Es scheint gar nicht mehr hell zu werden in diesen Tagen. Das ist die Zeit, in denen sich Sonnenhungrige auf den Solarien weit weg in den Süden träumen. Trotz schonenderer Röhren raten Ärzte vom Sonnen ab

Wir befinden uns mitten drin in der Jahreszeit, in der jemand das Licht ausgeknipst zu haben scheint. Auf dem Weg zur Arbeit kämpfen sich die Augen durch die Morgendämmerung, fast immer, wenn man tags rausschaut, ist's trübe. Und wenn's nach Feierabend nach Hause geht, ist es meist schon wieder dunkel. Oder immer noch?

Da schreit nicht nur das käsige Gegenüber im Spiegel sondern der ganze Mensch nach wohliger Wärme, nach ein paar Sonnenstrahlen um die Lebensgeister zurückzuholen. Trotz immer besser werdenden Cremes mit Selbstbräuneranteilen und wieder salonfähig gewordener Blässe sind die Sonnenstudios auch in Gelsenkirchen gerade in den dunklen Tagen gut besucht. Im Sun Island an der Husemannstraße beispielsweise kommen die Kunden vor allem in der Mittagspause oder nach der Arbeit vorbei, um sich ihre Portion Südsee abzuholen.

"Viele kommen wirklich zur Entspannung her und schlafen unter der Bank sofort ein", weiß Eigentümerin Désirée Klump, "besonders im Winter sind die Röhren sehr beliebt". Ob beruhigend oder anregend - das Spiel der Farben habe einen Effekt auf die Stimmung und steigere das Glücksgefühl.

Heiko Hornig ist eigentlich ein sehr heller Typ. Heute sitzt er hier, um ein bisschen zu quatschen und "sich aufzuwärmen". Zwei bis drei Mal die Woche komme er her, so der Gelsenkirchener - "um braun zu werden." Die meisten Sonnenanbeter sind Stammkunden, doch öfter als drei Mal die Woche kommt keiner an Désirée Klump und ihrem Mann Kai vorbei.

Denn alles sei schließlich nur so lange gesund, so Klump, wie man es in Maßen betreibe. Dies gilt es dann natürlich geschickt zu verpacken um die Kunden nicht zu vergraulen: "Ich sag dann immer: Willst du nicht heute lieber einfach mal nur 'nen Kaffee trinken?"

Da stimmt auch Angela Burgmer zu. "Ein bis zwei Mal die Woche ist gut fürs Immunsystem", erklärt die Eigentümerin von Sunplanet auf der Weberstraße, "und das Licht ist förderlich gegen Winterdepressionen". Viele Leute, so Burgmer, hätten mit Solarien schon schlechte Erfahrungen gemacht, sich einen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen. Damit das nicht passiert, sieht sich das Personal jeden Kunden vor dem Sonnenbad an genau und steht beratend zur Seite. Will man sich nicht allein darauf verlassen, gibt es auch eine Sonnenbank, die vorher den Melaningehalt der Haut mit Sensoren an vier verschiedenen Körperstellen misst und so die Intensität der Strahlung an den jeweiligen Hauttyp anpasst.

"In den nächsten Jahren", so die Eigentümerin, "wird dann außerdem noch ein TÜV-Zertifikat für Sonnenstudios Pflicht. Es wird schon mehr Wert auf Qualität gelegt als früher".

Die meisten Ärzte jedoch würden ihren Patienten dennoch eher vom Besuch der Sonnenbank abraten. "Wir sind sowieso schon den ganzen Tag den UV-Strahlen ausgesetzt", warnt Dr. Werner Kirchberg von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.

Das Risiko irgendwann an Hautkrebs zu erkranken, werde durchs Solarium jedenfalls eher wahrscheinlicher als unwahrscheinlicher. Die wirklichen Sonnenstudio-Junkies jedoch lassen sich davon nicht abschrecken. Doch immerhin: "Die Flatrate-Angebote, also Sonnen nonstop, werden gar nicht in so großem Maße genutzt", so Burgmer.