Gelsenkirchen. . Exkursion des Nabu am Samstagvormittag: Rainer Stawikowski führt Teilnehmer durch den Emscherbruch und präsentiert sogar zwei junge Tiere.
- Der Nabu lud am Samstagvormittag ein zu einer Exkursion in den Emscherbruch
- Rainer Stawikowski machte sich mit den Teilnehmern auf die Suche nach Ringelnattern
- Die Gruppe konnte vieles über die Tiere lernen und am Ende sogar zwei hautnah erleben
Plötzlich ist die Aufregung riesengroß. Alle Kinder strecken ihre Arme aus, wollen den Stoffbeutel haben und hineinschauen. Ein stolzes Lächeln legt sich auf die Lippen von Rainer Stawikowski: „Die Geduld hat sich ausgezahlt.“ Er greift in die Tasche und holt zwei kleine schwarze Schlangen hervor – ein gelungener Abschluss der Ringelnatter-Exkursion des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) im Emscherbruch.
Elf Uhr morgens, strahlender Sonnenschein und der Geruch von Natur mitten in Gelsenkirchen. Auf einem Parkplatz steht eine bunt zusammengewürfelte Menschengruppe: Kinder, Erwachsene und Rentner. Sie alle wollen heute einen Mitbewohner der Stadt kennenlernen: die Ringelnatter. Zeigen soll sie ihnen Rainer Stawikowski, der selber schon zahlreiche Nattern entdeckt hat und als Redakteur eines Biologiemagazins seit 1980 die Natur erkundet.
Noch versteckt sich die Ringelnatter
Versprechen will er aber nichts: „Wir sind nicht im Zoo.“ Trotzdem ist die Hoffnung groß. „Es ist gutes Wetter und windstill, also beste Bedingungen.“ Bewaffnet mit Gummistiefeln, Keschern und Eimer stapft die Truppe über einen Schotterweg in Richtung Wald. Schon nach wenigen Metern gibt es die erste Entdeckung. Allerdings nur eine Weinbergschnecke. Danach folgen Libellen, Schmetterlinge und auch die Pflanzenwelt wird genauestens untersucht. Nur die Ringelnatter versteckt sich noch.
Die Gruppe stoppt. Zeit, um etwas über die Ringelnatter zu lernen. Auf selbstgeschossenen Fotos des Tourführers erkennt man die Eigenschaften der Schlange. Die bis zu 1,50 Meter lange Ringelnatter mag auf den ersten Blick gefährlich wirken, Stawikowski weiß aber: „Die Natter blufft nur. Sie faucht zwar und macht sich groß. Aber sie ist weder giftig noch beißt sie.“
Karl Faltermann weiß das auch. Seine Vorliebe für die kleinen Nattern entstand eher zufällig. 2013 sah er sie zum ersten Mal: Hunderte Eier in seinem Komposthaufen, aus denen winzig kleine Schlangen geschlüpft waren. „Letztes Jahr waren es 400 Eier“, erinnert sich Faltermann: „Dieses Jahr haben Ratten viele Eier weggebissen.“ Faltermann kann sich unmöglich alleine um die Aufzucht der jungen Schlangen kümmern. Deshalb holen Mitarbeiter vom Duisburger Zoo einige der Ringelnattern ab, um sie aufzupäppeln und irgendwann wieder in die Wildnis zu entlassen.
Ein Haufen aus Ästen und Heu
Der nächste Stopp: Die Gruppe blickt gespannt auf einen großen Haufen aus Ästen und Heu. „Das ist eines der Ringelnatter-Hotels, die vom Nabu im letzten Jahr errichtet wurden“, erklärt Stawikowski den erstaunten Zuhörern: „Hier sollen die Schlangen brüten.“
Nun juckt es ihm selber in den Fingern. Endlich will er eine echte Ringelnatter präsentieren. „Gebt mir fünf Minuten“, sagt er den Kindern und verschwindet mit einem Stoffbeutel auf einer Wiese. Und tatsächlich winden sich ein paar Minuten später zwei kleine schwarze Schlangen in dem Beutel. „Die sind etwa ein Jahr alt, eine ist ein Männchen“, erklärt der Hobby-Biologe und wirft Karl Faltermann einen Blick zu: „Die könnten aus deinem Kompost stammen.“
Die Kinder drängen sich nach vorne, jeder will die jungen Nattern mal sehen und anfassen. Die Eltern halten die Momente mit ihren Kameras fest. Denn nach ein paar Minuten müssen sie die Schlangen wieder der Natur übergeben.