Gelsenkirchen. . Kleine und mittlere Betriebe sind oftmals überfragt, wenn Mitarbeiter einen Angehörigen pflegen müssen. In solchen Fällen hilft Regina Held.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nimmt einen immer größer werdenden Platz im öffentlichen Bewusstsein ein. Auch Unternehmen erkennen zunehmend, dass sie gute Arbeitskräfte nur für sich gewinnen und langfristig an sich binden können, wenn sie ihnen neben dem Gehalt auch Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Privatleben mit dem Beruf bieten können – das Stichwort dazu lautet Work-Life-Balance, also das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben.

Thematik ist bekannter geworden

„Die Thematik gibt es schon lange, ist aber in den vergangenen Jahren durch steigende Anforderungen und Gesetze, die darauf reagieren, bekannter geworden“, sagt Regina Held vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf Emscher-Lippe-Region. Das Projekt erhält Unterstützung von zahlreichen lokalen Akteuren, darunter auch die Stadt Gelsenkirchen und die Agentur für Arbeit Gelsenkirchen. Das Kompetenzzentrum berät kleine und mittlere Unternehmen aus der gesamten Region Emscher-Lippe bei der Verbesserung der betrieblichen Chancengleichheit, sowie der Förderung weiblicher Arbeitnehmer und Führungskräfte.

Ein wichtiger Baustein bei der Vereinbarkeit von familiären und beruflichen Interessen ist die Pflege von Angehörigen. Denn nicht nur bei der Kindererziehung, sondern auch bei der Pflege innerhalb der Familie übernehmen Frauen einen Großteil der Aufgaben. „70 Prozent der Menschen, die zuhause pflegen, sind Frauen. Von den 30 Prozent Männern sind viele bereits Rentner“, nennt Held Zahlen.

Kompetenzzentrum will Impulsgeber sein

Das Kompetenzzentrum sieht sich in diesem Bereich auch als Impulsgeber, wie Bettina Vaupel, stellvertretende Leiterin, betont. „Das Gelsenkirchener Bündnis für Familien hat in diesem Jahr ihre Konferenz zum ersten Mal zum Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf veranstaltet. Dieses Thema haben wir an das Bündnis herangetragen.“ Durch solche Veranstaltungen erhofft sich das Kompetenzzentrum eine breitere öffentliche Wahrnehmung, sowohl was das Thema als auch das eigene Beratungsangebot betrifft.

Individuelle Lösungen sollen gefunden werden

Das richtet sich hauptsächlich an Betriebe, die durch ihre geringe Mitarbeiterstärke kein geeignetes Beratungsangebot für die eigenen Arbeitnehmer realisieren können. Die Unternehmen können sich dann vom Kompetenzzentrum beraten lassen, um so zu einer geeigneten Lösung für Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer zu gelangen. Diese können individuell und alternativ von der Gesetzeslage geregelt sein. So sind etwa besondere Arbeitszeitmodelle denkbar oder ein flexibler Umgang mit privaten Telefonaten. „Wir sind gemeinsam auf der Suche nach praktikablen Lösungen, um die Situation für beide Seiten zu entschärfen und es den Arbeitnehmern zu ermöglichen, weiter berufstätig zu bleiben“, erklärt Held.

Führungkräfte stehen der Pflege oft bereits nah

Ob und wie sie das Thema bei Unternehmen positionieren können, hängt auch von der Bereitschaft der Führungskräfte ab, sich dieser Thematik zu widmen. Dabei hat sich gezeigt, dass viele Führungskräfte der Pflege bereits nah stehen. „Von der Altersstruktur her ergibt sich, dass viele bereits Erfahrung mit Pflege in der Familie gemacht haben. Da dort eine Betroffenheit vorhanden ist, ist es ein kleiner Schritt, Verständnis für die Belange der pflegenden Beschäftigten zu zeigen“, erklärt Vaupel und ergänzt: „Die Aufgeschlossenheit ist definitiv groß.“

Beratungsangebote des Zentrums

Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Emscher-Lippe-Region bietet eine Telefonsprechstunde für Unternehmen zum Thema „Personal- und Organisationsentwicklung“ an. Sie ist an jedem zweiten und vierten Donnerstag im Monat von 10 bis 12 Uhr unter 02305 9215050 zu erreichen.

Mit der „Info-Box Beruf & Pflege“ hält das Zentrum Unterlagen vor, die Unternehmen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege konkrete Tipps geben.

Das Info-Material ist über die Internetseite anzufordern:
www.competentia.nrw.de