Gelsenkirchen. . Maler Karl-Heinz Rotthoff enthüllte ein neues Bild unterm Heinrich-König-Platz. Es erinnert an den ermordeten Kaufmann Leopold Neuwald.
- Gemälde von Karl-Heinz Rotthoff in der Gelsenkirchener Stadtbahnstation Heinrich-König-Platz enthüllt
- Bild erinnert an die Verfolgung und Ermordung des jüdischen Kaufmanns Leopold Neuwald
- Weitere Bildwände werden im Laufe der Zeit folgen und an Verfolgung Andersdenkender erinnern
Die Kälte kriecht den Menschen im Bahnschacht gnadenlos unter die Haut. Es zieht mächtig, eine unwirtliche Atmosphäre. Erschreckendes kommt dazu aus dem Munde von Karl-Heinz Rotthoff. Der Architekt und Maler enthüllte am Donnerstagnachmittag ein Triptychon, das an das Leben und an die grausame Ermordung des Gelsenkirchener Geschäftsmanns Leopold Neuwald erinnert. Und er erzählte vom Morden im KZ von Riga, wo Neuwald 1944 umgebracht worden war.
„Das KZ-Außenlager in Precu galt als eine der schlimmsten Mordstätten. Würde ich alles beschreiben, was da passiert ist, der Tag wäre für Sie gelaufen“, sagt Rotthoff, Jahrgang 1935, den Menschen, die der Enthüllung seiner Arbeit auf der Verteilerebene der Stadtbahnstation beiwohnten.
Rotthoffs Malerei erinnert auf drei Tafeln in einer Nische der Station beredt an das tragische Schicksal von Leopold Neuwald. Schon im letzten Jahr schuf der Künstler eine Bildcollage über den von den Nationalsozialisten ermordeten katholischen Priester Heinrich König.
Die künstlerische und informative Ausgestaltung der U-Bahnstation unterm Platz geht auf eine Initiative des Instituts für Stadtgeschichte zurück. Prof. Dr. Stefan Goch: „Mit der Umbenennung der Station in Heinrich-König-Platz wird an die Verfolgung Andersdenkender im Nationalsozialismus erinnert. Stück für Stück wird die Station mit Bildern und Texten zu Gegnern und Opfern des Nazi-Regimes ausgestattet.“
Mahnung an die Verbrechen
Bürgermeister Werner Wöll (CDU) eröffnete die kleine Feier zur Enthüllung des Gemäldes, das dort nun in einer Replik des Originals hängt: „Wir wollen nicht nur an die schönen Ereignisse aus der Stadtgeschichte erinnern, sondern auch, vor allem als Mahnung, an die Verbrechen.“ Zentral ist die Figur Leopold Neuwalds als gut situierter Geschäftsmann zu sehen. Er führte seit 1922 den väterlichen Betrieb an der Arminstraße 15. Auf dem Bild umgeben ihn jüdische Attribute wie der Hannuka-Leuchter, der Gebetsschal oder der Davidstern.
Auf der linken Seite hält der Künstler Gebäude wie das Weka-Kaufhaus fest, die einst in jüdischem Besitz waren. Die rechte Bildseite erzählt schlaglichtartig von der Deportation der jüdischen Mitbürger nach Riga, von Massengräbern, von unendlichem Leid.
Mit der Bildgruppe, gehalten in zarten, auch leuchtenden Pastelltönen, ist die Reihe nicht abgeschlossen. Es werden weitere Werke zu Persönlichkeiten wie Alfred Zingler und Fritz Rahkob folgen. Auch diese werden von Karl-Heinz Rotthoff gestaltet.
Leopold Neuwald, an den die Bilder erinnern, ist der Großvater von Judith Neuwald-Tasbach, der heutigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde. Ihr Vater Kurt Neuwald starb am 9. Februar vor 16 Jahren.
Nach der Enthüllung des Bildes sagte sie: „Ich denke heute sowohl an meinen Vater als auch an meinen Großvater.“