Gelsenkirchen. Eine knappe Mehrheit hat sich für Erdogans Verfassungsreform entschieden. Anhänger des Staatspräsidenten feierten auch hier auf den Straßen.
- Hunderte Türken feierten das Ergebnis des Referendums mit Autokorsos im Ruhrgebiet
- In Krefeld, Duisburg, Dortmund und Gelsenkirchen gingen Erdogan-Anhänger auf die Straße
- Die Türkische Gemeinde in Deutschland äußerte sich dagegen besorgt
Das Ergebnis des Referendums für ein Präsdidialsystem in der Türkei ist denkbar knapp ausgegangen. Gegen 21.10 Uhr am Sonntagabend waren zwar noch nicht alle Stimmen ausgezählt, dennoch verkündeten Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Noch-Ministerpräsident Binali Yildirim einen Abstimmungssieg.
Mit kleineren Autokorsos und Hupkonzerten haben Hunderte Türken am Sonntagabend das Ergebnis der Abstimmung über die umstrittene Verfassungsänderung gefeiert. Unter anderem gingen Anhänger des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Krefeld und Duisburg, Dortmund und Gelsenkirchen auf die Straße.
Die Türkische Gemeinde in Deutschland äußerte sich dagegen besorgt darüber, dass so viele in Deutschland lebende Türken für die Reform und den stärkeren Einfluss Erdogans gestimmt haben.Von den in Deutschland abgegeben Stimmen entfielen 63,1 Prozent auf das "Ja". Damit gab es fast eine Zweidrittelmehrheit für das Präsidialsystem, das die Macht des Staatsoberhaupts künftig stark ausweitet. In der Türkei selbst war das Ergebnis deutlich knapper.
Erdogan Anhänger feiern im Ruhrgebiet
Bereits vor Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses versammelten sich nach Polizeiangaben rund 200 Türken vor dem Amtsgericht im Duisburger Stadtteil Hamborn. Mehrere Stunden lang schwenkten sie türkische Fahnen und zündeten kleinere Böller. Rund 40 Autos fuhren zudem in einem Korso über die Straße. Am späten Abend brachten auch in Krefeld mehrere Türken ihre Freude über das Ergebnis des Referendums lautstark zum Ausdruck - sehr zum Ärger der Nachbarn, die sich bei der Polizei beschwerten.
Ähnliche Szenen meldete die Polizei auch aus Gelsenkirchen, wo Türken in Fahnen eingehüllt Jubellieder auf Erdogan und ihre türkische Heimat anstimmten. Am Dortmunder Borsigplatz schätzt die Polizei die Zahl der Feiernden auf rund 200, darunter auch viele Frauen und Kinder. "Die haben gefeiert wie bei einem Sieg der türkischen Fußballmannschaft, alles ausgelassen, aber friedlich", sagte ein Polizeisprecher.
Türkische Gemeinde sieht das Resultat mit Sorge
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In Duisburg-Marxloh war dagegen im Moment des Erdogan-Triumphes nur wenig vom Frust der Gegner oder Jubelstimmung des "Ja"-Lagers zu spüren. Vereinzelt fuhren hupende Türken über die zentrale Weseler Straße im von Türken dominierten Stadtteil. "Erdogan hat die Türkei zu dem gemacht, was das Land heute ist", sagt Ayshe Bal zum Ausgang der Abstimmung. "Heute ist das Kopftuch erlaubt, man kann wählen, was man möchte, das Land ist erfolgreich." Allerdings werde die Türkei in Deutschland mit zweierlei Maß gemessen. "Das geplante neue türkische System ist zum Beispiel vergleichbar mit dem US-amerikanischen. Und über die sagt niemand was", kritisierte die 29-Jährige.
Die Türkische Gemeinde in Deutschland sieht das Resultat dagegen mit Sorge: "Wir - also die Parteien und Organisationen - müssen das Ergebnis genau analysieren und Wege finden, wie man diese Menschen besser erreicht, die in Deutschland in Freiheit leben, aber sich für die Menschen in der Türkei die Autokratie wünschen", sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, der "Heilbronner Stimme" und dem "Mannheimer Morgen" (Dienstag). (sat/dpa)