Gelsenkirchen. . Agenturchef Benedikt Erlemann attestiert Betrieben viel Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Die wenigsten Internetseiten seien zeitgemäß.
Im heutigen Digitalzeitalter ist ein eigener Internetauftritt in vielen Bereichen des Lebens geradezu Pflicht. Der gute Eindruck zählt, etwa bei einem Handwerker, der mit einem Auftrag bedacht werden will. Doch genau da liegt die Tücke im Detail. Nach Angaben der Handwerkskammer Münster haben 34 Prozent der zuletzt befragten 411 Handwerksbetriebe in Münster und der Emscher-Lippe-Region Maßnahmen zur Digitalisierung betrieben.
Dies zu ändern, hat sich Benedikt Erlemann auf die Fahnen geschrieben. Der 38-Jährige ist Medien-Designer und studierter Netzwerkadministrator . Zugleich ist er Geschäftsführer, respektive Gesellschafter der insgesamt 35 Mitarbeiter umfassenden Werbeagenturen Marketing Rhein-Ruhr und DGA Medien. Letztere hat sich stark auf das Gesundheitswesen spezialisiert und kümmert sich mittlerweile von Gelsenkirchen aus „um ein Drittel aller 21 500 Apotheken in Deutschland“. Dazu noch um die Online-Auftritte von 1200 Therapeuten, 800 Zahnärzten und 500 Ärzten in der Republik zwischen Usedom und Konstanz.
Rund 500 Internetseiten analysiert
Benedikt Erlemann hat rund 500 aufgelistete Präsenzen der Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaft analysiert. Sein Urteil: „80 Prozent der Unternehmen haben katastrophale Seiten.“ Der Agenturchef zählt sogleich auch eine Reihe von Fehlerquellen auf: fehlende Handelsregister- und Umsatzsteuer-Identifikationsnummern, die Vakanz eines Impressums, keine Widerrufsbelehrung sowie mangelnder Datenschutz, etwa bei der Übermittlung von Kontaktdaten. „Für betroffene Betriebe kann das teuer werden“, mahnt Erlemann. Flattere eine Abmahnung über den Anwalt eines findigen Konkurrenten ins Haus, seien mit einem Schlag gut und gerne 500 bis 1000 Euro weg.
Auch auf technischer Seite hinkten viele Betriebe in den Augen Erlemanns hinterher. Beispielsweise fehlt oft die Anpassung an die Größe des mobilen Endgeräts, das so genannte „Responsive Webdesign“ (RWD). In Zeiten von Smartphones und Tablets ist das ein „echter Wettbewerbsnachteil, weil nutzer- und damit kundenunfreundlich“. RWD sei heute Standard.
Erlemann, der nächstes Jahr als Unternehmer 20-Jähriges feiert, hat für Handwerksbetriebe in der Emscher-Lippe-Region ein Online-Paket geschnürt, das Interesse wecken dürfte, die Digitalisierung voranzutreiben. Für eine individuell erstellte Homepage, ihre Pflege und Betreuung nebst Internetadresse (Domain) und E-Mails werden 30 Euro im Monat aufgerufen. Ein interaktiver Lageplan mit Routenplaner ist darin ebenso enthalten wie unbegrenzte Korrekturen, Verschlüsselung und technische Unterstützung.
In Zukunft soll noch der Service von automatischen Updates mit aktuellen Inhalten dazu kommen – angelehnt an gesundheitlich relevante und aktuelle Themen, die der Deutsche Apothekerverlag bereits als Kooperationspartner der Agentur für die Online-Seiten der Apotheken liefert.
>> Wo und wie Digitalisierung im Handwerk einsetzt
Die meisten der von der Handwerkskammer befragten 411 Betriebe setzten neue digitale Techniken ein in der Büroorganisation (48 Prozent), zur Erschließung neuer Kundenkreise (46 Prozent) sowie für den Datenschutz und die Systemsicherheit (40 Prozent). 10 Prozent erschließen sich mittels digitaler Techniken neue Märkte, 9 Prozent produzieren mit 3D-Druck, Robotik und anderen digitalen Techniken.
Am aktivsten war das Gesundheitsgewerbe (48 Prozent ergriffen Digitalisierungsmaßnahmen), das Ausbaugewerbe (44 Prozent) und das Kraftfahrzeuggewerbe (40 Prozent). In den nächsten zwölf Monaten wollen 27 Prozent der befragten Betriebe digitale Maßnahmen realisieren.