Gelsenkirchen. . Das Gelsenkirchener Modeunternehmen Biba will die Personalkosten durch die laufende Sanierung senken. Wie die Planungen bislang aussehen.
- Unternehmen stellt seine insgesamt 161 Standorte auf den Prüfstand
- Verlustbringer sollen geschlossen, die Personalkosten gesenkt werden
- 490 Mitarbeiter sind bundesweit betroffen, 80 am Sitz in Gelsenkirchen
Um die Lage des wirtschaftlich angeschlagenen Damenmode-Unternehmens Biba zu beschreiben, bemühen die Verantwortlichen gern einen Vergleich aus der Automobilbranche: „Es hat eine Panne gegeben, jetzt geht es darum, den Motor wieder flott zu machen.“
Dabei wird darauf verwiesen, dass das Schutzschirmverfahren Ähnlichkeiten zu dem Prozess hat, mit dem der US-amerikanische Riese General Motors wieder flott gemacht wurde. Allerdings: Damals, 2008, griff der Staat mit einem milliardenschweren Rettungspaket dem Konzern unter die Arme.
Derartige Hilfe steht für das Unternehmen mit Sitz heute in Bismarck nicht zur Verfügung, die Sanierung geschieht in Eigenverantwortung. Die Geschicke lenken dabei Geschäftsführer Dirk Dreier, erst im September 2016 zu Biba gestoßen, und Sanierungsgeschäftsführer Jasper Stahlschmidt von der Düsseldorfer Beratungsfirma Buchalik Brömmekamp.
Verlustbringer sollen verschwinden
Mit harten Einschnitten bei der Sanierung des 1963 in Duisburg gegründeten Betriebes ist bei der Restrukturierung des Betriebes sicher zu rechnen, auch wenn sich Dreier und Stahlschmidt über genauere Angaben zu geplanten Maßnahmen noch ausschweigen, um „keine unnötige Unruhe zu erzeugen“, wie Buchalik-Sprecher Markus Haase erklärt.
Die Schließung „verlustbringender Standorte“ oder solcher mit „negativer Wachstumsprognose“ stehen aber bereits jetzt auf der Agenda der leitenden Akteure. Außerdem soll „mit den Arbeitnehmervertretern nach Lösungen gesucht werden, um die Personalkosten ohne Stellenabbau zu senken“. Diese lägen im Wettbewerbsvergleich weit über dem Durchschnitt.
Hinter solchen Ankündigungen stecken möglicherweise der Verzicht auf Lohn und andere Zuwendungen, wie das Beispiel Karstadt gezeigt hat.
Online-Handel wieder als eine tragende Säule
Des Weiteren soll der „E-Commerce“, also der Vertrieb von Waren und Dienstleistungen über das Internet, verstärkt werden, um „wieder Anschluss an die marktüblichen Umsatzeinteile der Branche“ zu bekommen. Beziffert werden die mit 16 Prozent.
Biba verkauft hochwertige Mode für moderne, meist berufstätige Frauen. Hauptabsatzmarkt des Unternehmens mit einem Jahresumsatz von 40 Millionen Euro ist Deutschland. Seine Marken sind Biba und Crisca (Österreich). Die Bekleidungsproduktion im Ruhrgebiet wurde vor 20 Jahren geschlossen. Neben dem Hauptsitz in Gelsenkirchen liegen Betriebsstätten in Tschechien und Österreich. Ein Tochterunternehmen befindet sich in der Schweiz. Handelspartner gibt es in Litauen, Ungarn und in der Schweiz. 490 Mitarbeiter sind bundesweit beschäftigt, 80 hier in Gelsenkirchen.
Biba verfügt über 161 Verkaufsflächen. Ende 2015 kam das Aus für die beiden Geschäfte in der City und in Buer. Der firmeneigene Online-Shop öffnete im März 2014.
2013 übernahm der heutige Gesellschafter, die DHG GmbH, die Firma Biba. Mitte 2016 zog die Firmenzentrale dann von Duisburg nach Gelsenkirchen um.
>>> INFO: Keine Beeinträchtigungen für Kunden
Die Biba-Stores bleiben weiterhin geöffnet während des Verfahrens, und wie gewohnt, kann im Online-Shop bestellt werden. Lieferungen an die Stores und den Einzelhandel sowie aus dem Web-Shop sind sichergestellt. Biba-Filialen gibt es unter anderem im Centro Oberhausen, im Mülheimer Rhein-Ruhr-Centrum und in der Essener City.
Während des Schutzschirmverfahrens wird das Unternehmen, das den Antrag freiwillig gestellt hat, dem Zugriff der Gläubiger entzogen. Das Verfahren kann nur bei bestehender Zahlungsfähigkeit beantragt werden.