Gelsenkirchen. Die Steuerungsgruppe legt erste Ergebnisse vor. Der HFBP diskutiert Donnerstag, im Sportausschuss flog das Thema Mittwoch von der Tagesordnung...
In die politisch kontrovers geführte Debatte über ein tragfähiges Zukunftskonzept für die Gelsenkirchener Bäderlandschaft kommt frischer Wind. Steuerungsgruppe und Arbeitskreise unter Leitung von Klaus Rostek haben zur heutigen Sitzung des Haupt-, Finanz-, Beteiligungs- und Personalausschusses (HFBP) eine pralle Vorlage mit den ersten Arbeitsergebnissen zusammengestellt.
Die Ausgangslage
Ergebnisoffen, wie in der Ratssitzung im Dezember 2016 beschlossen, wurden seit Jahresbeginn Jahnbad, Sportparadies, Zentralbad sowie die Hallenbäder in Buer und Horst unter die Lupe genommen. Kein Bestandteil des Prüfauftrags war das Bad im Gesundheitspark Nienhausen. Auch die vier Lehrschwimmbecken in den Eppmannsweg, Im Brömm, Grenzstraße und Middelicher Straße blieben bei der Prüfung außen vor. Neben der Steuerungsgruppe haben fünf Arbeitskreise themenbezogen geforscht: Bestandsaufnahme/Bedarfsermittlung; Standortprüfung und -bewertung; Beteiligung Vereinssport; Schulschwimmen und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Energiekosten
Dem gestiegenen Zuschussbedarf für die ins Visier genommenen Bäder stehen gesunkene Energiekosten (Strom, Wärme, Wasser) gegenüber. Verglichen wurde die Entwicklung seit 2014; die Zahlen für 2016 tragen den Zusatz „voraussichtlich“, weil der Jahresabschluss noch nicht vorliegt. Mit 1,136 Millionen Euro ist das Sport-Paradies der größte Energieschlucker (2014: 1,636 Millionen Euro).Von 515 042 Euro in 2014 auf 459 131 Euro sanken die Kosten im Zentralbad, von 253 572 Euro auf 221 208 Euro im Hallenbad in Buer und von 122 266 Euro auf 106 261 Euro im Horster Bad. Das Jahnbad hat seine Energiekosten in drei Jahren sogar mehr als halbiert: von 37 017 auf 16 362 Euro.
Besucherzahlen
Da sind besonders die ermittelten Zahlen für das Badeparadies im Arena-Park interessant, wo seit Mitte Februar (ausgenommen das Schulschwimmen) eine Postleitzahlen-Abfrage erfolgt. Bis zum 18. April kam folgendes Ergebnis zustande: insgesamt 20 084 Besucher, darunter 8743 aus Gelsenkirchen (43,53 Prozent) und 11 341 aus umliegenden Städten (56,4 Prozent). Spitzenreiter bei den auswärtigen Besuchern ist Essen (3416 /17,01 Prozent), gefolgt von Bochum (1373 /6,84 %) und Gladbeck (1038 /5,17 %). Anders beim Eisparadies: Von 5356 zahlenden Gästen waren 3244 (60,57 %) aus Gelsenkirchen. Im Bueraner Bad sank die Besucherzahl zwischen 2005 und 2016 von 43- auf 38 000; in Horst von 28- auf 18 000; im Jahnbad von 15 000 auf 7500, im Zentralbad von 103- auf 70 000.
Sorgenkind I: Zentralbad
Das Zentralbad ist dringend sanierungsbedürftig. Rund 21,4 Millionen Euro würde die umfassende Modernisierung kosten, die keine Raumveränderung mit sich brächte. Heißt: Die überdimensionierten Flure und Umkleiden blieben bestehen. Die Steuerungsgruppe kommt zu dem Ergebnis, dass ein Neubau sinnvoll sei. Das sollte allerdings an anderer Stelle und vor der Schließung des Zentralbades entstehen, um das Schul- und Vereinsschwimmen aufrecht zu erhalten. Die von einem Architekten ermittelten Abrisskosten liegen bei rund 4 Millionen Euro.
Sorgenkind II: Sport-Paradies
Ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag wäre für dringende Sanierungs-/Modernisierungsmaßnahmen im Sport-Paradies nötig. Dessen Betriebskosten lagen übrigens 2015 (3,509 Millionen Euro) um rund 600 000 Euro höher als für die anderen Bäder zusammen. Die erhebliche Schieflage der Becken ist bekannt; hinzu kommt die veraltete Technik. Die Steuerungsgruppe kommt zu dem Ergebnis, dass im Falle der Standortbeibehaltung ein Neubau sinnvoll wäre, dessen Dimensionierung unter Einbeziehung der finanziellen Auswirkungen in der weiteren Diskussion festgelegt werden müsste. Die Abbruchkosten würden rund 7,1 Millionen Euro betragen.
Vereine und Schulen
Gelsensport, Schwimmvereine, DLRG, Taucher, Schützen, Eishockey und Sportkegler sind in die Bedarfsermittlung einbezogen und nach ihren Optimierungswünschen gefragt worden.
Aufreger Sportausschuss
Ursprünglich sollte am Mittwoch der Ausschuss für Sportentwicklung und Prävention über die ersten Arbeitsergebnisse der Steuerungsgruppe diskutieren. Aber: Der Bericht zum Bäderkonzept wurde auf Antrag der SPD von der Tagesordnung genommen. David Fischer (Grüne) und Guido Tann waren noch nach der Sitzung außer sich. Silke Ossowski habe ihren Antrag doch tatsächlich damit begründet, „dass man diesen Bericht sachlich und sportfachlich im HFBP diskutieren wolle und der Fachausschuss in der nächsten Sitzungsperiode noch einmal Gelegenheit hätte, zu diskutieren“, sagte Fischer. Und legte nach: „Ein Skandal!“ Hier würden durch die Allmachtsfraktion die Funktionen von ehrenamtlichen, sachkundigen Bürgern und gewählten Bürgervertretern ad absurdum geführt und abqualifiziert. Er bezeichnete das als neuen Tiefpunkt in der Gelsenkirchener „Mach(t)fraktion“. Tann nannte es „unverschämt und anmaßend, uns die Fachkompetenz abzusprechen“.
>>> INFO: Suche nach geeigneten Flächen
Der mögliche Standort an der Caubstraße hatte in jüngerer Vergangenheit die politischen Gemüter erhitzt. Dieser Vorschlag ist vom Tisch. Der Arbeitskreis Standortprüfung und -bewertung hat das gesamte Stadtgebiet nach geeigneten Standorten abgesucht und Flächen ausgeschlossen, auf denen eine Nutzung nicht zulässig ist (etwa Seveso-Richtlinie, Natur- und Landschaftsschutzgebiet).
Von ursprünglich 37 Flächen, die sich für eine weitergehende Prüfung anboten, blieben schlussendlich acht potenzielle Standorte übrig, die heute im HFBP erläutert und im Detail vorgestellt werden sollen. Das sind: Revierpark Nienhausen, Berger Feld/Arena Park, Emscherstraße (Gafög), ehemalige Polizeiwache und Zentralbad, Feuerwache Wildenbruchstraße, Schalker Verein I sowie II und Consol 3/4/9.