Dirk Niewöhner setzt mit seinem Verlag "KonturBlau" auf regionale Comics. Als "Mr. C" war der 43-Jährige in Gelsenkirchen ein Mann der ersten Stunde. Vertreter bei Carlsen, Chef von Kottmann

Wenn Obelix in dem Comic "Kabulske" mitspielen würde, hätte er für die gleichnamige, etwas durchgeknallte Familie aus Glabotki am Ende wohl nur diesen Spruch über: "Die spinnen, die Ruhris".

"Kabulske" ist der soeben erschienene dritte Band im jungen Comic-Verlag "KonturBlau" - und lange nicht der letzte, wie Verlagsgründer Dirk Niewöhner ankündigt.

Der 43-jährige ist in Sachen Comic in seiner Heimatstadt so etwas wie ein Mann der ersten Stunde. 1987 eröffnete er an der Horster Straße in Buer den Comic-Laden "Mr. C", mit dem er später in die Altstadt rübermachte (und den er inzwischen verkauft hat). Heute ist Niewöhner nicht nur Vertreter im renommierten deutschen Comic-Verlag Carlsen, sondern führt mit seiner Frau Simone seit 2007 auch die buersche Traditionsbuchhandlung Kottmann (die WAZ berichtete).

Als Verleger versuchte er sich bereits Anfang der 90er Jahre: "Manta-Manni" hieß das Werk aus den Federn von drei Zeichnern, das auf dem Höhepunkt der Manta-Welle erschien: "Der Band enthielt eigentlich nur gezeichnete Manta-Witze, verkaufte sich aber ganz gut."

Was sich von klassischen Comicalben nicht so ohne Weiteres behaupten lasse, beklagt er. Schon allein der Begriff sei unglücklich: ",Comic' verbindet man in Deutschland mit komisch; das Wort ist eher negativ besetzt." Als graphische literarische Erzählungen würden Comics leider hierzulande kaum wahrgenommen - ganz anders als beispielsweise in den USA, wo sich der Begriff "graphic novel" für anspruchsvolle Comics durchgesetzt habe.

Mit "KonturBlau" hat Dirk Niewöhner der Situation Rechnung getragen. "Ich setze mit dem Verlag auf die regionale Schiene." Über die Identifikation mit einem Thema beziehungsweise einer Region ließen sich Comics leichter verkaufen. Er habe den Markt im Ruhrgebiet beobachtet und ist zu dem Ergebnis gekommen: "Es gibt nichts in der Richtung."

Für seinen ersten Band "aufRuhr" hatte er schnell den idealen Zeichner gefunden - Jamiri alias Jan Michael Richter. Der Hattinger hat sich nicht nur durch verschiedene Alben und regelmäßige Beiträge unter anderem fürs Magazin "Marabo" (früher) und "Spiegel Online" (heute) einen Namen gemacht, sondern ist praktischerweise auch noch ein guter Freund von Dirk Niewöhner. "Ich habe ihn so lange genervt, bis er zugesagt hat". lacht Niewöhner. Jamiri ist Herausgeber des Ruhrgebiet-Comics "aufRuhr", an dem 15 weitere Zeichner beteiligt sind. Der zweite "KonturBlau"-Streich: die "DomSpitzen" - ein etwas anderer historischer Stadtführer über Köln, den Dom und die Altstadt. Als Comic, versteht sich.

Anders als "aufRuhr" und "DomSpitzen" ist das aktuelle Heft keine Auftragsarbeit, sondern eine Art Recycling-Produkt. ",Kabulske war Ende der 90er Jahre so etwas wie die erste Ruhrgebiet-Comic-Soap im Internet", weiß Niewöhner. Aus den alten Dateien habe er einen Comic "gebastelt".

Der 43-Jährige geht bereits mit weiteren Ideen schwanger - unter anderem auch mit einem Gelsenkirchener Projekt. Mehr will er erst in Kürze verraten. Wie heißt es doch so (un-)schön am Ende vieler Comics? Fortsetzung folgt!