Gelsenkirchen. . Die Feinstaubwerte sind mancherorts zu hoch. Wegen der Baustelle Uferstr. rollt bald mehr Verkehr über die KS-Straße. Kann ein Fahrverbot helfen?
- Diesel-Fahrverbote werden in vielen Städten und Regierungsbezirken immer wieder diskutiert
- Die WAZ wollte wissen, ob das in Gelsenkirchen ein Thema ist
- Bei der Stadt sagt man: „Es dürfen nicht die Autofahrer für die Sünden der Autohersteller bestraft werden“
Wie lange dürfen Autofahrer, die Diesel im Tank haben, noch ungehindert über Gelsenkirchener Straßen fahren? In München, Stuttgart oder auch Düsseldorf wollten Gerichte Dieselfahrer ausbremsen. In Gelsenkirchen setzt man auf die Weisheit der Politik und den Willen der Autobranche. Am 2. August wollen sich beim Nationalen Forum in Berlin Bund, Land und Autobranche an einen Tisch setzen und nach Lösungen suchen.
Für Thomas Bernhard, Referatsleiter Umwelt in der Stadtverwaltung, steht fest: „Es dürfen nicht die Autofahrer für die Sünden der Autohersteller bestraft werden.“ Bernhard hofft auf die Umrüstung der stärksten Stickoxid-Emittenten durch die Autoindustrie.
Bauzeitraum Uferstraße: 15 Monate
Das Grundproblem liegt in den Ergebnissen der tatsächlichen Belastung durch Stickoxide. „Die Emissionen im realen Betrieb“, weiß Bernhard, „sind deutlich höher als nach den Euronormen erwartet.“ So wurden im Rahmen einer Studie durch das Kraftfahrtbundesamt im Echttest regelmäßig höhere Abgaswerte gemessen. An den drei Gelsenkirchener Messstellen Trinenkamp, Kurt-Schumacher-Straße und Grothusstraße wurde nur an der Kurt-Schumacher-Straße der zulässige Jahresmittelwert von 40 µg/m um 8 µg überschritten.
Die Werte dürften sich verändern, wenn ab Herbst die Hafenmundbrücke an der Uferstraße erneuert wird. Die Ausweichstrecke für den Verkehr aus dem Norden in Richtung GE-Zentrum fällt damit weg, die Belastung auf der Kurt-Schumacher-Straße wird wieder zunehmen. Eine Möglichkeit, die Werte durch andere Umleitungen drücken zu können, sieht der Referatsleiter nicht. Bernhard glaubt, dass die Bezirksregierung diese Sondersituation bei der Belastungstoleranz für die Kurt-Schumacher-Straße berücksichtigen werde.
Allerdings wird diese Sondersituation über einen Bauzeitraum von 15 Monaten anhalten. Auch der Stadtverwaltung sei bewusst, dass die Bezirksregierung beim Luftreinhalteplan weitere Schritte ins Auge fassen werde. „Die denken sicherlich auch über Dieselfahrverbote nach.“ Doch auch die Bezirksregierung treffe in der Regel keine Entscheidung, ohne Einvernehmen mit der Stadt herzustellen und die Verhältnismäßigkeit zu berücksichtigen. Thomas Bernhard ist überzeugt, dass ein mögliches Fahrverbot nur bundeseinheitlich geregelt werden könnte. Kontrollen ließen sich kaum durchführen.
Bund ist gegen eine blaue Plakette
Noch sträubt sich der Bund, saubere Fahrzeuge beispielsweise mit einer blauen Plakette auszustatten. Außerdem stünden Wahlen vor der Tür. Der Referatsleiter ist überzeugt, dass die Stadt in Sachen Umwelt gut dastehe: „Wir haben viel getan, was über den Luftreinhalteplan hinaus geht.“
Hand in Hand mit den Umweltexperten arbeitet das Verkehrsreferat. Durch Förderung des ÖPNV und der Elektromobilität wie auch dem Ausbau des Radnetzes soll das Auto langfristig nicht mehr die dominierende Rolle auf der Straße spielen. Jörg Konieczka vom Verkehrsreferat ist sicher, dass der Brückenbau an der Uferstraße nicht zwangsläufig eine Mehrbelastung für die Kurt-Schumacher-Straße bedeuten muss. Die Baustelle werde die Fantasie mancher Autofahrer anregen. Konieczka: „Die suchen sich dann Schleichwege, die auch ans Ziel führen.“