mit dem Gedanken gespielt, durch einen Verkehrsunfall” gemeinsam aus dem Leben zu scheiden.
Unglück an der Abfahrt Nr. 17
Um 19 Uhr fuhren sie im blauen Seat Toledo los. Gegen 21.10 Uhr soll Firat I. nach der Abfahrt Nr. 17 in Schalke beschlossen haben, seinen Plan zu verwirklichen. Ungebremst und gezielt hätte er den Pkw mit Tempo 150 unter den Aufleger eines Sattelschleppers gelenkt. Dabei habe er seinen eigenen Tod billigend in Kauf genommen, glaubt die Anklage. Seine Ehefrau sei bei der Fahrt „arg- und wehrlos” gewesen. Sie verblutete am Unfallort. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Vorwürfe auf die Vorgeschichte des Paares, zudem hatten Zeugen auf der A 42 keinerlei Fahrauffälligkeiten des Angeklagten vor dem Unfall registriert.
Für Verteidiger Mustafa Kaplan ist die Anklage dagegen das Ergebnis schlechter Ermittlungsarbeit. Da seien „Dorfpolizisten und Hilfssheriffs” am Werk gewesen. An den Vorwürfen sei nichts dran.
Das Verfahren kommt am Freitag nur schleppend in Gang, weil erst einen Tag zuvor mehrere Akten aus den Niederlanden eingetroffen waren. Sie enthalten Vernehmungsprotokolle der Polizei in Rotterdam und müssen erst ins Deutsche übersetzt werden. Für das Verfahren hat das Schwurgericht vier Verhandlungstage angesetzt.