Gelsenkirchen-Horst. . Die „Herbstzeitlosen“ traten im Seniorenzentrum Horst auf. Keins der Mitglieder ist weniger als 70 Jahre alt. „Soubrette“ Cilli Hagedorn ist 92.

  • Die „Herbstzeitlosen“ sind ein Aushängeschild der Seniorenarbeit des AWO-Kreisverbandes Essen.
  • Keines der Ensemble-Mitglieder, die zu Vollplaybacks auf die Bühne gehen, ist jünger als 70 Jahre.
  • Das älteste Mitglied, Cilli Hagedorn, verbrachte sein ganzes Leben auf den großen Revue-Bühnen.

„Mein Name ist Cilli Hagedorn und ich bin ein Charmebolzen ohne Ende.“ Was für ein Statement. Nicht umsonst ist sie die Galionsfigur der „Herbstzeitlosen“. Sie alle leben für die Bühne, tingeln durchs Revier – dabei ist das jüngste Mitglied frische 70. Cilli überlegt noch, ob sie ihr Alter verraten soll. Das aber hat die Pressemitteilung schon getan: Sie ist 92 Jahre alt.

Mit ihrer Show gastiert die Truppe, die unter dem Dach des Awo-Kreisverbandes Essen aktiv ist, im Seniorenzentrum am Maria-Juchacz-Weg in Horst. Der Saal ist gut gefüllt. Auf dem Programm stehen Titel, die jeder kennt. Willi eröffnet das Programm als Jürgen von der Lippe mit „Guten Morgen liebe Sorgen“. Wie alle anderen agiert er zum Vollplayback. Nicht alle könnten selbst singen.

Auf der Bühne mit Marlene Dietrich

Cilli aber könnte. Sie ist Profi, hat immer für die Bühne gelebt. Sie absolvierte in der Berliner Heimat früh die Schauspielschule, nahm Ballettunterricht. In den Kriegsjahren war es ihr Job, die harte Zeit vergessen zu machen. „Im Rahmen der Truppenbetreuung habe ich den Soldaten Freude beschert – als sogenannte jugendliche Vortragskünstlerin.“ Unterwegs war sie in kleinen Berliner Theatern und im Rahmenprogramm der Olympischen Spiele 1936. Als „Soubrette“, eine muntere Sängerin.

Nach dem Krieg erlebte sie in der Heimatstadt Unvergessliches: „Das war im amerikanischen Sektor. Da ist Marlene Dietrich aufgetreten. Damals noch in Uniform. Ich war im Vorprogramm. Ich war so fasziniert von dieser Frau. Das war ein Erlebnis.“ Cilli blieb der Bühne treu. Sie wirkte in zahlreichen Revue-Shows mit im In- und Ausland, vor allem in Italien. „Die Bühne war immer mein Beruf.“

Die Truppe hat auch einen eigenen Manager

Irmhild ist an der Reihe. Ihr erster Titel: „Milord“. Der entpuppt sich in Horst als Renner. Da kommt Stimmung auf im Saal, die Besucher klatschen mit. Cilli nimmt Aufstellung an. Gleich ist sie dran.

Ins Ruhrgebiet kam Cilli durch Heirat, zur Awo durch den damaligen Bürgermeister. Den lernte sie kennen in ihrem Künstlerlokal „Cillis Milljöh“. Zwei Jahre nach deren Gründung stieß sie vor zehn Jahren zur Truppe, die ein Aushängeschild der Seniorenarbeit ist. Hier hat man einen eigenen Tontechniker, einen Manager, der auch Conférencier ist. Auch sie sind über 70 Jahre alt.

Große Bühnenpräsenz erreicht alle Gäste

Einsatz für Cilli. Ihr Titel liegt ihr. „Hab’n se nicht ‘nen Mann für mich?“ fragt sie auf der Bühne. Als Grand Dame kann sie hier begeistern im schwarzen Kostüm mit roten Highlights. Ihre Bühnenpräsenz erreicht alle im Saal. Leichtfüßig bereichert sie den Instrumentalteil um eine kleine Tanzeinlage, köstlich interpretiert sie die Zeilen des Liedes mit Charme und Humor.

Da überrascht nur eines, was sie später hinter der Bühne verrät: „Bisher hat sich noch kein Mann bei mir gemeldet.“