Gelsenkirchen. . Ralf Theile war von 1991 bis 2001 Teil der „Abteilung Fußball“ bei der Polizei Gelsenkirchen. Er begleitete den S04 auch im Uefa-Pokal 1996/97.
Wenn Schalke 04 in den 1990er-Jahren gespielt hat, dann waren Ralf Theile und sein Kollege Martin Krahe immer dabei – aus beruflichen Gründen. Das Duo bildete von 1991 bis 2001 die „Abteilung Fußball“ der Polizei Gelsenkirchen und hatte bei Heim- und Auswärtsspielen die Problemfans unter den S04-Anhängern im Auge. „Als Abteilung haben wir alle Anzeigen bearbeitet, die im Zusammenhang mit Fußball standen“, erinnert sich der pensionierte Kriminalhauptkommissar.
Neben der Tätigkeit bei Schalke-Spielen war Theile auch bei der Nationalmannschaft gefragt. „Als einer von vier deutschen Beamten habe ich die Europameisterschaft 1996 in England begleitet. Das war schon ein Höhepunkt.“ Ebenso gerne denkt der 65-Jährige an die Uefa-Pokal-Saison 1996/97 seiner Schalker zurück. „Da war jedes Spiel etwas ganz Besonderes“, erzählt er.
Zahlreiche Erinnerungsstücke aufbewahrt
In seinem Keller hat Theile ein „Schalke-Zimmer“ eingerichtet, mit zahlreichen Erinnerungsstücken von damals. An den Wänden hängen die Ankündigungsplakate der jeweiligen Partien in richtiger Reihenfolge, daneben Wimpel von Roda Kerkrade und dem FC Brügge. „Die Spiele gegen Kerkrade waren die einfachste Aufgabe für mich und meinen Kollegen. Roda hatte keine Hooligans und ich kannte den holländischen Kollegen schon von einem Turnier aus dem Vorjahr.“
Besonders schöne Erinnerungen hat Theile an seinen Einsatz in der Türkei bei Trabzonspor, was vor allem an der Gastfreundlichkeit der türkischen Sicherheitsbeamten gelegen hat. Nur auf so viele mitreisende Schalke-Fans war man in Trabzon offenbar nicht vorbereitet. „Der Polizeichef stutzte etwas, als ich sagte, dass wir mit 2500 Schalkern rechnen. Als Galatasaray Istanbul in der Saison dort spielte, wurden sie lediglich von 800 Fans unterstützt.“
„Der Mailänder Polizeichef hat sich halb totgelacht“
Ähnliche Erfahrungen machten Theile und sein Kollege dann auch beim Finale in Mailand. Die beiden Polizisten reisten – das war so üblich – bereits zwei Tage vorher an, um sich mit den örtlichen Kollegen zu besprechen. „Der Mailänder Polizeichef hat sich halb totgelacht, als wir von 25 000 Schalker Fans sprachen“, erzählt Theile und lacht.
Als dann am 21. Mai 1997 noch deutlich mehr Schalker nach Mailand strömten, hatten die Gelsenkirchener Polizisten alle Hände voll zu tun. „Wir waren ab neun Uhr im Einsatz und konnten erst etwas entspannen, als alle Schalker Fans bei Spielbeginn in ihren Fanblöcken waren.“ Von da an verfolgt der Kommissar die Partie vom Spielfeldrand. „Die Stimmung war wirklich klasse, es war ja eine riesige Schalker Wand im Stadion.“
Erinnerungsfoto auf dem Rasen
Als es zum Elfmeterschießen kommt, hält es der Kollege Martin Krahe vor Aufregung nicht aus. Er stürmt in die Katakomben. Theile hingegen steht
wie angewurzelt am Spielfeldrand. „Als der Mailänder Spieler den Ball am Tor vorbeischoss, war für mich alles klar“, beschreibt der pensionierte Polizist die spannenden Momente. „Nach dem Siegtor war die Freude natürlich groß. Die italienischen Fans sind alle direkt aus dem Stadion raus, während drinnen die Schalker Spieler und Fans feierten.“ Diesen Moment nutzt Ralf Theile und betritt zusammen mit Sicherheitschef Friedhelm Bremen den Rasen des Giuseppe-Meazza-Stadions. Ein Mitarbeiter von Bremen schießt ein Erinnerungsfoto von den beiden vor einer blau-weißen Tribüne.
Für den Rückweg hatten die Polizisten Plätze in dem Flugzeug, mit dem auch die Mannschaft wieder nach Deutschland flog. Vorgesehen war, dass die Mailänder Kollegen die Gelsenkirchener Polizisten zum Flughafen fahren. Doch die weigerten sich nach der Niederlage von Inter. „Die waren so angefressen, dass sie uns gesagt haben, wir sollen die Koffer wieder aus dem Auto laden.“
Mit der Mannschaft im Flieger und Pokal in der Hand
Schließlich gelang es Theile doch noch, die Italiener zu überzeugen. Am Flughafen angekommen, wollten sie das Flugzeug besteigen, wurden aber vom Personal gehindert. „Wir mussten warten, bis die Mannschaft im Flieger ist, erst danach durften wir mit an Bord.“
Gegen fünf Uhr landet die Maschine in Köln. Für Theile geht es danach direkt wieder weiter. Er sitzt in einem der Wagen, die im Korso zum Parkstadion fahren. „Geschlafen habe ich an den beiden Tagen nicht“, erinnert sich Theile.