Gelsenkirchen. Von den Lombardis bis zu Trump: Die Kabarettentertainer Funke, Philipzen und Rüther treten im Hans-Sachs-Haus zur ganz besonderen Abrechnung an.
- Storno tritt zur kabarettistischen General-Abrechnung im Hans-Sachs-Haus an
- Das Trio Funke, Philipzen und Rüther unterhält mit Politententertainment, Ironie und groteskem Humor
- Eine Mischung, die beim Publikum bestens ankommt. Zum Schluss gibt es tosenden Beifall
Man nehme eine Prise Ironie und Sarkasmus, eine kleine, unscheinbare Bühne sowie eine Gitarre und ein Keyboard und raus kommt dabei: Ein lustiger Samstagabend, der Bauchschmerzen, ein strapaziertes Zwerchfell und einige musikalische Darbietungen garantierte.
Mit „Die Abrechnung“ ist das seit 2005 bestehende Politikentertainment-Trio „Storno“ aktuell auf großer Tour und machte auch am Samstag in Gelsenkirchen Station. Dabei war der Name der Veranstaltung Programm: Politiker aus aller Welt, berühmte Persönlichkeiten und C-Promis bekamen am Abend im gut besuchten Hans-Sachs-Haus im wahrsten Sinne des Wortes knallhart ihr Fett weg.
Die gut gelaunten und erwartungsvollen Zuschauer nehmen mit ihren gekühlten Getränken ihre Plätze ein, da erscheint auch schon Thomas Philipzen auf der Bühne und wird mit einem herzlichen Applaus empfangen. Er stellt direkt fest: „Ihr habt gute Laune.“ Dies sei entscheidend, da die Stimmung auf der Welt in letzter Zeit gedrückt sei.
Der Brexit und die Folgen fürs Ohr
Zum Warm werden hat Philipzen nach ein paar Sekunden auf der Bühne seine ersten Opfer gefunden: Sarah und Pietro Lombardi, das einstige Traumpaar der deutschen Musikszene, das sich im vergangenen Oktober nach dem öffentlich ins Bild gerückten und ausgewalzten Seitensprung-Skandal getrennt hat. „Wir sind doch gerade dabei, den Zweiten Weltkrieg zu verarbeiten, warum müssen wir Deutschen die Trennung jetzt auch noch ertragen?“, fragt Philipzen höchst dramatisch das Publikum und kann sich eine bissige Bemerkung am Rande nicht verkneifen: „Wer sind Sarah und Pietro Lombardi eigentlich?“
Philipzens kabarettistische Mitstreiter Jochen Rüther und Harald Funke lassen sich anschließend mit einem warmen Applaus begrüßen und kommen auf ein Thema zu sprechen, das im vergangenen Jahr und auch aktuell die Europäer spaltet: der Brexit. Das Trio ist sich einig: der Brexit hat Auswirkungen auf den Außenhandel. Und das hat fatale Folgen für die Deutschen, wie die drei weinerlich feststellen müssen: „England hat Popmusik. Aber wenn England aus der EU austritt, dann müssen wir ja unser Leben lang mit Helene Fischer und Xavier Naidoo klarkommen.“
Beherzter Griff in die Hose
Der Bann ist gebrochen, die Zuschauer krümmen sich vor Lachen. Aber die drei kritisieren im Anschluss die geringe Wahlbeteiligung bei den jungen Menschen in England: Nur 36 Prozent der 18-24-Jährigen haben an der Wahl teilgenommen. Bei denen sei der Schock über den Wahlausgang am größten. Aber warum haben dort so wenige junge Menschen an der Wahl teilgenommen? Darauf hat Jochen Rüther natürlich eine Antwort parat: „Weil sie mit ihrem Handy einen Pokemon jagen mussten.“ Betont aber auch im Anschluss, dass mehr ältere Menschen wählen gegangen sind, weil es „Wahlurne“ heißt.
Natürlich darf der US-Präsident und seine berühmte Haarpracht in „Die Abrechnung“ auch nicht fehlen: Kabarettist Thomas Philipzen vergleicht die Haarpracht des unbeliebten US-Präsidenten mit einem explodierten Eichhörnchen. Lacher sind garantiert.
Ein „Halleluja“ für alle zum Mitsingen
Nach einer musikalischen Darbietung zu „Kiss“ von Pop-Titan Prince sorgt Philipzen beim Publikum, aber auch bei seinen Kollegen für rituelle Empörung: Beherzt und überspitzt greift sich Philipzen in die Hose und imitiert somit die legendäre Situation bei der Europameisterschaft 2016, wo sich Bundestrainer Joachim Löw in den Schritt fasst und anschließend an seinen Fingern roch. Doch der Schockmoment verfliegt schnell, und die Zuschauer weinen teilweise vor Lachen. So lustig der Abend begonnen hat, so schnell ist er aber auch wieder zu Ende: Als Zugabe interpretiert das Trio „Halleluja“ und fordert das Publikum im Refrain auf, mitzusingen. Das lassen sich die begeisterten Zuschauer nicht zweimal sagen.
Tosender Beifall zum Abschied.