Gelsenkirchen. Kreditgeschäft und Einlagen stiegen: der Vorstand ist mit Bilanzsumme von 3,2 Milliarden Euro zufrieden. Das Online-Angebot wird immer wichtiger.
- Auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr blickt der Vorstand der Sparkasse Gelsenkirchen
- Einlagen und Kreditgeschäft stiegen, zudem gab es zwei Auszeichnungen als „Beste Bank“
- Mit neuer Internetfiliale reagiert das Geldinstitut auf Trend zum Online-Banking
Nullzins-Politik, Brexit, Verunsicherung durch die Situation in Russland, im Nahen Osten, seit Monaten auch in den USA bereiten Sorgen: Auf den Geschäftserfolg der Sparkasse Gelsenkirchen hat sich all das nachhaltig bislang dennoch kaum ausgewirkt. Das Geldinstitut wertet 2016 als wirtschaftlich erfolgreiches Jahr. „In weiten Teilen sind wir mehr als zufrieden“, sagt der Vorstandsvorsitzende Bernhard Lukas.
Zufrieden, das waren wohl auch die Kunden. Im Privatgeschäft und von den Firmenkunden wurde die Sparkasse 2016 nach anonymen Tests als „Beste Bank Gelsenkirchens“ ausgezeichnet. „Diese Zufriedenheit“, glaubt Lukas, „spiegelt sich auch im gestiegenen Geschäftsvolumen wider“. Das Kreditvolumen stieg um 2,3 Prozent auf über 1,9 Milliarden Euro, die Einlagen wuchsen um 1,7 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro. Als Bilanzsumme weist die Sparkasse 3,196 Milliarden Euro aus, etwas weniger als 2015. Vergleichbar ist auch der vorläufig festgestellte Jahresüberschuss: statt 4 werden diesmal 3,9 Millionen Euro ausgewiesen.
Unternehmer investierten 2016 kräftig
Bei den Konsumkrediten stieg das Volumen um 6,3 Prozent auf 70,7 Millionen Euro. Bei den Darlehensauszahlungen legte die Sparkasse noch deutlicher zu: Gut 310 Millionen Euro waren es insgesamt (+ 9,9 Prozent), wobei fast die Hälfte (44 Prozent) auf die Baufinanzierung entfiel. 178 Millionen Euro flossen an Privathaushalte, 173 Millionen Euro (+ 30 Prozent) an Unternehmen, die Investitionen tätigten. „Hier war das Geschäft besonders dynamisch“, stellt Lukas fest.
Die Niedrig- Zinsen für Bau und Erwerb von Eigentum, vor allem auch das große Angebot an Bauland – von Graf Bismarck über Schalker Verein bis Alma- und Schwarzmühlenstraße) machen sich bemerkbar – bei den Krediten und den Bausparsummen. Die stiegen im Schnitt um 14 Prozent. Für Vorstandsmitglied Stephanie Olbering unterstreicht dies „den Trend zum Eigenheim“. Dazu passt, dass die Immobilienochter der Bank mit 99 (+28,6 Prozent) vermittelten Immobilien einen Rekord verzeichnet.
Kunden verschiedenen Zugangswege anbieten
Die Sparkasse steht im Wettbewerb, auch zu den Direktbanken. Und sie reagiert darauf seit längerer Zeit. „Wir müssen unseren Kunden verschiedenen Zugangswege anbieten“, sagt der Vorstandsvorsitzende Bernhard Lukas. Das bedeutet zunehmend: mobile Angebote und Online-Banking.
Der klassische Bankkunde sucht seine Filiale zu einem Beratungsgespräch – statistisch – lediglich einmal im Jahr auf. Trotzdem will er beraten werden, erwartet zunehmend modernes und digitales Banking. Gerne rund um die Uhr. Die Sparkasse hat sich deshalb im Netz neu aufgestellt und am 7. Februar ihre Internetfiliale eröffnet und neue Angebote kreiert.
Rund 600 000 Nutzungen per App
Im Monatsschnitt hat die Homepage 409 000 Nutzer Rund 1 Million-mal pro Monat logge sie sich ein, allein über die Sparkassen-App registrieren wir monatlich rund 600 000 Nutzungen“, nennt Vorstandsmitglied Michael Klotz aktuelle Zahlen. Mit gut 50 000 Kunden haben über 40 Prozent den gesamten Kontoinhaber bereits einen Online-Banking-Zugang, 20 403 nutzen das e-Postfach. Das heißt: sie sind papierlos unterwegs, bekommen keine Kontoauszüge oder Abrechnungen zugeschickt.
Geld von Handy zu Handy schicken
„Dem Trend tragen wir Rechnung durch Erweiterung unserer Online-Angebote“, sagt Klotz. Foto-Überweisungen sind jetzt möglich. Rechnungen werden dabei mit dem Smartphone abfotografiert, die Daten automatisch erkannt und in ein Formular übertragen. Zweite Neuerung: „Kwitt“. Geldbeträge bis zu 100 Euro lassen sich hier von Handy zu Handy schicken.
Bei Investment- und Aktiengeschäften bleibt der persönliche Beratungsbedarf groß. Das Jahr war hier für Anleger, getrieben durch den DAX, durchaus erfolgreich, hat aber laut Stephanie Olbering einmal mehr gezeigt, dass sich mittel- bis langfristige Strategien auszahlten. Risikominimierung durch Streuung und Investmentfonds lautet die Devise. „Allmählich setzt ein Umdenken unserer Kunden bei der Geldanlage ein“ stellt Olbering fest.
Wohnimmobilienkreditrichtlinie - „ein echtes Monster“
Anhaltend hohen Informationsbedarf sehen die Geldinstitute auch beim Bausparen und der Baufinanzierung. allein schon durch die Vorgaben der Wohnimmobilienkreditrichtlinie. Durch sie, so das Vorstandsmitglied, sei „ein echtes bürokratisches Monster“ entstanden.
Aus Zinsgeschäften wurden in der Vergangenheit Kontokosten quersubventioniert. Die Rechnung geht nicht mehr auf. Die Folge: Auch die Sparkasse hebt – laut Bernhard Lukas als letzte Bank – ihre Gebühren an. Die Kontoführungs-Kosten steigen ab 1. April. Moderat im Privatbereich, wie Lukas findet. Das Kombi-Konto zum Beispiel wird, erstmals nach 13 Jahren, von 7 auf 7,95 Euro im Monat erhöht. Deutlicher steigen die Preise für Geschäftskunden bei Grundpreisen und Buchungen, vor auch bei Bareinzahlungen oder wenn Belege ausgestellt werden.
>> Daten, Fakten und Zahlen zum Geschäftsjahr
Über 5,8 Millionen Euro stellte die Sparkasse als Sponsor und Stifter für verschiedne Projekte von Sport bis Kultur bereit.
Die Sparkasse zählt mit 786 Beschäftigten, davon 28 Auszubildende, zu den großen Arbeitgebern der Stadt. Zum Service gehören 69 Geldautomaten, 54 Kontoauszugsdrucker und 18 Überweisungsterminals.
Die Schließung bzw. Zusammenlegung von fünf Filialen stand für 2016/2017 an. In Hassel-Nord und Bulmke/Stern werden die Pläne noch dieses Jahr umgesetzt. Die Sparkasse bleibt danach an 26 Standorten.