Gelsenkirchen. . Auftakt der Aktion „WAZ öffnet Pforten“. 18 Gelsenkirchener erfahren etwas über den Arbeitsalltag der Zoo-Tierärztin. Die Höhepunkte.

  • Start der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ in der Gelsenkirchener Zoom-Erlebniswelt
  • 18 Leser erhalten ungewöhnliche Einblicke in die Arbeit einer Zoo-Tierärztin
  • 1000 Tiere verschlingen Futter für 500 000 Euro und Medizin für 40 000 Euro im Jahr

Agile Schweinsaffen trotz wahrer Affenhitze, königliche Gelassenheit bei den im Schatten chillenden Amurtigern und erwartungsfrohes Hufgetrappel bei den hungrigen Wüstenschiffen, den Kamelen – die genau genommen aber Trampeltiere sind, da sie zwei Höcker haben. Aber so genau wird das heute nicht genommen, denn die zotteligen Langhälse haben längst die 18-köpfige Besucherschar erspäht. Und den prallvollen roten Eimer mit Brot, das unter den wachsamen Augen von Zoom-Tierärztin Pia Krawinkel aus den Händen der WAZ-Leser blitzschnell in den Mäulern der bemerkenswerten Langläufer schmatzend verschwindet. Die Smartphones und Digitalkameras der Gelsenkirchener arbeiten jetzt im Akkord.

Zoo-Tierärztin Pia Krawinkel (r.) gibt in einer Power-Point-Präsentation den WAZ-Lesern einen Einblick in ihre tägliche Arbeit.
Zoo-Tierärztin Pia Krawinkel (r.) gibt in einer Power-Point-Präsentation den WAZ-Lesern einen Einblick in ihre tägliche Arbeit. © Joachim Kleine-Büning

Die Fütterung der Höckertiere und der nahe Blick auf die gewaltigen Raubkatzen sind zwei Höhepunkte der etwas anderen Führung durch die Zoom-Erlebniswelt. Sie ist der Auftakt der diesjährigen Aktion „WAZ öffnet Pforten“. Infotainment pur, also Wissen gepaart mit Unterhaltung, das ist die sommerliche Mischung, die Pia Krawinkel und Hendrik Berendson, der Leiter des Stadtwerke-Marketing, passend zur Tropenhitze am Mittwoch ihren Gästen servieren.

Ein Mix, der ankommt bei Alt und Jung, der für hörbares Erstaunen, Gelächter und auch mal für Nachdenklichkeit sorgt. Zum Beispiel wenn die Tierärtin ihre Zuhörer in eher unbekannte Feinheiten ihres Jobs einweiht. Wussten Sie zum Beispiel, dass eigens an der Ruhruniversität Bochum gezüchtete (und praktisch sterile) Raubwanzen dazu dienen, Tieren Blut abzuzapfen, denen man am besten nicht zu nahe kommt – etwa Hyänen und Bären? Die Insekten werden nach ihrem roten Mahl im Stall wieder eingesammelt, wenn sie sich satt und träge von ihrem Wirtstier wieder herabfallen lassen. „Dann wird ihnen das Fremdblut in ihrem Magen zur Analyse entnommen“, so Krawinkel.

Futterkosten: 500 000 Euro im Jahr

Oder wenn Hendrik Berendson die Futterkosten und Arzneikosten für die 1000 Tiere des Zoom pro Jahr benennt: 500 000 Euro und 40 000 Euro. Ganz schön happig!

Ins Grübeln kommen einige, als die Tierärztin von den am Ende vergeblichen Versuchen erzählt, einen Löwen mit gebrochenem Bein oder einen Tiger mit extremen Zahnproblemen per Operation wieder fit zu kriegen. „Trotz doppelter Metallschienen gab es beim Löwen wieder einen offenen Bruch“, erzählt die Ärztin, und beim Tiger versagte letztendlich die Leber. Ohne funktionierendes Entgiftungsorgan das Todesurteil. „Aber“, sagt Krawinkel und ordnet das Geschehen ein, „das ist die Natur, das ist das Leben.“

Die WAZ-Leser besichtigten auch den Operationssaal des Zoos.
Die WAZ-Leser besichtigten auch den Operationssaal des Zoos. © Joachim Kleine-Büning

„Mann, ist die dick“, tönt es kurz darauf durchs Plenum, als die präparierte Haut eines Flusspferdes durch Reihen und Hände geht. Mehr als daumendick ist die, was die Betrachter sogleich zu dem logischen Schluss kommen lässt: „Klar, die Tiere sind ja auch gut im Futter und die Haut muss auch einiges zusammenhalten!“ Lautes Gelächter. Stimmt schon irgendwie bei stattlichen anderthalb bis 1,8 Tonnen Lebendgewicht auf Stummelbeinen. „Die dicke Haut dient aber eher dem Temperaturausleich im Wasser beziehungsweise an der Sonne.“

Blasrohrschießen auf eine Giraffen-Attrappe

Nach dem theoretischen Ausflug in den Alltag von Tieren und Betreuern, muss zwangsläufig etwas Praktisches folgen. Und da tut sich die erst neun Jahre alte Greta hervor. Das aufgeweckte Mädchen hat die Erklärungen über die Funktionsweise von Blasrohr und Betäubungspfeil wissbegierig aufgesogen. Eine ruhige Hand, ein scharfes Auge und ein kurzes, schnelles „Pfffff“ mit dicken Backen lassen ihre Pfeile direkt ins Ziel sausen. Die Giraffe ist natürlich aus Pappe, die Aufgabe für die Gäste nichtsdestotrotz nicht ohne. „War eigentlich ganz einfach“, sagt Greta stolz, die anderen applaudieren.

Nach gut zwei Stunden endet die unterhaltsame Tour nahe den roten Pandas. Den Lesern steht es danach frei, den Tag nach ihrem Gusto im Zoom ausklingen zu lassen. Am Gehege der Feuerfüchse aus dem Himalaya fällt das Stichwort Berlin, dort sind jetzt zwei große Pandas zuhause. Aber die Ruhris haben da ihr eigene Sicht auf die Dinge, und jede Menge Stolz. „Ach, die haben nur Schwarz-Weiß, Gelsenkirchen kann dagegen auch Farbe“. Darauf muss man erst einmal kommen.

>> So beurteilen die Leser die Stippvisite im Zoom