Gelsenkirchen. . Das Integrationscenter für Arbeit hatte 400 Flüchtlinge in die Gelsenkirchener B.Box geladen. Hier trafen sie auf potenzielle Arbeitgeber

Es ist wuselig wie in einem Bienenstock an diesem Vormittag in der „B.box“, der gläsernen Anlaufstelle des Jobcenters an der Ahstraße 22: Die Mitarbeiter des Integrationscenters für Arbeit (IAG) in Gelsenkirchen haben Flüchtlinge eingeladen zum „Job Speed Dating“ – und sind selbst überrascht von der Resonanz. „Wir hätten nicht gedacht, dass so viele wirklich vorbei schauen. Die Besucher sind alle freiwillig hier. Und es scheint, als hätten einige sogar noch Freunde und Bekannte mitgebracht“, sagt IAG-Geschäftsführer Dirk Sußmann.

3945 anerkannte Flüchtlinge sind beim Gelsenkirchener Jobcenter gemeldet, rund ein Zehntel davon wurde gezielt eingeladen – um in der B.Box auf Vertreter von Bildungsträgern und auf potenzielle Arbeitgeber zu treffen.

Übersetzer sind oft beim Gespräch vorbei

Vorab gab es die Gelegenheit, sich an den Computern im Beratungscenter Bewerbungsunterlagen zu erstellen. „Unsere Mitarbeiter verständigen sich auch schon ‘mal mit Händen und Füßen, wenn kein Dolmetscher greifbar ist“, erklärt Dirk Sußmann. Zu den Gesprächen mit den Bildungsträgern, die vom TÜV, von der Dekra, von IT-Akademien oder aus dem kaufmännischen Bereich kommen, oder mit den Jobanbietern diverser großer Logistik- oder Industrieunternehmen, haben einige der Flüchtlinge eigene Dolmetscher mitgebracht.

Ali Ibrahim indes kommt ohne Übersetzer aus. „Ich habe im Februar meine Deutschprüfung A2 bestanden und bin hier, weil ich mich erkundigt habe, ob ich eine Ausbildung zum Elektroniker machen kann. Für solche Ausbildungen gibt es aber eine Wartezeit. Und die würde ich gern mit einem Zwischenjob überbrücken“, sagt er in fehlerfreien Deutsch. Vor etwas über einem Jahr flüchtete Ibrahim aus Syrien, seit zehn Monaten lebt er in Gelsenkirchen. „Deshalb würde ich auch gerne hier arbeiten“, betont er.

„Ich würde gern Köchin werden!“

Fatima Avdulla sucht einen Job als Köchin – und las sich durch die Angebote am „Info-Point“.
Fatima Avdulla sucht einen Job als Köchin – und las sich durch die Angebote am „Info-Point“. © Thomas Schmidtke

Fatima Avdulla ist zwar in Gelsenkirchen geboren, hat sich hier aber unter die Flüchtlinge gemischt. Sie ist eine der wenigen Frauen, die hier Rat und Stelle suchen: „Ich würde gern eine Ausbildung zur Köchin machen, weil ich so gerne koche und backe. Aber noch habe ich nichts in dieser Richtung gefunden“, sagt sie mit Blick auf die Job-Börse: 964 offene Stellen sind hier beschrieben. Ein paar Meter weiter nutzen junge Männer die Gelegenheit zum direkten Gespräch. Ayfer Devecioglu vom Dienstleister „Rusche“ sucht Mitarbeiter, die Schrauben verpacken. „Die meisten hier möchten aber lieber einen Ausbildungsplatz oder einen Minijob“, hat sie beobachtet.

Gute Erfahrungen mit Flüchtlingen in der Firma

Nicole Bollien von Edataprocessing hat in der Firma schon gute Erfahrungen mit einem Flüchtling gemacht und möchte auf diesem Wege weitere anwerben: „Richtige Integration klappt nur, wenn die Menschen eingebunden werden.“

>>Info: Die Flüchtlinge trafen beim „Job Speed Dating“ in der B.Box des Jobcenters am Donnerstag auf folgende Unternehmen: DHL Paketdienst, Edataprocessing (Druck- und Versandzentrum), Rusche (Industriedienstleistungsunternehmen), Randstad, Postcon (Postversand) und die Ehrenamtsagentur.

Als Bildungsträger waren das Bildungszentrum des Handels, Gisela Vogel (MINTegration), TÜV Rheinland und TÜV Nord Bildung, KSI Bochum, IAL, IT Akademie Dr. Heuer, DEKRA und GSI-SLV vor Ort. Das IAG bietet pro Jahr 4 bis 5 Thementage „Bildung trifft Beruf“ für unterschiedliche Zielgruppen an.