Gelsenkirchen. . Die Evangelische Kirche Westfalen hat ausgewählten Kirchenkreisen für 2017 Kompositionsaufträge spendiert. Ein Werk geht nach Ückendorf

500 Jahre Reformation, dieses Jubiläumsjahr soll sich in dieser Stadt auch musikalisch widerspiegeln – und so freut sich Kirchenmusikdirektor Andreas Fröhling, dass die Evangelische Kirche von Westfalen mit Blick auf das Jubiläum einen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben hat.

Sechs neue Werke sind entstanden

„Insgesamt sind auf diese Weise sechs neue Kompositionen entstanden. Eine davon ist exklusiv für Gelsenkirchen geschrieben worden – und so können wir am Sonntag, 19. Februar, die Uraufführung des „Kriegslieds“ von Karin Haußmann in der Ückendorfer Nicolai-Kirche gestalten“, erzählt Fröhling, der beim Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid für die musikalische Planung zuständig ist, stolz.

Karin Haußmann, Jahrgang 1962, lebt – wie Andreas Fröhling – in Essen, studierte an der Folkwang-Hochschule Komposition bei Professor Nicolaus A. Huber und hat sich mit ihren klar strukturierten, avantgardistischen Werken einen Namen geschaffen. „Für ihr ‘Kriegslied’ hat sie das gleichnamige Gedicht von Matthias Claudius von 1778 vertont, in dem es unter anderem heißt: „‘s ist leider Krieg – und ich begehre – Nicht schuld daran zu sein!“, erklärt Andreas Fröhling. „Dieser Text ist jetzt wieder sehr aktuell, in Zeiten von Krieg und Vertreibung“, fügt er hinzu.

Die Komponistin singt selber mit

Die Komponistin wird am Aufführungsabend nicht nur anwesend sein, sondern auch mitsingen. „Sie ist Mitglied in der Kantorei der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Rellinghausen, und die wird unsere Kantorei an der Nicolai-Kirche an diesem Abend stimmgewaltig unterstützen“, so Fröhling.

Die Solisten Florian Neubauer (Tenor) und Christph Lahme (Bass), Sprecher und das Ensemble „1517“ ergänzen die Liste der Mitwirken, Andreas Fröhling wird die Gesamtleitung des Abends übernehmen – und hat Werke aus verschiedenen Epochen ausgesucht, die mit Haußmanns „Kriegslied“ in Dialog treten sollen – „Dialoge 2017“ ist das Konzert überschrieben.

Versöhnlicher Ausklang des Konzertabends

Ein Blick in die Partitur des „Kriegsliedes“, das die Essener Komponistin Karin Haußmann für den Konzertabend im Luther-Jahr geschrieben hat. Die Uraufführung des Werkes findet in Gelsenkirchen-Ückendorf statt.
Ein Blick in die Partitur des „Kriegsliedes“, das die Essener Komponistin Karin Haußmann für den Konzertabend im Luther-Jahr geschrieben hat. Die Uraufführung des Werkes findet in Gelsenkirchen-Ückendorf statt. © Joachim Kleine-Büning

„Die neue Komposition bezieht sich auch auf Johann Sebastian Bachs Kantate ‘Erhalt’ uns, Herr, bei deinem Wort’ – und der Dialog von beiden Werken ist äußerst spannend“, betont Fröhling. Sogar die Instrumentalisierung sei ähnlich. „Haußmann hat nur einzelne Instrumente ausgetauscht, eine weitere Oboe hinzugenommen und ein Schlagzeug eingesetzt“, sagt der Kirchenmusikdirektor – und auch wenn die Neukomposition modern sei: „Schrille Schreie oder lautes Krächzen kommen nicht darin vor.“

Auch Bachs Kantate sei aus heutiger Sicht politisch und gesellschaftlich „hochbrisant“, so Fröhling. Versöhnlicher wird da der Text von Felix Mendelssohn Bartholdys „Verleih uns Frieden“ klingen, mit dem die Musiker die Zuhörer nach einer knappen Stunde Konzert in den Abend entlassen wollen.

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Das Chor- und Orchesterkonzert „Dialoge“ wird nicht nur durch den Kompositionsauftrag gefördert, sondern auch mit dem Kulturcent des MiR und vom Landesmusikrat NRW.

Das Konzert in der Nicolai-Kirche an der Ückendorfer Straße 108 in Gelsenkirchen beginnt am Sonntag, 19. Februar, um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spende erbeten.