Gelsenkirchen-Schalke. . Ludger Hoppelshäuser richtet sein Augenmerk nicht auf den Rasen. Der Braumeister kontrolliert den Bierausschank und die Logistik in der Arena.

Entscheidend is’ auf’m Platz. Für Ludger Hoppelshäuser gilt die alte Fußball-Weisheit von Alfred Preißler allerdings nur extrem eingeschränkt. Zwar versäumt Hoppelshäuser keinen Spieltag in der Schalker Arena, egal ob Bundesliga, DFB-Pokal oder internationaler Wettbewerb. Der Braumeister aus dem Hause Veltins verfolgt dabei aber weniger das Geschehen auf dem Rasen: Sein Blick gilt dem, was in die Becher der durstigen Fußballfans strömt. Und wie. Der Braumeister ist quasi die Bierpolizei in der Veltins-Arena.

Pro Spiel 28 000 bis 30 000 Liter Bier

„Die Arena ist unsere größte Gastronomie“, stellt der Veltins-Braumeister die Bedeutung des Ausschanks für die Mescheder Brauerei heraus. In Zahlen ausgedrückt: „Pro Spiel werden 28 000 bis 30 000 Liter Bier getrunken“. Das schafft keine Kneipe in gleicher Zeit. Entsprechend legt Veltins Wert darauf, wie die Getränke bei den Fans ankommen.

Dabei stellt das Versorgungssystem auf Schalke eine Besonderheit da: Die Verkaufsstellen bis in den Oberrang werden zentral aus insgesamt 52 Bier-Tanks mit je 1000 Liter Fassungsvermögen versorgt; es gibt kein Fasslager hinter den Zapfstellen auf den Arenagängen, keine Fasswechsel.

Es darf nicht zu wenig sein – aber auch nicht zu viel

Vor jeder Veranstaltung – egal ob Fußballspiel, Rockkonzert und Biathlon-Wettbewerb oder, jetzt in der Fußball-Sommerpause, ein Abi-Ball in der „La Ola“-Lounge, dem VIP-Bereich – wird genau vorausberechnet, wie viel Bier angeliefert wird. Die Kunst der Planung: Es darf bloß nicht zu wenig sein – aber möglichst auch nicht zu viel. Gibt es unmittelbar keine Folgeveranstaltung, wird das überschüssige Bier nämlich abgelassen. Ein „gewisser Verlust“ sei, trotz langer Erfahrung, unvermeidbar, formuliert Hoppelshäuser.

Eine Gelsenkirchener Spedition transportiert das jeweils georderte Bier per Tanklaster aus dem Hochsauerland ins Ruhrgebiet und füllt es in die Stahltanks der vier gekühlten Zentrallager des Stadionsrunds. Über Pumpen und mit Druckluft durch insgesamt 5,5 Kilometer Leitungen kommt das Pils zu den Zapfhähnen der Verkaufsstellen.

„Nach jeder Veranstaltung werden die Leitungen gereinigt“, berichtet Hoppelshäuser.. Statt Hopfen, Gerste, Malz und Wasser fließen erst ein alkalisches und anschließend ein saures Reinigungsmittel durch die Leitungen; zusätzlich werden kleine Reinigungsbälle, die wie Softtennisbälle im Miniformat aussehen, durch die Schläuche geschickt: Sie wischen an den Leitungsinnenseiten entlang. Abschließend wird kräftig mit Wasser nachgespült wird. „40 Stunden dauert der Reinigungsvorgang aller Leitungen“, weiß Hoppelshäuser.

Das Bier wird frisch gezapft

Abseits der Hygieneregeln: „Im Bier finden sich keine für den Menschen gefährliche Keime“, beruhigt der Qualitätsbeauftragte – dafür sorge alleine schon die Kühlung auf fünf Grad und der CO2-Anteil. Die Schwachstelle in der Hygiene sei – bei falscher Handhabung – das Zapfen, weshalb das Personal eigens geschult werde: auf regelmäßiges Händewaschen („Mindestens 20 Sekunden“), auf saubere Arbeitsplätze („Keine Lappen, nur Einmal-Handtücher“). Und auf das richtige Zapfen: „Das Bier wird frisch gezapft, nicht aus Gläsern geschüttet.“

Ob das Gelernte auch angewendet wird, kontrolliert Hoppelshäuser bei Veranstaltungen, geht die Gänge von Verkaufsstelle zu Verkaufsstelle ab. Entscheidend ist für ihn am Zapfhahn – nicht auf’m Platz.

>>> Info: Zahlen & Fakten übers Bier in der Veltins-Arena

Seit 1997 sind die Veltins-Brauerei und der FC Schalke 04 Geschäftspartner; die Ausschankrechte gehen auf Zeiten des alten Parkstadions zurück.

Seit 2005 trägt die Schalker Spielstätte den Namen Veltins-Arena (eröffnet wurde sie 2001 unter dem Namen „Arena AufSchalke“). Lieferverträge und Namensrechte sind jetzt vorzeitig bis ins Jahr 2027 verlängert worden.

28 000 Liter fasst der Tankwagen, der die Arena mit dem Bier aus Meschede beliefert. Die Menge reicht in etwa für einen Spieltag.

52 Stahltanks mit je 1000 Litern Fassungsvermögen verteilen sich auf vier zentrale Lager in der Arena.

5,5 Kilometer beträgt die Gesamtlänge aller Bierleitungen.

236 Meter ist die längste Einzelleitung: Sie verbindet Tanklager E mit der Zapfstelle im Kiosk 304.

10 Millimeter Durchmesser haben die Kunststoffschläuche, durch die das Bier geleitet wird.

5 Grad – exakt diese Temperatur soll das Bier haben. Aus ganz pragmatischen Gründen: Dann lässt es sich am besten zapfen. Deshalb ist jede Leitung auf ihrem Weg mit einer Kühlung versehen.

126 Zapfhähne gibt es insgesamt an den Verkaufsstellen der Veltins-Arena.

9 Liter schafft ein erfahrener Zapf-Profi pro Minute in die Becher zu füllen.