Gelsenkirchen. 20. Jahrestag der Bundesgartenschau von 1997 in Gelsenkirchen. Ein Familienfest und eine Erfolgsgeschichte des Strukturwandels.
Freude und Stolz, das spiegelte sich in den Gesichtern und Worten der Besucher, die am Wochenende zur großen 20-Jahr-Feier des Nordsternparks auf das ehemalige Gelände der Bundesgartenschau von '97 strömten.
Zwar sind die tiefen Wunden, die das Aus des Steinkohlebergbaus gerissen hat, noch nicht allerorten verheilt – im Nordsternpark aber wird sichtbar, dass auf der einstigen Industriebrache etwas Bedeutsames gewachsen ist: eine grüne Lunge für über 400000 Besucher im Jahr, ein Gewerbepark, der mittlerweile beinahe anderthalbtausend Menschen in Lohn und Brot hält, ein Lernort mit erlebbarer Bergbaugeschichte und nicht zuletzt ein Ort der Kultur mit Musik, Theater und Show direkt am Rhein-Herne-Kanal.
Überall herrschte erwartungsfrohes Gedränge
Oberbürgermeister Frank Baranowski fragte denn auch zu recht stolz beim traditionellen Flaggenhissen mit dem Bergwerksorchester Consolidation und mit dem rührigen Geschichtsforum Nordsternpark zum Auftakt der Geburtstagsfeier: „Ist es wirklich schon 20 Jahre her? Und „welcher andere Standort kann so etwas auch noch vorweisen?
Für das Stadtoberhaupt und schließt sich auf Nordstern ein Kreis. Als junger Student der Geschichte ist er mit dem früheren Betriebsratsvorsitzenden Reinhold Adam auf Nordstern unter Tage gewesen – „der dicke Kohlebrocken“ steht heute noch auf seinem Schreibtisch als Erinnerung an die „Maloche der Bergmänner“. Ähnlich geht es Adam, der Rentner hält heute mit seinen Mitstreitern wacker das Andenken an Kohle und Kumpel im Bergbaustollen auf Nordstern hoch, gemeinsam geben sie Geschichte hautnah weiter an Besucher aus nah und fern – zuletzt noch an Gäste aus Japan und Neuseeland.
Zurück zur Geburtstagsfeier: Je höher die Sonne zum Himmel stieg, desto mehr wuchs der Andrang. Egal ob Nordsternturm mit seinem „nackigen Herkules“, so ein Vater zu seinem Sohn beim Flanieren, ob Blumen- und Gartenschau mit ihren üppig blühenden Hortensien, Fuchsien und Rosen, ob Kletterfelsen, Rodeo, Blumenbasteln, Schiffsschaukel, Karussell oder Schalker Torwand – überall herrschte erwartungsfrohes Gedränge.
"Die Lochis" von ganz nah zu erleben
Gut 50 Teenager beispielsweise hatten sich am Samstag bereits lang vor dem Start um elf Uhr die erste Reihe am Eingang zum Amphitheater gesichert, um ihre YouTube-Stars, „Die Lochis“ ganz nah zu erleben – und das noch vor ihrer Tour, ein echter Coup.
Gestaunt und gekreischt vor Freude wurde auch in luftigen 26 Metern Höhe im Hubwagen – von dort hatten Wagemutige bei angenehmen Frühlingswetter einen fantastischen Rundumblick über die gut 100 Hektar umfassende Revier-Oase. Unzählige Fotos und Videos mehr dürften nun private Sammlungen und soziale Netzwerke ergänzen.
Und wohl auch viele neue bunte Blumenwiesen. Den Samen verteilte „Gustav, der schnelle Gärtner“, der auf seinem Segway über das Gelände wuselte. 20000 Tütchen brachte der Event-Künstler Frank Hoffmann so in zwei Tagen an die Besucher. Auch für ihn schließt sich auf Nordstern ein Kreis. Vor 20 Jahren schon war er der „Clown Zimbo bei der Bundesgartenschau“.
Eurofighter geben Autogramme im Park
Dass die Neue Philharmonie Westfalen ein echtes Zugpferd im musikalischen Sinne ist – auch das ist weit über die Grenzen der Stadt kein Geheimnis. Der Diskomusik hatte sich der Klangkörper dieses Mal im Amphitheater verschrieben – von Abba über Boney M bis hin zu den Village People, das NPW-Potpourri ging Tausenden gut ins Ohr, vielen darunter sogar ganz munter ins tanzende Bein. Gekrönt am späteren Abend von einem imposanten Höhenfeuerwerk.
Tolle Tage in Gelsenkirchen und eine tolle Gelegenheit auch, zum Beispiel mal mit den Eurofightern ins Gespräch zu kommen. Klar, auch die haben heuer 20-Jähriges, und sie ließen es sich nicht nehmen, im Park fleißig Autogramme zu geben.
„Der Park hat das Zeug für Generationen"
Dass Nordstern eine gute Zukunft hat, davon sind nicht nur Wirtschaftsvertreter und Politiker überzeugt. Nicht nur, weil Deutschlands größte Wohnungsgesellschaft Vivawest im Schlagschatten des Herkules den Firmensitz erweitert und der Ruhrtourismus rund ums Heiner’s Parkhotel kräftig anzieht. „Nein“, sagen zwei Seniorinnen (77, 74) aus Herne und Gelsenkirchen, die es sich auf einer Bank im Schatten gemütlich gemacht haben. „Der Park hat das Zeug für Generationen. Wer sagt, dass es hier langweilig ist, der schaut nicht mit offenen Augen hierhin.“
Recht haben sie wohl die beiden ihn Ehren ergrauten Damen. Und vielleicht schaut schon bald die ganze Welt nach Gelsenkirchen – dann nämlich, wenn der Nordsternpark Teil 2017 der Internationalen Gartenschau (IGS) ist. Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat gemeinsam mit der Emschergenossenschaft die Bewerbung für das Ruhrgebiet bereits vorbereitet.