Buer. . Die Kernsanierung des Leibniz-Gymnasiums in Gelsenkirchen-Buer läuft seit 2007 im laufenden Betrieb. Der Altbau erhält historischen Glanz.

Dieses Schulgebäude ist ein in Stein gesetztes Zeichen für Bürgerstolz, das prächtige Denkmal einer gehobenen Lehranstalt. Ehrwürdig, aber auch eine Spur einschüchternd, grundsolide und unerschütterlich. So wie das Wissen, das hier seit Schüler-Generationen vermittelt werden soll. Wobei: Unerschütterlich stimmt nur bedingt. Der Altbau des Leibniz-Gymnasiums wurde mit den Jahrzehnten zum teuren Sanierungsfall. Feuchte Grundmauern, katastrophale Energetik, marode Fenster, mangelhafter Brandschutz, Schwamm unterm Dach. Hört sich teuer und aufwändig an. Ist es auch.

4,5 Millionen Euro werden aktuell für die laufenden Bauabschnitte verbaut. 4,5 von insgesamt gut 10 Millionen, mit denen die Stadt bis zur Fertigstellung rechnet. Ein fixer Schlusstermin ist noch nicht abzusehen. Zum Finale geht es im ausstehenden vierten Bauabschnitt noch an ein großes Sorgenkind: die Aula. Auch die Schulbibliothek steht noch auf der Agenda. Bis Sommer 2018 werden sich diese Arbeiten jedenfalls noch ziehen.

Dauerbaustelle mit laufendem Schulbetrieb

Die Grundsanierung läuft seit rund einem Jahrzehnt. Nach 2007 wurde der Komplex an der Breddestraße zur Dauerbaustelle mit laufendem Schulbetrieb. Bauabschnitt Nummer drei steht vor dem Finale. Zum neuen Schuljahr soll der Betrieb im neuen alten Trakt starten – auch für die Pädagogen, die endlich in ihr angestammtes Lehrerzimmer zurückziehen können: hinter 200 Kilogramm schweren Schallschutztüren, mit solidem Eichenparkett ausgelegt. Und mit modernsten Datenleitungen unter Putz.

Unterm Dach saß der Hausschwamm

Toilettenanlagen, Fassaden und Fenster, Brandschutz, Flure und Treppenhäuser wurden in zwei großen Etappen in beiden Altbautrakten seit 2008 in Angriff genommen. Böse Überraschungen inklusive: Unterm Dach hatte sich der Hausschwamm breit gemacht, das Balkenwerk zwischen den mächtigen Giebeln wird Stück für Stück erneuert. Eine gewaltige Aufgabe, allein schon, weil die riesigen Balken einzeln unters Dach gehoben und geschoben werden müssen.

„Das war eine Kernsanierung“, sagt Ihsan Sahin, der als Teamleiter Nord für die städtische Abteilung Hochbau und Liegenschaften das Projekt begleitet. „Wir haben das komplette Programm runtergespult, leider“, ergänzt Ulrich Piel, der als externer Architekt die Sanierung begleitet. Jeder Schritt wurde und wird mit den Denkmalschützern abgestimmt. „Das war ein Schwerpunkt unserer Arbeit.“ Die Baustoffe wirken wertig, grundsolide. „Das soll ja wieder lange halten“, meint Sahin.

Rekonstruktion nach alten Festschriften

Im Zweifelsfall lieferten alte Festschriften Piel Hinweise für nötige Rekonstruktionen. Die Türen der Klassenzimmer wurden nach historischem Vorbild gefertigt, die Beleuchtung unauffällig integriert, die Fliesen – wo sie komplett ersetzt werden mussten – nach altem Vorbild neu verlegt: im Rosenspitzmuster, jedes Fliesenquadrat ist von sogenannten Schiffchen umgeben. Die rostroten Kacheln gab es natürlich nicht von der „Stange“. „Das ist ein Sonderbrand für die Schule“, so die Experten. Zudem wurden „Zeitfenster“ geöffnet, erklärt Sahin. An manchen Stellen sieht man die alten Fliesen, andernorts Teile der früheren Wanddekoration. Die Portalanlage aus Sandstein, der alte Haupteingang, blieb als weiteres Zeitzeugnis weitgehend im Originalzustand.

Extra mehrere stählerne Fluchttürme angebaut

Eine besondere Herausforderung war die Logistik. „Wir konnten die Schule ja nicht einfach freiziehen für die Bauphasen“, sagt Piel. So mussten extra mehrere stählerne Fluchttürme angebaut werden, um zwischenzeitlich Rettungswege zu eröffnen. Einer steht noch. Ist das letzte Gerüst an der Fassade verschwunden, geht es nochmals am Altbau in die Tiefe. Die Grundmauern ziehen Feuchtigkeit und sollen abgedichtet werden, zudem wird im Kellerbereich die Grundleitung erneuert.

Peter Guder, für die Stadt der Bauleiter im Leibniz, steht seit 36 Jahren in kommunalen Diensten. Seit 2007 ist er mit dem Gymnasium beschäftigt. „Ein tolles Gebäude, es macht Spaß, daran zu arbeiten“, schwärmt er. Vier Berufsjahre bis zum Ruhestand bleiben ihm noch. Zeit satt für die Restarbeiten. „Das kriegen wir hin.“