Gelsenkirchen. Theatermacher André Wülfing und Komponist Michael Em Walter arbeiten an einem musikalisch-literarischen Lutherprojekt für Gelsenkirchen.
Reformation – was ist das eigentlich genau? Dieser Frage sind der Theatermacher André Wülfing und der Komponist Michael Em Walter nachgegangen. Drei Jahre lang sammelten die beiden Gelsenkirchener Ideen und Meinungsbilder für ihr „Luther“-Projekt ein, das 500 Jahre nach der Reformation im Herbst 2017 Premiere feiern soll. Als ungewöhnliche Kombination von Musik, Texten und Live-Gesang.
„Wir haben Menschen in ganz Deutschland angeschrieben und sie gefragt, welche Reformationsthesen heute für sie wichtig wären. Welche Forderungen würden sie an die Kirchentür hämmern? Unsere Leitfrage war dabei: Was ist gerecht?“, erzählt André Wülfing, Regisseur am Consol Theater und Erzählkünstler mit einem Namen weit über Gelsenkirchens Stadtgrenzen hinaus.
Hier kommen mehr als 95 Thesen zusammen
Für dieses Luther-Projekt segelt er allerdings nicht unter Consol-Flagge, sondern im Boot mit Michael Em Walter. „Die Idee für diese Gemeinschaftsarbeit entstand vor drei Jahren eher zufällig, gefiel uns aber auf Anhieb. Und es kamen weitaus mehr als 95 aktuelle Thesen zusammen.
Und ohne vorab zuviel über das Stück zu verraten: Die Hauptperson darin wird der „kleine“ Martin Luther Tisch spielen, der 1989 in Düsseldorf geboren wird, nachdem seine Mutter direkt nach der Maueröffnung von Wittenberg dorthin gezogen ist. „Das ist natürlich eine frei erfundene Person, aber die Parallelen werden deutlich sein“, so Wülfing.
Großer Projekt-Chor mit Laiensängern
Und es gibt noch eine Besonderheit: „Die Reformations-Thesen werden bei uns nicht an die Kirchentür genagelt, sondern in den Raum gesprochen.“ So wird Wülfing selbst in die Rolle des jungen Martin Luther Tisch schlüpfen, ein Chor und ein Vokal-Ensemble stehen ihm zur Seite. Sie sollen die Thesen mit Gesang kommentieren – und in Zusammenhang bringen.
„Die große Schwierigkeit war, dieses Projekt auf die Beine zu stellen, ohne dass wir genau wussten, ob wir eine Förderung dafür bekommen“, erzählt André Wülfing, der zusammen mit Michael Em Walter diverse Förderanträge stellte. Jetzt gibt es eine Mischfinanzierung, vieles wird improvisiert. „Es zeichnet sich aber ab, das das wirklich eine runde Sache wird, denn der Projektchor mit Laien-Sängern aus dem ganzen Ruhrgebiet ist hochmotiviert und richtig gut dabei“, merkt Michael Em Walter an, der schon Proben in Bochum besuchte. „Die Musik zum Stück wird natürlich zeitgenössisch sein, aber auch kleine Fenster öffnen für die Renaissance-Musik“, so Walter. Zwei Drittel der Komposition sind bereits im Kasten, beziehungsweise notiert, der Rest soll in Kürze folgen.
>> Die Premiere und die Aufführungen
„Das fertige Werk soll dann durch fünf Kirchen und Kulturstätten des Ruhrgebietes touren, wobei der Auftakt in der Gelsenkirchener Bleckkirche stattfinden soll“, sagt André Wülfing.
Der Startschuss für das „Luther“-Projekt fällt am Samstag, 23. September, in der Bleckkirche an der Bleckstraße 62.
Hernach soll es vier weitere Aufführungen geben: im Martin-Luther-Forum Gladbeck, in Recklinghausen, in der Bochumer Christus-Kirche in Gerthe sowie in der Dortmunder Pauluskirche.