Gelsenkirchen. . Eine Potenzialanalyse soll Heranwachsenden die eigenen Stärken bewusster machen. Eine Nachbefragung zeigt, wie hilfreich das Angebot ist.
- Eine gezielte Vorbereitung auf die Berufswahl soll für weniger Ausbildungs- und Studienabbrüche sorgen
- In Gelsenkirchen haben im laufenden Schuljahr alle 2420 Achtklässler die Potenzialanalyse absolviert
- Weil Eltern die wichtigsten Ratgeber sind, werden sie aktiv in die Auswertung einbezogen
Jede vierte Ausbildung und jedes dritte Studium wird abgebrochen. Und das, obwohl Ausbildungs- und Studienplätze zum Teil Mangelware sind. Nicht zuletzt, um diese Quoten zu senken, wurde die Potenzialanalyse eingeführt, die Schülern rechtzeitig helfen soll, die eigenen Stärken besser einzuschätzen. Die 2420 Achtklässler aller Schulformen in Gelsenkirchen haben ihre Potenzialanalyse 2016/17 bereits absolviert; mit dabei auch die Schüler aus den Internationalen Förderklassen.
Einen Tag lang haben die Heranwachsenden dabei außerhalb der Schule, angeleitet von externen Pädagogen, in Gruppen mit verschiedensten Aufgaben ihre eigenen Talente testen und noch unerkannte Stärken entdecken können. Ziel ist es, dass die Schüler sich frühzeitig mit ihren Berufswünschen und den Berufen befassen, die zu ihren Stärken passen.
Zum ersten Mal alle Schulen und Schüler dabei
Insgesamt zum dritten Mal wurde Gelsenkirchener Schülern dieses Angebot zum besseren Übergang von der Schule in den Beruf gemacht; im Rahmen des Programms „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Diesmal konnten erstmals alle Schüler daran teilnehmen, im Vorjahr fehlten noch drei Schulen. Künftig soll es zudem ein Angebot für Seiteneinsteiger aus Internationalen Förderklassen geben, die dann zwei Tage lang die Möglichkeit habe, ihre Potenziale zu ermitteln.
Gute Chance, sich selbst besser kennenzulernen
Ausgesprochen positiv seien die Rückmeldungen der Teilnehmer zur Potenzialanalyse im vergangenen Schuljahr gewesen, betonen die Koordinatoren des Übergangs Schule-Beruf, Bernd Zenker-Broekmann und Stefanie Schäfer. Jeder Vierte der 1696 Achtklässler, die 2015/16 teilnahmen, gab bei der nachträglichen Befragung an, dank Potenzialanalyse ein zusätzliches Talent an sich entdeckt zu haben. Mehr als jeder Vierte habe sich zudem „selbst besser kennengelernt“. Jeder Zweite hatte nach der Analyse das Gefühl, sich selbst gut eingeschätzt zu haben.
65,8 Prozent der Teilnehmer bekundeten, dass ihnen die Potenzialanalyse Spaß gemacht habe. Erfreulich hoch war dabei die Rücklaufquote der Fragebögen. 80 Prozent der Bögen kam beantwortet zurück – bei freiwilliger Teilnahme: „Das zeigt, dass es die Schüler wirklich interessiert“, freut sich Zenker-Broekmann. In der Tat wünschten die Schüler sich in der Befragung auch eine noch intensivere Vorbereitung in der Schule auf diesen Analysetag, um noch mehr daraus ziehen zu können.
Eltern beeinflussen Berufswahl am stärksten
Ein weiteres Ergebnis der Befragung zeigt, dass es weiterhin vorwiegend die Eltern sind, die die eigene Berufswahl beeinflussen. Aus diesem Grund wird auch besonders großer Wert darauf gelegt, die Eltern beim Auswertungsgespräch der Analyse mit einzubeziehen. Damit auch sie von möglicherweise bislang unentdeckten Talenten, Stärken, Schwächen und Berufsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs erfahren. Denn zwar gaben die meisten Schüler an, sich auch vor der Potenzialanalyse schon Gedanken über ihre spätere Berufswahl gemacht zu haben; aber nicht in Zusammenhang mit ihren Stärken und Talenten.
Am Ende der Analyse steht ein Orientierungsprozess
Ein Fazit der Nachbefragung ist, dass den Achtklässlern noch stärker bewusst gemacht werden muss, dass am Ende der Potenzialanalyse nicht direkt die Berufswahl steht. Vielmehr, so Zenker-Broekmann, lege die Potenzialanalyse den Grundstein für einen langen Berufsorientierungsprozess.
Unternehmen für die Praxistage gesucht
Im April sollen die Praxistage auf die Analyse folgen. Dafür suchen die kommunalen Übergangsmanager noch dringend teilnehmende Unternehmen. Bei den Praxistagen geht es darum, dass die Schüler zunächst im Rahmen eintägiger Berufsfelderkundungen überhaupt einen Einblick in Berufsfelder bekommen – möglichst in drei verschiedene Berufsfelder, für je einen Tag. Später sollen Praktika genauere Einblicke ermöglichen.
Kontakte zu künftigen Fachkräften knüpfen
Dabei gibt es eine Schwerpunktwoche vor den Osterferien, vom 3. bis 7. April, sowie eine nach den Ferien, vom 24. bis 28. April. Aber auch danach sind Berufsfelderkundungen möglich – bis zum Beginn der Sommerferien.
Unternehmen, die schon jetzt Kontakt zu möglichen künftigen Fachkräften knüpfen und dafür Erkundungsplätze zur Verfügung stellen, können sich jederzeit auf dem Buchungsportal www.praxistage-gelsenkirchen.de registrieren. Mehr Info für Unternehmen gibt es bei Koordinatorin Stefanie Schäfer, 0209 169 2412.