Gelsenkirchen. Ein Besucher erstattete in Gelsenkirchen Anzeige beim Veterinäramt, weil er glaubte, der Zirkus-Goldfisch sei echt. Was aber nicht stimmt.

Wer das Zirkuszelt des „Cirque Bouffon“ vor dem Musiktheater betritt, der sieht sie sofort: die goldige Michelle, die mit ihren glitzernden Schuppen und großen Glubsch­augen mitten in der Manege elegant durchs Goldfischglas schwimmt. Eine echte Schönheit, von Scheinwerfern in glänzendes Licht getaucht. Einem Zirkusbesucher aber stieß der goldige Fisch überaus sauer auf: Empört über die vermeintliche Tierquälerei stellte er anonym Anzeige beim Veterinäramt der Stadt Gelsenkirchen.

Amt fragte telefonisch nach

Allerdings: Der putzige Goldfisch besteht zu hundert Prozent aus Plastik! Die Mitarbeiter des Amtes, die das durchaus ahnten, mussten grinsend, aber pflichtgemäß dem Hinweis des übereifrigen Bürgers nachgehen. Zirkus-Regisseur und -Mitbegründer Frédéric Zipperlin lacht noch heute über die überaus absurde Anzeige: „Das Amt hat bei uns angerufen und nachgefragt, ob es sich um einen lebenden Goldfisch handelt. Wir konnten aber glaubhaft versichern, dass unser Tier nicht echt ist.“

Der norwegische Artist Chris Pettersen persönlich stellt uns prustend den Fisch vor und zieht ihn mit spitzen Fingern aus dem Wasserglas. „Das ist meine Michelle“, strahlt er, „sie ist sieben Jahre alt und kommt aus der Schweiz.“ Das Schwimmen brachte er ihr mit Hilfe eines Magneten bei, was sie fast, aber auch nur fast, echt aussehen lässt. „So simply, so silly“, kichert der Künstler.

Viehzeug aus Plüsch und Plastik

Die Beamten hätten natürlich nur ihre Pflicht getan, sagt Frédéric Zipperlin, aber über was sich Zuschauer überhaupt aufregen würden, das verwundert den Zirkusmenschen schon angesichts der allgemeinen Weltenlage. Zum Konzept dieses etwas anderen Zirkusunternehmens gehört es seit seiner Gründung im Jahre 1999, komplett auf lebende Tiere zu verzichten. Nicht aber auf Viehzeug aus Plüsch oder Plastik . . .

Auch Romina Neu, die Sprecherin des magischen Cirque Bouffon, kommt aus dem Lachen kaum mehr heraus: „So etwas habe ich tatsächlich noch nie erlebt.“ Wohl aber kennt sie generelle Vorbehalte gegenüber Zirkus-Unternehmen: „Da gibt es schon mal Beschimpfungen auf Facebook, weil wir Tiere quälen würden. Die haben also nie eine Show von uns gesehen.“

Jede Menge Amüsement

Die bizarre Anzeige beim Gelsenkirchener Veterinäramt aber sorgt sicherlich für mindestens ebenso viel Amüsement wie die Auftritte der hochkarätigen Künstler selbst.

Der „Cirque Bouffon“ gastiert noch bis zum 23. April in der Stadt. Im Zelt auf dem Kennedyplatz vor dem Musiktheater begeistert die Show „Lunatique“.

  • Vorstellungen finden mittwochs bis freitags um 19.30 Uhr statt, samstags um 14.30 Uhr und um 19.30 Uhr und sonntags um 14.30 Uhr und um 17.30 Uhr. Die Kasse vor dem Zelt öffnet zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn. Tickets (zzgl. Vorverkaufsgebühr) gibt es auch an der Theaterkasse im Musiktheater.

  • Komfortsitze kosten 34 Euro, Tribünenplätze 24 Euro, Kinder und Studenten zahlen 15 Euro.