Gegen Mittag konnten sich Internet-Freunde schon einmal mit dem Abendprogramm der Neuen Philharmonie Westfalen vertraut machen. „Wir haben einen Youtube-Channel mit Videoclips ins Leben gerufen, möchten ab jetzt jedes Projekt mit einem Einblick in die Generalprobe einleiten“, informiert Pressesprecher Mark Mefsut.

Gegen Mittag konnten sich Internet-Freunde schon einmal mit dem Abendprogramm der Neuen Philharmonie Westfalen vertraut machen. „Wir haben einen Youtube-Channel mit Videoclips ins Leben gerufen, möchten ab jetzt jedes Projekt mit einem Einblick in die Generalprobe einleiten“, informiert Pressesprecher Mark Mefsut.

Ganz nah ist der Zuhörer am Entstehen des Konzertes, das dann am Abend den fast ausverkauften Saal des Großen Hauses im MiR füllte. „Attraktionen“ der Titel des 6. Sinfoniekonzertes der Saison. Generalmusikdirektor Rasmus Baumann wollte „eine gehaltvolle Alternative zu Pappnase und Kamelle“ in der jecken Jahreszeit bieten.

„Karneval“, die Konzertouvertüre von Antonin Dvorak, machte den Anfang. Mit Tusch der Becken und irrwitziger Geschwindigkeit stürzte sich das Orchester in das Werk, ein wilder Ritt, das Publikum gleich mittendrin im bunten Reigen. Es ist nicht nur Karneval, es ist auch ein bisschen Zirkus, ein Glanzpunkt jagt den anderen, wie tänzelnde Pferdchen die Streicher - Oboe, Englischhorn und Flöten mit melancholischen Einlagen eines traurigen Clowns. Am Ende überschwängliche Freude des temperamentvollen „tutti“ mit einem breiten Grinsen auf den Gesichtern der Musiker, des Dirigenten und der Zuschauer.

Die zweite „Attraktion“ des Abends die Sopranistin Christina Rümann mit den virtuosen Vokalisen in Reinhold Glières Opus 82. Im ersten Teil des Konzertes für Koloratursopran und Orchester fügte sich die Stimme als weiteres Instrument in den Klangkörper. Herrliche Akute im Zusammenspiel mit dem Rauschen der Harfe, melancholische Dialoge mit der Oboe. Das textlose Singen brauchte keine Worte, Rümanns Vokal „a“ beschrieb Trauer, Tiefe und Sehnsucht mehr als tausend Schriftzeichen.

Den zweiten Teil beherrschten arienhafte Koloraturpassagen, viele dreigestrichene glockenklare Töne, präzise Synchron-Duette mit der Querflöte, strahlend und spielerisch vom ersten bis zum letzten Takt. Großer Applaus und Zugabe von Sergej Rachmaninov. Die Musik blieb in Russland auch nach der Pause. „Pétrouchka“ Burleske in vier Szenen von Igor Strawinsky bot viele Galanummern, jede einzelne Stimme des kompletten Orchesters konnte sich in Szene setzen, denn bei jeder Posse auf dem Petersburger Jahrmarkt war ein anderes Instrument mit kurzem Solo der Mittelpunkt. „Eine Herausforderung, die vielen Takt-und Rhythmuswechsel“, sagte Violinist Markus Wallrafen im Video der Generalprobe. Gemeistert, konnten die begeisterten Zuschauer feststellen. Viele Ovationen, Baumann ließ jeden Solisten und jede Sektion ausgiebig feiern.