Gelsenkirchen. Der niederländische Regisseur Michiel Dijkema inszeniert am Musiktheater im Revier „Offenbachs Erzählungen“. Mit überraschenden Momenten.
Prost! Der Poet zecht! Und ertränkt so gemeinsam mit einer Runde von Studenten seinen multiplen Liebeskummer im Alkohol. Dabei gerät der trunkene Dichter nach und nach ins Plaudern. Heraus kommen dabei „Hoffmanns Erzählungen“. Die gleichnamige fantastische Oper von Jacques Offenbach feiert am Samstag, 10. Juni, um 19.30 Uhr im Musiktheater im Revier Premiere.
Der niederländische Regisseur Michiel Dijkema richtet den Fokus seiner Inszenierung genau auf diese Erzählsituation. „Im Trubel des überbordenden Geschehens gerät die Ausgangslage oft in Vergessenheit“, weiß der Theatermacher, der auch für die Bühne verantwortlich zeichnet und dem Publikum optisch hilft, die Ausgangslage nicht aus dem Auge zu verlieren. Die Bühne zeigt einen schlichten Weinkeller. Die Studenten haben die Tische zusammengeschoben und lauschen dem unglücklichen Dichter Hoffmann. Diese Szene bleibt fast die ganze Oper über präsent, die Studenten, allesamt dunkle Pappkameraden, sind in der Bewegung eingefroren.
Wunderbare Sängermomente
Höchst lebendig dagegen die anderen, farbenprächtigen Akteure. Im Mittelpunkt steht die Lebens- und Liebeskrise des Dichters, der dem Meister der deutschen Romantik, E.T.A. Hoffmann, nachempfunden ist. Der haderte Zeit seines Lebens mit dem Künstlerdasein. Das Libretto für „Hoffmanns Erzählungen“ greift einige seiner Erzählungen wie „Der Sandmann“ auf.
Regisseur Dijkema, der am Musiktheater bereits Werke wie Mozarts „Die Zauberflöte“ oder Humperdincks „Hänsel und Gretel“ eingerichtet hat, inszenierte bereits zahlreiche Offenbach-Werke: „Aber es ist mein erster Hoffmann.“
Drei Frauengeschichten, drei Erzählungen, drei pralle Akte, dazu der Prolog: Der berichtet von Stella, einer Opernsängerin und Darstellerin in Mozarts „Don Giovanni“. Durch einen intriganten Rivalen verliert Hoffmann vermeintlich die Zuneigung der schönen Sängerin und trinkt sich einen Rausch an.
Eine geheimnisvolle Krankheit
Die erste Erzählung für seine studentische Zuhörerschaft handelt von des Dichters unglücklicher Liebe zu Olympia, die sich als Automat entpuppt. Dann trat Antonia auf den Plan, die allerdings durch eine geheimnisvolle Krankheit von ihrem eigenen Gesang dahingerafft wurde. Und schließlich erzählt Hoffmann von Giulietta, der Kurtisane, die des Mannes Spiegelbild stahl und ihn sogar zu einem Mord anstiftete.
Pralle Geschichten in ebenso praller Optik. „Die Kostüme von Julia Reindell sind opulent“, verspricht der Regisseur, „sie sind in der Zeit des Komponisten verortet.“ Biedermeier trifft Bilderflut.
Ein großer theatralischer Spielplatz
Dramaturgin Anna Grundmeier freut sich auf den ganzen Ideenreichtum dieser Produktion: „Ein großer Spielplatz, Theater pur!“ Und der finnische Dirigent Valtteri Rauhalammi, der mit dem Ende der Spielzeit Gelsenkirchen gegen Hannover austauschen wird, kündigt für die Premiere „wunderbare, tolle Sängermomente“ an: „Diese Oper ist ein tolles Ensemblestück.“ Und, nicht zu vergessen: Es wird die berühmte Barcarole erklingen.
Nach der Premiere wird es bis zum 9. Juli noch fünf Vorstellungen im Großen Haus geben.
Karten: 0209 4097-200