Gelsenkirchen. . Sebastian Watermeier sitzt für die SPD neu im Landtag. Über das Ankommen in Düsseldorf und wie er sich in die Politik einbringen will.

  • Der Gelsenkirchener Sebastian Watermeier beerbt Vorgänger Markus Töns für die SPD im Landtag
  • Der 32-Jährige wird künftig zwischen Düsseldorf und seiner Heimat Gelsenkirchen-Ückendorf pendeln
  • Der Historiker sammelte Praxiserfahrung bei den langgedienten Genossen Gabriele Preuß und Joachim Poß

Auf der Webseite des neuen nordrhein-westfälischen Landtags ist Sebastian Watermeier am Donnerstag nicht sofort präsent – der Link „Sebastian Watermeier beim Landtag Nordrhein-Westfalen“ über die Online-Enzyklopädie Wikipedia führt in viel Leere. Die Abgeordnetensuche ist da deutlich zielführender. Der 32-jährige Gelsenkirchener ist einer von 13 neuen Abgeordneten der SPD in Düsseldorf.

Als Neuling auf der größeren Polit-Bühne der Volksvertreter in der Landeshauptstadt hat der studierte Historiker bereits ein Einführungsseminar als Neuzugang des Parlaments hinter sich. Und auch der „Staffelstab“ seines Vorgängers Markus Töns, der seinen Schwerpunkt auf die Bundespolitik verlagert, ist ihm schon übergeben worden – leise und unspektakulär.

Treue zur Heimatstadt Gelsenkirchen

„Ich ziehe in das Büro von Markus Töns und übernehme seinen Mitarbeiter Markus Herz“, sagt der Ückendorfer. Insofern ist es kein Umzug im eigentlichen Sinne, Kisten und Kartons fanden keinen Ein- und Ausgang. Zumal, wie der ehemalige Büroleiter der Europaabgeordneten Gabriele Preuß betont, sein Wohnsitz weiter Ückendorf bleiben soll, von wo aus der Nachwuchs-Politiker als „überzeugter Bahnfahrer“ über das nahe Wattenscheid per Regional-Express zwischen Düsseldorf und Gelsenkirchen hin und her pendeln will. Regelmäßig dienstags, wenn die Fraktionssitzungen anstehen, und natürlich während der Plenarwochen.

Sein politisches Wirken sieht der Heavy Metal-Fan (!) bei der „Umsetzung des Europarechts“. Zudem liebäugelt der frühere Gelsenkirchener Juso-Vorsitzende (2008-2011) mit Ausschüssen wie Verkehr und Infrastruktur, Innenpolitik sowie Bildung, Arbeit und Soziales. Ob er parteiintern den Zuschlag dafür bekommt, hängt letztendlich aber auch davon ab, „welchen Zuschnitt die Ministerien und Ausschüsse erhalten“, erklärt der 32-Jährige.

Politische Arbeit startet richtig ab September

Am kommenden Dienstag will sich Wahlsieger Armin Laschet (CDU) zum neuen NRW-Ministerpräsidenten wählen lassen, am Freitag stellen sich „auf Druck der Fraktion“ die Minister der schwarz-gelben Koalition dem Landesparlament vor. „So richtig los“, sagt Sebastian Watermeier, „geht es dann im September.“

Bang ist dem Neuling nicht vor der ersten Plenarsitzung im Juli, „ein wenig Lampenfieber“ vor seiner ersten Rede am Pult gibt er aber schon zu. Im Landtag bleibt ja so gut wie nichts vor den zahlreichen Berichterstattern verborgen. „Vielleicht habe ich ja Glück und ich muss zu später Stunde vor’s Plenum treten, so gegen zehn Uhr“, ulkt der Genosse. Schließlich weiß der SPD-Politiker heute noch nicht, wann und zu welchem Thema ihn der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Marc Herter, ins kalte Wasser werfen wird.

Rund 3600 Euro Gehalt als Landtagsabgeordneter

Das Wort Berufspolitiker kommt Watermeier nicht über die Lippen, er beschreibt seinen Status „als irgendwo zwischen Freiberufler und Selbstständigem“. Gleichwohl wird seine Arbeit als Volksvertreter nicht schlecht vergütet. Jeder Landtagsabgeordnete verdient 10 917 Euro, 2152 Euro werden für die Altersvorsorge abgezogen, dazu noch Krankenkassenbeitrag (337), Miete für das Wahlkreisbüro (500), Einkommensteuer (3000), Abgaben an die Partei (980) und Weiteres (380), so dass unter Strich als Salär 3568 Euro übrig bleiben. Zum Vergleich: Ein Bundestagsabgeordneter verfügt über ein Gesamtbudget von rund 20 000 Euro.

Sprachrohr will Watermeier sein, für Gelsenkirchen und das gebeutelte Ruhrgebiet eintreten: „Stichwort: Kommunalfinanzen, Bildung, sozialer Arbeitsmarkt.“ Aber er ist auch Realist genug, um zu wissen, dass der Regierungswechsel von Rot-Grün nach Schwarz-Gelb so manches gut gemeinte Anliegen in der Versenkung verschwinden lassen wird.

Vielleicht muss der Jungpolitiker Anleihen nehmen bei seinem Lieblingsmusikgenre, dem Heavy Metal. Und es rhetorisch richtig krachen lassen. Denn den größten Donnerhall erzeugt wohl noch immer die Polit-Bühne. Man wird es also sehen, respektive hören. . .

>> Arbeitsstätten in Gelsenkirchen und Düsseldorf

Büros: Gabelsbergerstraße 15, 0209 14 57 58; Platz des Landtags 1, 0211 884 26 90.

Werdegang: bis 2011 Juso-Unterbezirksvorsitzender, von 2009 bis 2014 Bezirksverordneter (BV Süd), seit 2012 im Unterbezirksvorstands der SPD.

Ausbildung: Magister in Neuere Geschichte, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestagsbüro von Joachim Poß (MdB) in Berlin.