Gelsenkirchen. . Neun öffentliche Bücherschränke befinden sich derzeit in Gelsenkirchen.Das Prinzip: Literatur reinlegen, tauschen, ausleihen oder mitnehmen.

Wie sagt man so schön: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Wer kostenlos an Bücher kommt, hat aber noch einmal eine Portion mehr Glück. Schon seit geraumer Zeit haben sich die sogenannten öffentlichen Bücherschränke auch in Gelsenkirchen etabliert.

Ein einfaches Prinzip: Die unverschlossenen Schränke, die sich oft auf öffentlichen Straßen oder Plätzen befinden, sind für alle Bücherfreunde gedacht. Jeder Bürger kann hier einen ausgelesenen Roman, ein Comic oder sein Kochbuch, nachdem er sich an den Rezepten satt gekocht hat, abgeben. Im Gegenzug darf ein Buch aus dem Schrank entnommen werden. Ausleihen oder Behalten – beides ist erlaubt. Die Bücher-Aktion funktioniert kostenlos und ohne Registrierung.

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Vor dem Familienbüro in der Ebertstraße ist von Montag bis Samstag ein solches Schränkchen mit blau-weißem Anstrich frei zugänglich. Alte, neue, große, kleine sowie bunte und graue Bücher liegen hier und warten darauf, dass sie mitgenommen werden. Darunter: Romane, Ratgeber, Fachliteratur und Sach- und Kinderbücher. Auf dem Cover eines roten Buches die Aufschrift „Wozu leben wir?“, ein Taschenbuch vermittelt Grundwissen über die Computersprache HTML. Daneben liegt „Blind Date – Schwerer Verdacht“, ein Roman zur TV-Serie Beverly Hills 90210. Ein Aufkleber erinnert an den D-Mark-Preis.

Das Prinzip kommt gut an

„Die Resonanz ist gut. Zwischendurch gucken wir mal nach den Büchern und sortieren den Schrank“, erklärt Dagmar Ilgner, Projektassistenz beim Stadtumbaubüro City. „Ab und an müssen wir aber auch ‘mal Sachen herausnehmen“, fährt sie fort. So hätten auch schon Heftchen mit barbusigen Frauen und pornografischen Inhalten in den Regalen gelegen. Seitdem hängt eine Gebrauchsanweisung an dem Kasten, die auflistet, was gewünscht und was unerwünscht ist. Ungefähr 100 Bücher hätten in dem Schränkchen Platz. Dagmar Ilgner schätzt den durchschnittlichen Bestand auf 60 bis 70 Bücher. Eine Übersicht der Druckerzeugnisse wird nicht schriftlich festgehalten. „Gerade aktuelle Sachen sind super schnell vergriffen. Aber wir konnten auch schon beobachten, dass Bücher wieder zurückgebracht wurden.“

Gegen die Wegwerfmentalität

Acht weitere Orte für die Buchtauschaktion befinden sich in Gelsenkirchen (siehe Grafik). Ein Bücherregal und ein Schrank im Alfred-Zingler-Haus sind ebenfalls prall gefüllt mit schätzungsweise an die 500 Büchern. Auch wenn die Möbel nicht unter freiem Himmel stehen, greift hier auch das Prinzip: Mitbringen und Ausleihen. „Manche Leute kommen gezielt zu uns, um Bücher, die zuhause zu viel Platz einnehmen, vorbeizubringen“, sagt Günther Bargel, ehrenamtlicher Mitarbeiter. „Gerade Leute, die die Wegwerfmentalität nicht begrüßen, sind davon begeistert“, erklärt er das Prinzip.

Eine Alternative zu den öffentlichen Bücherschränken

Eine Alternative zu den öffentlichen Bücherschränken ist die Online-Plattform „Bookcrossing“.

Die amerikanische Homepage versteht sich als Bibliothek für die ganze Welt. Über eine zentrale Datenbank werden Bücher registriert, durch einem Aufkleber mit einer Identifikationsnummer versehen und an öffentlichen Plätzen liegengelassen.

Die Person, die das Buch findet, kann dann die Identifikationsnummer auf der Webseite eingeben und dort nach Belieben Kommentare hinterlassen, bevor sie das Buch weiterreicht oder es an einem öffentlichen Platz wieder ablegt. Dadurch kann der Weg des Buches von allen vorherigen Besitzern verfolgt werden. Ziel des kostenlosen Projekts ist es, Menschen durch Bücher miteinander zu verbinden.

Auch unter dem Stichwort „Gelsenkirchen“ sind auf der Homepage an die 200 „Crossing-Zonen“ registriert, an denen die Bücher bereits abgelegt wurden. Weitere Informationen auf: www.bookcrossing.de