Gelsenkirchen. . Jörg Wolfgang Drees und Rainer Kühn reisten zum Endspiel nach Mailand. Einen Monat später gründeten sie den Schalke-Fanclub „San Siro ‘97“.
- Jörg Wolfgang Drees und Rainer Kühn reisten am 21. Mai 1997 zum Endspiel nach Mailand
- Drees bekam 1000 D-Mark für seine Eintrittskarte angeboten, lehnte aber ab. „Das Finale nimmt mir keiner“
- Am 28. Juni 1997 gründeten Drees und Kühn gemeinsam mit Freunden den Fanclub „San Siro ‘97“
„San Siro“ – ein Name, der seit 20 Jahren eng verbunden ist mit dem Sieg der Eurofighter am 21. Mai. Viele Schalke-Fans erinnern sich nur allzu gerne an den Triumph in Mailand; so auch Jörg Wolfgang Drees, Rainer Kühn und Dennis Kulp. Die drei sind Mitglieder in einem Fanclub, der den Erfolg von damals buchstäblich im Namen trägt: „San Siro ‘97.“
Fanclub-Gründung am 28. Juni 1997
Club-Präsident und Gründungsmitglied Drees über die Gründung: „Wir hatten schon lange vor, einen Fanclub zu gründen, haben es aber immer wieder vor uns hergeschoben. Am 28. Juni 1997 war es dann aber endlich soweit.“ Unter dem Eindruck des Uefa-Pokal-Sieges nennt sich der Club „San Siro ‘97“. Ein Name, für dessen Nutzung man extra in Italien nachfragte. „Wir haben die Stadt Mailand angeschrieben und gefragt, ob wir uns San Siro nennen dürfen. Denen war das zum Glück herzlich egal“, erzählt Drees.
Mit dem Auto und dem Zug nach Mailand
Er und Vizepräsident Rainer Kühn waren damals vor Ort in Mailand, als S04 den Pokal gewann. Als Dauerkarteninhaber hatten die beiden ein Vorkaufsrecht für die Karten in Mailand und konnten sich so je eine Karte für das Finale sichern. „Wir standen seit Anfang der 1990er-Jahre in der Nordkurve zusammen. Damals hat die Dauerkarte 80 D-Mark gekostet“, sagt Kühn. Er ist mit dem Zug nach Mailand gefahren. „Insgesamt 340 D-Mark hat mich die Zugfahrt und Ticket gekostet“, erinnert er sich.
Schalke-Fan Drees machte sich bereits am 20. Mai um 20 Uhr mit dem Auto auf den Weg nach Mailand. Getroffen hat man sich schließlich früh morgens auf der Domplatte in Mailand. Rainer Kühn nutzte die Chance und zündete im Mailänder Dom eine Kerze für die Mannschaft an. „Auf die Idee kamen viele, der ganze Dom war voll mit Schalke Fans. Trotzdem konnte man eine Stecknadel fallen hören, so leise war es.“
Ohne große Erwartungen angereist
Trotz des 1:0-Hinspielerfolgs waren die Schalke-Fans ohne große Titelträume nach Mailand gefahren: „Wir hatten keine Erwartungen und wollten nur ein schönes Spiel sehen“, erzählt Drees, „über einen Sieg haben wir gar nicht nachgedacht.“ Auf der Domplatte bekommt Drees dann noch ein Angebot für seine Finalkarte. „Mir wollte einer tausend D-Mark für meine Karte geben. Das war viel Geld, aber ich hab mir gedacht, ich will das Finale sehen und das nimmt mir keiner.“
Beim Spiel stehen die Fans direkt in einem Block hinterm Tor. „Das Spiel war nervenaufreibend, wir waren alle sehr nervös. Als in der Verlängerung der Heber über Lehmann kam, dachte ich schon, dass jetzt alles vorbei ist“, beschreibt der Fanclubpräsident das Spiel, „aber als es dann zum Elfmeterschießen kam, war ich mir sicher, dass wir die weghauen.“
„Ihr habt gewonnen, ihr müsst bezahlen“
Nach dem Spiel, geht Drees zu einem Getränkestand, bei dem er vor dem Spiel schon eine Cola gekauft hat. „Die Preise hatten sich plötzlich mehr als verdoppelt. ‘Ihr habt gewonnen, ihr müsst bezahlen’, hat der Verkäufer zu mir gesagt, als ich nach dem Grund gefragt habe. Das war es mir in dem Moment dann aber auch wert.“
>>>Drei-Generationen-Männertour ins Parkstadion
Die WAZ rief ihre Leser auf, Erinnerungen an den Uefa-Pokal einzuschicken. Dieser Aufruf erreichte auch Dirk Metz, Mitglied im Aufsichtsrat von Schalke 04. Er schickte uns folgenden Bericht:
„Für mich wird diese Uefa-Cup-Saison immer besonders emotional in Erinnerung bleiben. Erstmals nach vielen Jahren spielte Schalke am 10. September 1996 – gegen Roda Kerkrade – wieder international. Und ich hatte meinen Vater, der das Schalke-Gen erfolgreich an mich weitergegeben hat, eingeladen, das Spiel gemeinsam mit meinem damals achtjährigen Sohn Manuel und mir auf Schalke zu erleben. Ein
rauschendes 3:0, eine traumhafte Stimmung, wir waren voll des Glücks. Vor allem aber mein Vater, dem diese Drei-Generationen-Männertour besondere Freude machte. Es war aber leider die erste und letzte gemeinsame Tour auf Schalke, denn mein Vater verstarb kurz darauf ganz plötzlich ohne jede Vorwarnung. Die weiteren Heimsiege – besonders gut erinnere ich mich an die Regenschlacht gegen Brügge auf der Gegentribüne und an das Finale gegen Inter in der Nordkurve, wo der Kleine große Mühe hatte, überhaupt etwas zu sehen – haben wir dann zu zweit verfolgt. Mit dem Vater und Opa aber verbinden wir für immer die letzte gemeinsame Fahrt nach Gelsenkirchen.“