Gelsenkirchen. . Am 1. April 1967 kam Dr. Wilhelm Brüggemann als erster Facharzt auf die „Station für Kopfverletzungen“ mit gerade mal fünf Betten.

1. April 1967: Mit ganzen fünf Betten wird die „Station für Kopfverletzungen“ am Bergmannsheil in Buer eröffnet. Neue Station, neuer Mediziner: Dr. Wilhelm Brüggemann kommt als Facharzt für Neurochirurgie ins Haus. Seinen Wechsel von Köln ins beschauliche Buer hatte kein geringerer als Prof. Dr. Wilhelm Tönnis, einer der Pioniere der Neurochirurgie in Deutschland, eingestielt.

Er hatte es dem damaligen Chef des Bergmannsheils, Dr. Fritz Wolf, auf der Rückfahrt von einem Chirurgenkongress in München gesagt: „Jede Großstadt braucht eine Neurochirurgie. Ich habe da jemanden für sie in Gelsenkirchen.“ Tönnis hielt Wort, er schickte einen seiner Besten aus der Kölner Kaderschmiede für Neurochirurgie.

Dr. Wilhelm Brüggemann war der erste leitende Arzt

Aus der Spezialstation für Kopfverletzungen wurde im Oktober 1967 die Neurochirurgische Station, Dr. Wilhelm Brüggemann als primus inter pares 1973 deren leitender Arzt. Kurz vor dem offiziellen 50. Geburtstag der Neurochirurgie ist es Chefarzt Dr. Uwe Wildförster (62), der an die Leistungen des sechsfachen Familienvaters Brüggemann erinnert. „Er war jahrelang der einzige Neurochirurg im Bergmannsheil. Er arbeitete unter großem persönlichen Einsatz, bis sich die neurochirurgische Station innerhalb der Chirurgischen Klinik etablierte.“

Zwischen 1999 und 2016 stiegen Fallzahlen um 103 %

Und wie. Der Bedarf an neurochirurgischen Betten im Bergmannsheil stieg stetig. Aus den ersten fünf wurden zwölf, dann 20 Betten. Aktuell sind es 46, davon vier Intensivbetten. Deutlich wird der Bedarf auch beim Blick auf die gestiegenen neurochirurgischen OP-Zahlen. Waren es 1974 noch 210, so lag die Zahl 1993 bereits bei 737 Operationen im Jahr. Zwischen 1999 – dem Jahr von Wildförsters Antritt als Chefarzt – und 2016 stiegen die Fallzahlen um 103 Prozent, die Zahl der Operationen legte um 98 Prozent zu, während sich die Verweildauer durch immer schonendere Eingriffsverfahren glatt halbierte.

1300 Operationen werden jährlich durchgeführt

Das Bergmannsheil in Buer aus der Vogelperspektive.
Das Bergmannsheil in Buer aus der Vogelperspektive. © Hans Blossey

Auch die Zeiten des Einzelkämpfers sind längst Geschichte. Chefarzt Wildförsters Team umfasst elf Ärzte. Waren es in den Anfangsjahren in erster Linie verunglückte Bergleute mit Schädel-Hirn-Verletzungen, so hat sich auch die Patienten-struktur verändert. 1300 Operationen – vor allem an der Wirbelsäule und am Kopf – werden heute jährlich durchgeführt. Uwe Wildförster ist nach Dr. Wilhelm Brüggemann (bis 1983), der zweijährigen Interimsleitung durch Prof. Dr. Gerhard Lausberg und Prof. Dr. Peter Christian Potthoff (April 1985 bis Mai 1999) der vierte Chefarzt in der 50-jährigen Geschichte der heutigen Hauptabteilung Neurochirurgie am Bergmannsheil.

Hätte er noch einmal die Wahl, lächelt der Mediziner, ja, er würde wieder Neurochirurg werden. Bis 2020 will er es noch bleiben.

Wissenschaftliche Tagung am 1. April

Die Neurochirurgie hat in fünf Jahrzehnten Beachtliches realisiert: Mikro-chirurgische Eingriffe am Gehirn, an der Wirbelsäule und den peripheren Nerven etwa, computerassistierte Operationen, Einsatz von Hightech-Mikroskopen oder Wirbelsäulenimplantaten. Chefarzt Dr. Uwe Wildförster unterstreicht: „Diese Entwicklungen sind durch minimal-invasive Operationstechniken ergänzt worden und von den Neuerungen in der Anästhesie, der Intensivmedizin und der Radiologie begleitet worden.“

Der 50. Geburtstag der Hauptabteilung wird am Samstag, 1. April – Punktlandung – mit einer wissenschaftlichen Tagung begangen. Dabei geht es auch um die Zukunft der Neurochirurgie. Ein Ziel Wildförsters: Er plant für seine Klinik die Zertifizierung zum Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie.