Gelsenkirchen. . Die Kinder- und Jugendeinrichtung St. Josef in Gelsenkirchen lud am Samstag zum traditioniellen Sommerfest – bei richtig gutem Wetter

Dosenwerfen, Eis essen, mit anderen Kindern besondere Spiele ausprobieren – Sommerfest im Kinderheim St. Josef. Am Samstag wurde den Kindern und Jugendlichen nicht nur ein wunderschönes Fest geboten, auch das Wetter spielte mit. Einfach ein herrlicher Tag.

Die elfjährige Nicole (Name geändert) balanciert glücklich mit Pommes Frites plus Ketchup über das Gelände und erzählt ganz stolz, dass sie beim Dosenwerfen einen tollen Sticker gewonnen hat. Und die ganze Familie Wehner, Heinz und Gisela mit Schwiegertochter Jessica und dem kleinen Yannik (2) gucken sich den Arbeitsplatz von Achim Wehner an, dem Papa des Kleinen. Denn der arbeitet als Heim- und Jugenderzieher in der Einrichtung. „Wir hätten nie gedacht, dass das hier mitten in der Stadt so schön ist“, staunte Gisela Wehner. „Das ist ja hier eine richtig kleine Oase der Erholung.“

Ausgelassene Feststimmung

Was sich innerhalb der Einrichtung abspielt, ist schwere Kost für die Seele, Erziehungs- und Betreuungsarbeit, die mit viel Fingerspitzengefühl täglich geleistet wird. Was als Haus für Waisenkinder vor inzwischen 130 Jahren an einem anderen Standort geschaffen wurde, ist heute ein Haus für Kinder, die aus ihren Elternhäusern herausgeholt werden mussten.

„Die Gründe dafür sind vielfältig“, erklärt Matthias Hommel, der Leiter der Einrichtung. „Zum einen nehmen die psychischen Erkrankungen von Eltern zu, daneben gibt es Probleme wegen Drogen, Alkohol, Gewalt, Prostitution und Missbrauch.“

Unbegleitete Flüchtlinge wurden hier aufgenommen

111 Plätze hat St. Josef, die fast immer alle benötigt werden. Zu den Kindern, die auch aus anderen Städten aufgenommen werden, um sie zu schützen, kommen in letzter Zeit auch Flüchtlinge, die unbegleiteten minderjährigen Kinder aus Syrien, Eritrea, Nord- und Ostafrika und Afghanistan. Sie alle haben in der Einrichtung einen Schutzraum, werden betreut und aufgebaut. „Wir nehmen Kinder ab drei Jahren auf, die bei uns bleiben bis sie 18, 19 und manchmal auch 20 Jahre alt sind“, sagt Hommel.

Sie alle haben beim sonnigen Sommerfest riesigen Spaß nebenan auf dem Fußballplatz. Denn da wird seit elf Uhr bis in die späten Nachmittagsstunden gepöhlt. 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen kommen aus Gelsenkirchener Familien, die übrigen aus den Nachbarstädten. Zurzeit sind wieder viele aus Duisburg in St. Josef untergebracht. „Da gibt es immer Wellenbewegungen“, erklärt der Einrichtungsleiter.

Ein ausgewogener Personalschlüssel

Ein sozialpsychologischer Dienst kommt einmal pro Woche, um mit den Kindern die Probleme aufzubereiten. 140 bis 190 Euro kostet so ein Heimplatz pro Tag pro Kind. Der Personalschlüssel ist 1:2 – ein Erzieher für zwei Kinder.

Die einzelnen Wohngruppen bestehen aus zehn Kindern, um die sich fünf Erzieher kümmern. „Das hört sich viel an, aber es gibt bei uns ja auch die Nachtbereitschaft. Ein Betreuer ist immer auch nachts in der jeweiligen Gruppe.“

Das sagt Matthias Hommel, der seit 25 Jahren in der Einrichtung arbeitet und seit Anfang dieses Jahres Leiter ist. Die Probleme hätten sich seit einem viertel Jahrhundert nicht verändert. „Darum wollen wir für unsere Kinder einmal im Jahr ein richtig schönes Sommerfest gestalten“, so der Heimleiter.