Gelsenkirchen. . Polizei registriert 9564 Unfälle in 2016. 980 Menschen wurden im vergangenen Jahr verletzt, fünf starben. Ein Überblick.

  • Die Polizei reagiert mit Sorge auf den aktuellen Verkehrslagebericht
  • Die Zahl der Unfälle ist deutlich angestiegen – auf 9564 in 2016
  • 346 Autofahren wurde dazu noch der Führerschein entzogen


Alljährlich zeichnet die Polizei ein Verkehrslagebild. Das jüngste bietet Anlass zur Sorge. In Gelsenkirchen hat es im vorigen Jahr 9564 Unfälle gegeben – das sind umgerechnet 26 pro Tag – ein Plus von 6,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015. Als Hauptursachen hat die Polizei das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit, Fehler beim Abbiegen, zu geringer Abstand sowie Vorfahrtsmissachtung ausgemacht und daher angekündigt, „die Geschwindigkeitskontrollen im Stadtgebiet rund um die Uhr zu intensivieren“.

Grund genug dazu haben Polizeibehörde und Stadt allemal, denn die auch die Zahl der Verletzten hat um 0,7 Prozent zugenommen: 2016 kamen 980 (2015: 973) Menschen zu Schaden, 147 (135) davon schwer. Auch gab es fünf (3) Kollisionen mit einem tödlichen Ausgang.

Überwachung an Schulen und Kitas

„Erfreulicherweise“, wie die Polizei betont, sank die Zahl der verunglückten Kinder in 2016 auf 67 im Vergleich zu 109 im Jahr 2015. Das ist ein Rückgang von 38,5 Prozent. Polizeisprecherin Katrin Schute führt das auf die „verstärkte Präventionsarbeit der Behörde zurück, einhergehend mit umfangreichen repressiven Maßnahmen.“ Der Verkehr an Schulen und Kindergärten sei im vergangenen Jahr intensiv überwacht worden.

Als unerfreulich stuft die Polizei die Entwicklung bei Unfällen mit Fahrerflucht ein – eine Straftat. Hier ist die Zahl der Unfälle, bei dem mindestens ein Beteiliger unerlaubt das Weite suchte, um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1967) gestiegen. In 2078 Fällen (21,7 Prozent) begingen demnach Beteiligte Unfallflucht, 44,2 Prozent konnte die Polizei aufklären. Unfallfluchten mit Personenschäden registrierten die Polizeibeamten 76 Mal. 65,8 Prozent der Fälle, in Zahlen: 50, wurden aufgeklärt.

Sorge bereitet den Beamten auch die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Senioren (ab 65 Jahren). Hier stieg die Zahl der Verletzten von 108 in 2015 auf 130 Menschen an. Mit Blick auf die stark fortschreitende Überalterung der Stadtgesellschaft wird die Polizei „daher ihre Präventions- und Aufklärungsmaßnahme – auch im Bereich des Öffentlicher Personennahverkehrs intensivieren.

Unfallträchtige Verkehrsknoten Gestellte Szene: Ein Gespräch zwischen zwei Unfallbeteiligten zwei Männer auf der Straße nach einem Unfall. Foto: GDV Zentralruf

Bei der Auswertung der Statistik haben sich in der Stadt eine ganze Reihe Verkehrsknoten als auffällig unfallträchtig herausgestellt. Im Stadtsüden sind das die Kurt-Schumacher-, Alfred-Zingler- und Uferstraße (47 Unfälle), die Overweg- und Florastraße (38), die Ring-, Hibernia- und Wildenbruchstraße (45) sowie Flora-, Konrad- und Plauener Straße.

Die Grafik unten zeigt dabei die Summe der Unfälle sowohl mit Sach- als auch mit Personenschäden.

Im Norden Gelsenkirchens sind die Unfallschwerpunkte erneut die Kurt-Schumacher-Straße und die Emil-Zimmermann-Allee (62), die Adenauer- und Willy-Brandt-Allee (34) oder auch Königswiese und Nordring (21).

346 Autofahrern den Führerschein entzogen

Dass auf Gelsenkirchens Straßen viel und oft auch viel zu schnell gefahren wird – spätestens beim Blick auf die aktuelle Verkehrsstatistik wird das deutlich. Stellt sich die Frage, warum und wie viele Autofahrer in Gelsenkirchen ihren Führerschein haben abgeben müssen. Es fällt außerdem auf, dass die Zahl der Autofahrer, die sich einer sogenannten MPU, der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung, unterziehen mussten, zugenommen hat. Der Volksmund spricht despektierlich vom „Idiotentest“. Die Gesamtzahlen in der Statistik sind hoch.

2016 haben 346 Personen ihren Führerschein abgeben müssen, ein Jahr zuvor waren es 344. Im vergangenen Jahr haben sich außerdem 333 Autofahrer einer MPU unterziehen müssen, ein Jahr zuvor waren es noch 265 – also eine Steigerung um 25 Prozent. Einen Rückgang von 16 Prozent gab es dagegen bei den Fahrverboten: 574 Fahrverbote in 2016 stehen 669 im Jahr 2015 gegenüber.

Häufige Verstöße: Alkohol und Drogen

Auffällig in der Statistik ist, dass dem Großteil derjenigen, die ihren Führerschein haben abgeben müssen, ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Last gelegt wurde. 2016 betraf es 169 Fahrer, ein Jahr zuvor 180 Verkehrsteilnehmer. Ähnlich sieht es bei der MPU aus: In 101 Fällen war 2016 Alkohol am Steuer der Grund, im Vorjahr waren es 75 Fälle. Betäubungsmittel waren 99 Mal in 2016 der Grund für den Test, in 2015 mit 95 Mal nicht viel weniger.

Acht Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg führten dazu, dass 55 Autofahrer in 2016 ihre „Fleppe“ loswurden, 2015 waren es 56. Zu viele Punkte waren auch der Grund, warum 64 Autofahrer in 2016 zur MPU mussten, 44 traf es in 2015.