Gelsenkirchen. . Die Richterschaft hat Nachwuchssorgen. Justizminister Thomas Kutschaty machte Studierenden im Justizzentrum den Weg zum Richteramt schmackhaft.

  • Die Justiz macht sich Sorgen um den Richternachwuchs für die Gerichte im Land
  • NRW-Justizminister Thomas Kutschaty warb im Justizzentrum unter Studierenden um „kluge Köpfe“
  • Der Minister glaubt in den nächsten Jahren an gute Einstellmöglichkeiten und Karrierechancen

Die Justiz muss kämpfen. Sie wünscht sich beim Wettbewerb um kluge Köpfe die Besten auf den Richterstühlen. Beim Werbefeldzug im Justizzentrum hatte sich mit NRW-Justizminister Thomas Kutschaty der oberste Dienstherr an die Spitze gesetzt. Vertreter aus der Sozial-, Arbeits-, Verwaltungs-, und Finanzgerichtsbarkeit wollten zahlreichen Jura- Studentinnen und Studenten beim Thema „Wege in die Justiz“ die Entscheidung fürs Richteramt schmackhaft machen.

Auf der Karriereleiter weit oben angekommen

Damit die angehenden Juristen auch leibhaftig erfahren konnten, wie weit der Karriereweg führen kann, hatte die Justiz ein Großaufgebot an Richtern präsentiert, die auf der Karriereleiter weit oben angekommen sind. Direktoren, Präsidenten, Vizepräsidenten reihten sich ein in das Promotion-Team, das den potenziellen Richterkandidaten den Weg zum Erfolg aufzeigen sollte.

Der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty warb im Justizzentrum für den Richterstand.
Der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty warb im Justizzentrum für den Richterstand. © Federico Gambarini

Silvia Fleck, Präsidentin des Sozialgerichts, fühlt sich wohl in einer Art WG in dem neuen Gebäude. Die Vorzüge des Richterberufs lägen auf der Hand: Unabhängigkeit und sicherer Arbeitsplatz. Kutschaty war vor seinem Einstieg in die Politik 13 Jahre Anwalt. Sein Plädoyer für das Richteramt: „Recht sprechen ohne politische Weisungen, eigenverantwortlich und selbstbestimmt. Richter müssen sich nicht um Mandanten kümmern, die Fälle kommen allein.“

Austausch macht ein Drittel der Arbeit aus

Studenten bemängelten, dass sie während des Studiums zu wenig über die Themen in den Fachgerichten erfahren. Birte Kensy, Vorsitzende der 2. Kammer am Arbeitsgericht, empfahl den Studierenden. Wer ein lebendiges Rechtsgebiet suche, nah dran am Leben im Betrieb sein wolle, der sitze als Arbeitsrichterin oder Richter an der richtigen Stelle. Martin Hauschild ist Proberichter am Sozialgericht. Er wechselte nach einigen Jahren als Rechtsanwalt die Seiten. „Ich wollte nicht länger nach der Pfeife diverser Chefs oder Mandanten tanzen.“ Er sieht sich als Richter nicht allein, macht den Studenten Mut, sich fürs Richteramt zu entscheiden. Die Türen der Kollegen seien nie verschlossen, der Austausch untereinander mache ein Drittel seiner Arbeit aus.

2016 zusätzlich 59 Richterstellen für Fachgerichte

Dr. Birga Teigelack, Verwaltungsrichterin, hatte ein Jahr lang beim einem Großkonzern gearbeitet, wechselte dann auf die Richterbank. Sie sieht die Vorzüge, Familie und Beruf vereinbaren und auch in Teilzeit arbeiten zu können. Und flexibel sei der Beruf auch. Niemand müsse 35 Jahre lang den selben Job machen, man könne sich abordnen lassen und das berufliche Themengebiet wechseln.

Und wie sieht der Bedarf an Richtern in der Zukunft aus?, wollte eine Studentin wissen. Thomas Kutschaty glaubt in den nächsten Jahren an gute Einstellungsmöglichkeiten, vorausgesetzt das Parlament spiele mit. 2016 sind zusätzlich 59 Richterstellen für Fachgerichte und 100 in der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Nordrhein-Westfalen geschaffen worden. Sein Appell an die Studenten: „Wir brauchen und wir wollen euch.“