In der Gartenanlage Bismarckhain versteigert die Stadt Fundstücke. Zwischen Fahrrädern, Handys und Laptops wittern einige Besucher gute Geschäfte.

„Zum Ersten, zum Zweiten”, Ulrike Poddey zögert kurz und blickt in die Runde. Die Auktionatorin sucht nach höheren Geboten für das Fahrrad, findet aber keine. Dann erteilt sie den Zuschlag: „Zum dritten und verkauft für drei Euro an den Herrn vorne rechts.”

Und weiter geht es Schlag auf Schlag: In der Gartenanlage Bismarckshain, Grimmbergstraße, versteigert die Stadt alle Fundstücke, die in den Fundbüros der Bürgercenter abgegeben und von ihren Eigentümern nicht abgeholt wurden. Mehr als fünfzig Fahrräder, etliche Handys und Uhren, sogar einige Laptops. Dazu jede Menge Schmuck und Kleinkram. Gerade kommt ein roter Trolley unter den Hammer: „Der Inhalt ist fragwürdig”, warnt Ulrike Poddey, deren klare, durchdringende Stimme auch ohne das Mikrofon auskommen würde: „Wer bietet für den Überraschungskoffer?”

Spaß und Spannung

Peter Müller bezahlt bereitwillig zwölf Euro für das Geheimnis. „Den mache ich in aller Ruhe zu Hause auf”, freut sich Müller. Eigentlich sei das Geld für ihn nebensächlich, „mir geht es um den Spaß, um die Spannung.” Später wird er noch drei blaue Tüten mit unbekanntem Inhalt kaufen und sie voller Vorfreude ins Auto tragen: „Ich bin halt ein Jäger und Sammler.”

Inzwischen sind die meisten Fahrräder verkauft, einige schieben gleich ein Dutzend zum Ausgang. Einer hat ein altes Damenrad ersteigert und reibt sich die Hände: „Das wird jetzt schön poliert und dann bei Ebay versteigert.” Überhaupt Ebay: So still, sauber und schnell wie beim Internetauktionshaus geht es im Bismarckhain nicht zu: Um begehrte Stücke beginnen oft Wettstreite, die Konkurrenten treiben die Preise beim Kampf um die besten Schnäppchen in die Höhe.

„Man versucht immer etwas schlauer zu sein als sein Gegenüber”, weiß Pedro Romeres aus eigener Erfahrung. Doch ab und zu geht es mit dem Spanier durch: „Beim Bieten steigt das Adrenalin, der Verstand schaltet sich aus. Man wird dann einfach reingezogen. Es ist ein Spiel.” Romeres hat auf diese Weise den Kofferraum seines Kombis gefüllt - für 33 Euro. Dafür gab es ein Fahrrad für den Neffen, ein Gemälde mit Sonnenblumen und ein paar Tüten mit Kleinkram, die er nun draußen auf dem Parkplatz verstaut. „Richtige Schnäppchen macht man hier eher selten”, weiß der erfahrene Auktionsgänger: „Aber man hofft, irgendwann mal auf etwas Wertvolles zu stoßen.”

Drinnen leeren sich nicht nur die Tische, sondern auch die Stühle im Besucherraum. Viele sind schon gegangen, der harte Kern jedoch harrt aus, stärkt sich mit Kaffee aus großen Tassen. Einige stecken immer wieder die Köpfe zusammen. Vielleicht ergibt sich ja noch eine günstige Gelegenheit. Doch die ganz großen Geschäfte bleiben heute aus - zumindest bislang. Denn erst zu Hause lüften sich die letzten Geheimnisse: „Das ist immer ein bisschen so wie beim Auspacken eines Überraschungseis”, freut sich Peter Müller und macht sich mit seinem roten Trolley auf den Weg zum „Kofferschlachten”.

Kuriose Fundstücke

Bei der Versteigerung im Bismarckhain konnten die Besucher auch auf einige kuriose Fundstücke bieten: Neben einer Schleifmaschine, einem Einrad und einer verschlossenen Aktentasche mit unbekanntem Inhalt gab es 15 Paketen mit originalverpackter Damenunterwäsche. Passend zu letzteren wurde auch ein Brustimplantat angeboten, das aber selbst für einen Euro keinen Käufer fand.