Gelsenkirchen. . Die Pflegedienste stöhnen unter dem Fachkräftemangel, das schlechte Image des Berufs macht ihnen zu schaffen. Das soll verbessert werden.

Der Fachkräftemangel in der Altenpflege spitzt sich weiter zu. Unlängst warnten die Träger der freien Wohlfahrtspflege NRW vor einem Einbruch in der Altenpflegeausbildung.

Auch in Gelsenkirchen bleiben immer mehr Stellen in der Altenpflege unbesetzt, übersteigt der Bedarf an fachkundigem Personal der stationären und ambulanten Anbieter das Angebot auf dem Arbeitsmarkt um ein Vielfaches. So verweist Claudius Hasenau, Geschäftsführer der Ambulanten Pflegedienste Gelsenkirchen (APD), auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, wonach 2030 jede fünfte Stelle in der Pflege in Gelsenkirchen unbesetzt sein wird. „Das deckt sich mit unserer Erfahrung“, beschreibt Hasenau.

Bedarf kann durch Ausbildung nicht gedeckt werden

Derzeit bildet die APD 50 Personen zu Altenpflegern aus. Nicht genug, wie Hasenau erklärt: „Das deckt nicht unseren Bedarf an Mitarbeitern.“ Deshalb hat sich der Dienst seit einiger Zeit auch anderen Arbeitsmärkten geöffnet, sein Blickfeld erweitert. „Wir suchen auch in Belgrad, Serbien nach geeigneten examinierten Pflegekräften – unterstützt von der Arbeitsagentur.“ Von 24 Pflegekräften, die 2015 erstmals den Weg von Serbien zur APD nach Gelsenkirchen antraten, sind heute noch 23 beim Unternehmen beschäftigt. „Eine Person hat leider das Heimweh gepackt, sie wollte wieder zurück nach Serbien“, erzählt Hasenau, verweist aber darauf, dass die nächsten serbischen Pflegekräfte schon bald in der Stadt ankommen. „Sie durchlaufen ein Anerkennungsverfahren und müssen eine Gleichwertigkeitsprüfung ablegen, um in Deutschland arbeiten zu können. Die Bezahlung ist die Gleiche, wie bei einheimischen Arbeitskräften“, so Hasenau.

„Pflege hat ein sehr schlechtes Image“

Auch Andrea Lameck von der Fachkräftekampagne „Gute Arbeit – Gute Pflege“ sieht einen großen Fachkräftemangel im Bereich der Altenpflege. „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird derzeit eher schlechter als besser“, beschreibt sie. Die Kampagne wird von 17 Projektpartnern, darunter die Stadt und die Arbeitsagentur, unterstützt und bildet Markenbotschafter für den Pflegeberuf aus. „Pflege hat ein sehr schlechtes Image. Wir arbeiten daran, dieses verzerrte Bild zu verbessern.“ Denn Pflege ist ein hochkomplexer medizinischer Beruf, wie Lameck erklärt.

So schlecht die Arbeitsmarktlage für die Unternehmen ist, umso besser ist sie für arbeitslose Pflegekräfte. „Als Fachkraft kann ich mir den Arbeitgeber wirklich aussuchen, so groß ist das Stellenangebot“, so Lameck. Das wissen auch die Unternehmen und versuchen, mit besonderen Angeboten die Arbeitnehmer für sich zu begeistern.

APD will eigene „Arbeitgebermarke“ stärken

Die APD etwa versucht attraktiv für Arbeitnehmer zu sein, indem man die eigene „Arbeitgebermarke“ stärkt, wie Claudius Hasenau erklärt. „Wir wollen herausfinden, wie sich unsere Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlen.“ Das beginnt bei der Ausstattung der Arbeitsplätze und geht weiter bei zusätzlichen Angeboten, wie einer Mitgliedschaft in einem Sportclub. Ebenso dazu gehören besondere Arbeitszeitmodelle, etwa bei Krankheit oder im Pflegefall.

Auch Hasenau sieht ein Problem bei der öffentlichen Anerkennung des Pflegeberufs, hat aber eine langsame Verbesserung festgestellt. „Gerade Gelsenkirchen hat sich mit der Kampagne „Gute Arbeit – Gute Pflege“ positiv positioniert.“