Gelsenkirchen. . Die Ehrenamtsagentur will das Wissenspotenzial von Menschen mit Handicap nutzen. Wo das Know-how eingesetzt werden soll.

  • In in Gelsenkirchengibt es 57 760 Menschen mit Behinderung, darunter sind37 450 Schwerbehinderte
  • Ehrenamtsagentur will die vielfach vorhandene Kompetenz der Menschen mit Handicap nutzen
  • Speed-Dating am 24. Juni auf dem Neumarkt soll Vereine und Einrichtungen mit Helfern zusammenbringen

Inklusion ist ein kleines Wort, hinter dem sich aber eine Herkulesaufgabe verbirgt. Und auch eine Vielzahl an Bereichen des täglichen Lebens, in denen das gemeinsame Miteinander von Menschen mit und ohne Handicap umgesetzt werden soll. Ein weiteres Arbeitsfeld möchte sich die Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen erschließen. Auf dem Weg hin zu einer inklusiven Agentur will sie nicht nur selbst barrierefrei sein, sondern zudem künftig viele Vermittlungsmöglichkeiten bei gemeinnützigen Einrichtungen für Menschen mit einer Behinderung anbieten.

Um das Thema und die Anliegen von Betroffenen einer viel breiteren Öffentlichkeit einmal vorzustellen, „veranstaltet die Ehrenamtsagentur am 24. Juni, von 11 bis 13 Uhr ein so genanntes Speed-Dating auf dem Neumarkt“, sagt Beate Rafalski, die Leiterin der Einrichtung an der Ahstraße 9 in der Altstadt. Tatkräftige Unterstützung erhält sie durch das Sozialwerk St. Georg, den Werkverein Gelsenkirchen, das Evangelische Johanneswerk, den Verein Nienhof, die Lebenshilfe sowie von der Arbeitsgemeinschaft der Behindertenverbände und dem Senioren- und Behindertenbeauftragten der Stadt, Dieter Walfort.

Vom Wissen der Menschen mit Handicap profitieren

Also bloß ein bisschen Werbung für ehrenamtliches Engagement?

Nein, hinter der Aktion steckt weitaus mehr. Denn Menschen mit einem Handicap sollen nicht nur reine Hilfe-Empfänger sein, sondern ihren Kompetenzen entsprechend selbst Teil des bürgerschaftlichen Einsatzes werden – „beispielsweise durch ihre Kenntnisse in der Buchhaltung einem Verein bei den Finanzen unter die Arme greifen“, wie Johannes Mehlmann anführt, er ist der Geschäftsführer der Ehrenamtsagentur. Eine echte Chance also für gelebte Teilhabe.

Eine ganze Reihe von Vereinen und Organisationen haben sich bereits bereit erklärt, sich an diesem Juni-Samstag zu präsentieren und neben einer ersten Kontaktaufnahme auch schon konkrete Einsatzmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung anzubieten. Bisher, und es dürfen wie die Ehrenamtsagentur betont, „sehr gerne und jederzeit mehr werden“, gehören dazu: Gelsensport, der Kulturpott Ruhr, der Ziegenmichel, die Tafel, das Blaue Kreuz, der Ev. Seniorenstift, das Bismarcker Forum 2000. Dazu noch das Friedendorf Oberhausen, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, die Werkstätten Gelsenkirchen und der Bauverein Falkenjugend.

Mut-mach-Seminar, um Stärken herauszufinden

Qualifizierungsgespräche loten vor dem Einsatz aus, wie die Tätigkeitsbereiche der Freiwilligen ausgefüllt sein sollten und wie der tägliche Umgang miteinander gestaltet werden kann. Außerdem wird es nach dem Speed-Dating ein „Mut-mach-Seminar“ im Juli für potenzielle Helfer mit Handicap geben. Der Termin dafür wird noch bekannt gegeben.

Der Prozess zur inklusiven Ehrenamtsagentur wird von der „Aktion Mensch“ und der Stiftung „Schalke hilft“ finanziell unterstützt. Berater und Begleiter sind die Landes- und Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in Hagen und Berlin.

>> 57760 Menschen mit Behinderung

Nach Angaben des Senioren- und Behindertenbeauftragten Dieter Walfort gibt es in Gelsenkirchen 57 760 Menschen mit Behinderung (Behinderungsgrad ab 20 Prozent). Darunter sind 37 450 Schwerbehinderte (bei einem Behinderungsgrad ab 50 Prozent). Die Dunkelziffer dürfte höher sein, weil viele aus Unkenntnis oder Scham keinen Antrag auf Schwerbehinderung stellen.

Kontakt Ehrenamtsagentur: Ahstraße 9, 0209 179 89 30, Mail an ehrenamtsagentur@gelsenkirchen.de.