Gelsenkirchen. . Feuerwehr eilte 2016 zu 39 100 Einsätzen in Gelsenkirchen. Zunahme um 5,46 Prozent. Das Gros entfällt auf Rettungsdienst – 23 953 Fälle.
- Feuerwehr eilte 2016 zu 39 100 Einsätzen in Gelsenkirchen – Zunahme um 5,46 Prozent
- Das Gros entfällt auf Rettungsdienst – hier stieg die Zahl von 22431 auf 23 953 Fälle
- Retter stellen sich für die Jahre 2017 bis 2021 neu auf - mit mehr Kapazitäten
Rekorde veranlassen im Allgemeinen zu ausgelassener Freude. Mit Blick auf die Einsätze der Feuerwehr mischt sich bei Kämmerin Karin Welge sowie den beiden führenden Köpfen der Gelsenkirchener Rettungsprofis – Michael Axinger und Simon Heußen – auch Sorge bei der Betrachtung der Zahlen: „Das Einsatzgeschäft hat sich deutlich erhöht“, sagt Michael Axinger und lässt Zahlen sprechen. 39 100 Einsätzen in 2016 stehen 37 076 aus dem Jahr davor gegenüber – gleichbedeutend mit einem erneuten Zuwachs von 5,46 Prozent. Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen vor allem das deutlich zunehmende Aufkommen von Rettungsdiensteinsätzen. In diesem Segment stiegen die Zahlen von 22 431 auf 23 953 – ein Plus von 6,79 Prozent.
Zumeist rücken die Retter dabei aus, um Krankentransporte zu übernehmen: 11 954 waren es im vorigen Jahr, davor lag die Anzahl ähnlich hoch, nämlich bei 11 841. Notärzte waren dabei im vergangenen Jahr 5903 Mal eingebunden, davor waren es 5411 Fälle.
Notruf aus Gründen der Bequemlichkeit
Ursächlich dafür verantwortlich macht das Trio unter anderem eine „geänderte und gesteigerte Erwartungshaltung“ der Bevölkerung. Ihre Feststellung: Der Gang zum Hausarzt gerate mehr und mehr zu einer unliebsamen Angelegenheit, von dem ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) hätten die meisten Bürger noch gar keine Kenntnis und das Angebot der Krankenhäuser mit ihren Ambulanzen und Notfallpraxen erschwere es Hilfesuchenden zusätzlich, sich richtig zu entscheiden. Über all dem schwebt noch der Faktor „lange Wartezeiten“. Da läge der Notruf 112 vielen schlichtweg näher.
Eine Einflussgröße ist offensichtlich auch, dass Krankenhäuser oft in einem Verbundsystem arbeiten. Nicht selten passiert es da, hieß es, dass die Retter die weiter entfernte Schwesterklinik ansteuerten, obwohl ein „näher gelegenes Krankenhaus die entsprechende Fachabteilung vorhält“. Des Weiteren neigen viele schon bei vergleichsweise harmlosen Symptomen dazu, das große Besteck anzufordern.
Kapazitäten werden erweitert
Michael Axinger und Simon Heußen betonten ausdrücklich, dass das „die Einsatzbereitschaft der Feuerwehrmänner nicht im geringsten sinken lässt“, dennoch sehen sie in der sich schneller drehenden Spirale der Rettungsdiensteinsätze eine gefährliche Entwicklung für die Zukunft. Womöglich erreicht die Feuerwehr einen Infarktpatienten später, weil er durch viele andere Einsätze parallel in der Kette nach hinten rückt.
Von den Kosten ganz zu schweigen, die werden die Krankenkassen auf den Bürger umlegen.
Derlei Szenarien und die Statistik dürften eine wichtige Rolle dabei gespielt haben, wie sich die Retter bis 2021 aufstellen wollen. Ende März entscheidet der Rat der Stadt über den Rettungsdienstbedarfsplan. Demnach wird die Flotte um vier Fahrzeuge aufgestockt, „in der Spitze werden künftig 23 Rettungsfahrzeuge zur Verfügung stehen“, sagte Simon Heußen. Die Grundversorgung übernehmen 16 Wagen tagsüber.
Auch die qua Gesetz schon laufende Ausbildung von Notfallsanitätern – sie ersetzen den Rettungsassistenten – trägt den hohen Einsatzzahlen Rechnung. 40 Notfallsanitäter mit einem deutlich erweiterten medizinischen Kompetenzfeld sind mittlerweile schon bei der Berufsfeuerwehr ausgebildet worden. 120 sollen es bald sein.
Denn, davon ist auszugehen, die Zahl der Einsätze wird auch künftig eher steigen als abnehmen.
Zahl der Rettungsdiensteinsätze hat sich vervierfacht
Vor 20 Jahren betrug die Zahl der Rettungsdiensteinsätze noch 6539. Heute sind es fast vier Mal so viele. Und das bei einer Bevölkerung von 290 000 Einwohnern im Jahr 1996. Heute: 265 000.
Drei Notarztstationen hält die Feuerwehr vor, am St. Josef Hospital in Horst, am Marienhospital in Ückendorf und am Bergmannsheil in Buer. Trotz des beschlossenen Aus für das Horster Haus soll demnächst eine Lösung für die Notarztstation in der „Mitte“ präsentiert werden.
Die Mitgliederzahlen der Freiwilligen Feuerwehr (Axinger: „Die Freiwillige Feuerwehr ist unser Rückgrat“) und der Jugendfeuerwehr bewegen sich auf stabilem bzw. leicht steigendem Niveau. Die Freiwillige Wehr hat 262 Mitglieder (2015: 257), die Jugendwehr 146 (149).
Viel Aufwand betreibt die Feuerwehr auch beim vorbeugenden Brandschutz. Hier hat sie im abgelaufenen Jahr 3797 Mal Objekte begutachtet. Zuvor waren es 3921 Fälle.